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Idylle der Hyänen

Idylle der Hyänen

Titel: Idylle der Hyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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wiedergekommen. Hab sie umarmt. Man muß einen Menschen umarmen. Gell? Und sie sagt: Fahr mich raus nach Schild.
    Das Dorf. Wir fahren gleich los. Ich wollt nicht. Und dann doch. Sind durchs Dorf gefahren, unerkannt. Schön war’s. Nachts am See. Hab sie entjungfert. Blut allüberall. Und sie: Drück zu! Und ich drück zu. Und sie: Drück zu! Und ich drück zu. Das war gut. Endlich was Lebendiges zwischen den Fingern. Da. Da dazwischen. Das Leben. Auf dem Leben in Schild auf der Höh. Das ist Vorsehung. So macht der Gott das mit uns. Sieht was vor für uns. Ist gut für uns. Hab immer drauf gewartet. Daß der Moment kommt. Der Moment, daß ich zupack und was schaff. Sie hat auch gewartet, lebenslang. Im Kloster. Nichts passiert. Gott weg. Hat die Schwester Oberin nicht kapiert. Dacht, da wär eine Seele, die braucht eine Stille. Und eine Versenkung. Gut gespielt, Sehnerl! Jeden Morgen früh aufgestanden, gebetet und auf den Knien gerutscht. Untertänig. Schwester Oberin denkt: Brav und fleißig und gottsfürchtig. Ines aber möcht, daß der Schmerz aufhört. Der Schmerz aus dem Leichenschauhaus. Hat’s gegeben früher, das Haus. In Schild auf der Höh. Heller stiller Morgen. Hab aufgepaßt, wenn sie gesprochen hat unterm Bett. Neben mir. Im Hotel. Gell? Das Gras frisch gemäht. Und in der Nähe die Glöckchen der Schafe. Am Waldhang. Sie wollt einen Blick durchs Fenster werfen. Nicht rein. Hat ihr Vater ihr verboten. Und der Pfarrer Lugmaier. Ganz allein. Ein Blick auf den Sarg da drin und niederknien im Gras, das duftet.
    Und die Hände vors Gesicht halten. Damit der schöne Tag nichts mitkriegt. Wie sie weint. Wie sie weint. Aus Versehen drückt sie die Klinke. Ist offen. Sechs Uhr in der Früh. Offen! War also die ganze Nacht offen. Hat der Pfarrer Lugmaier vergessen abzusperren! Und sie denkt, das ist Sünde, was sie tut. Ist das Sünde? Daß sie von Gott bestraft wird lebenslang. Denkt sie. Geht aber rein. Weil: Wenn Gott sie deswegen straft, dann läßt sie sich bestrafen. Und geht auch in die Hölle. Für ihre Mama im Tod. Ist ihr gleich, was der Gott von ihr denkt. Drinnen kalt. Sarg da. Nelkengebinde drauf. Vom Blumenhuber. Den hat sie mir gezeigt, als wir durchs Dorf gefahren sind, heimlich. Im Innern des Sarges hält ein Engel Wache. Erzählt vielleicht was. Zur Zerstreuung. Bis das Zimmer im Himmel saubergemacht ist. Sie ist doch zu früh, die Frau Gebirg! Wie im Hotel. Muß man warten, bis die Lisl die Betten frisch überzogen hat. Das Waschbecken und die Toilette und die Dusche desinfiziert hat. Und saubere Handtücher aufgehängt hat. Und den Teppich gestaubsaugt hat. Muß man warten. Erzählt der Engel was. Merkt Mama nicht, wie die Zeit vergeht. Und schon ist das Zimmer fertig, und sie kriegt den Schlüssel. Und darf nach oben gehen. Wieso ertrunken, Mister Fischer? Sie konnt schwimmen. Und hat nie Angst gehabt vor dem Wasser. Und wieso darf das Kind die Mutter nicht anschauen am Schluß? Hat sie mich gefragt unterm Bett im Hotel. Damals vor sechs Tagen, sagt sie zu mir unterm Bett, hat sie die Hand der Mutter zum letztenmal gestreichelt. Das ist nicht lange her. Aber ihre Haut war schon ganz hart, die Haut von der Sehnerl im Dorf Schild auf der Höh. Keine Umarmung mehr, nie mehr. Wenn man nicht umarmt wird, dann erfriert man. Naturgesetz. Wieso hat die Mutter die Sehnerl nicht mitgenommen? Hat dann gewartet. Hat dann aufgehört zu warten. Ist dann untergegangen. Und wieder aufgetaucht. Ist dann zum Vater und hat ihn zur Rede gestellt. Hat er alles zugegeben. Auch daß die Oma der Mutter sich umgebracht hat. Vor den Augen des Kindes. Wollt nicht länger am Leben bleiben. Ist untergegangen. Sehnerl draußen. Auch im Kloster. Hat die Schwester Oberin nicht mitgekriegt. Dachte: Ein Unfall. Aber: Sie ist rausgeschwommen und hat der Mutter gewinkt. Kamen zwei Ruderer und zerschlugen ihr Winken. Das Winken von der Sehnerl. Sie hat Tabletten genommen. Und weg da. Zu mir. Sollt sie ins Dorf fahren, und ich hab gedacht, sie will in die Familie zurück und in die Pension. Sie hat auf mich gewartet im Gesträuch am See. Wie schon jahrlang. Wart. Wart. Sie wollt jetzt endlich weg. Wie Mama. Und ich war zur Stelle. Da bin ich gewesen zur rechten Zeit am rechten Ort. Yes. Sie wollt das so. Hat mich geleitet. Ich wollt das nicht. Erst hinterher begriffen: Das hat so kommen müssen. Alles. Und Sie, Mister Fischer. Sie kommen auf einmal zum Chinesen rein, wo ich mein Hühnerfleisch eß. Wegen wem andern. Nicht

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