Ifenfeuer: Allgäu-Krimi (German Edition)
meinte Eva, »das Ganze ist schon ein merkwürdiger Zufall. Beide Fundorte liegen nicht weit auseinander, nur, wie du sagtest, durch einen Bergrücken getrennt. Beide sind mit einem Vierradfahrzeug nur äußerst schwer zu erreichen, liegen aber in einem touristisch interessanten Gebiet, weshalb auch entsprechend viele Leute zu Fuß vorbeikommen. Sollte man die Toten schnell finden, oder war auch das ein Zufall? Oder ergaben sich die Tatorte einfach von selbst? Immer vorausgesetzt, dass auch das Hölloch ein Tatort und kein Unglücksort ist.«
Wanner nickte. »Wir brauchen das Obduktionsergebnis umgehend, damit wir entsprechend tätig werden können, bevor dort oben alle Spuren verwischt sind. Ist das Papiertaschentuch schon …«
»Liegt bereits bei der Untersuchung«, ließ sich Riedle vernehmen. »Ich habe das Rotzergebnis als äußerst dringend gemeldet.« Er kicherte vor sich hin.
Eva Lang schüttelte sich. »Also weißt du, Alex! Da kriegt man ja das Würgen.«
»Aber so ist es doch«, verteidigte Riedle seinen Ausdruck.
»Mahlzeit!«, sagte der Hauptkommissar.
»Also, nix darf man sagen«, knurrte Riedle und wandte sich beleidigt ab.
Wanner sah auf seine Uhr. Bis zum Treffen mit Berger hatte er noch rund zwei Stunden Zeit. Vielleicht kam das Ergebnis der Obduktion ja vorher, was sehr hilfreich wäre. Dann konnten die Gedanken konkreter zusammengefasst werden. Entweder gab es einen oder zwei Morde. Waren es tatsächlich zwei, dann musste mit Hochdruck daran gearbeitet werden, einen eventuellen Zusammenhang zu finden. Ganz wichtig war es natürlich, die Identität der Toten festzustellen. Aber, so hoffte Wanner, das müsste ja in relativ kurzer Zeit zu schaffen sein. Irgendwie glaubte er nicht daran, dass sie von außerhalb des Kleinwalsertales kam, und im Tal kannten sich die meisten Leute untereinander. Doch die Tote war so zugerichtet, dass ein Foto ihres Gesichts nicht möglich schien. Sie mussten also auf eine Vermisstenanzeige warten.
Paul holte sich einen Becher Kaffee im Sozialraum. Das heiße Getränk tat ihm gut. Die beiden Morde – wenn es denn zwei waren – ließen ihn erschauern. Es war jedes Mal dasselbe: Zu Beginn der Ermittlungen tastete er sich vorsichtig an die Tatsachen heran, setzte seine grauen Zellen in Bewegung und ließ seiner Kombinationsgabe freien Lauf. Gab es erste Erfolge, biss er sich gleichsam daran fest und zog auch sein Team mit.
Wanner sah wieder auf die Uhr. In zehn Minuten müsste er los, um Berger nicht warten zu lassen. Außerdem mussten sie wieder zum Hölloch hinauffahren, um die Gegend weiter nach Spuren abzusuchen. Diese Arbeit war auch dann nicht umsonst, falls sich herausstellen sollte, dass es sich um einen Unglücksfall gehandelt hatte …
Es klopfte. Ein junger Kollege brachte ein Fax herein. »Obduktionsbericht! Soll ich Ihnen schon als Fax im Voraus geben, damit es schneller geht.« Damit verließ er das Büro wieder.
Der Hauptkommissar griff hastig nach dem Papier und begann zu lesen. Seine Vermutung wurde leider bestätigt. Die unbekannte Tote war ganz offensichtlich vor ihrem Sturz in die Tiefe gewürgt worden, wie Hämatome am Hals bewiesen. Außerdem fanden sich unter ihren Fingernägeln neben Erdteilchen noch Hautreste, die nicht von ihr stammten, sondern – Wanner hielt die Luft an – mit den DNA-Spuren im Papiertaschentuch identisch waren.
Also doch! Er hatte es geahnt. Das ungute Gefühl der ersten Stunde hatte sich bewahrheitet, und Wanner wusste, dass ihn auch dieses Mal sein Instinkt nicht getäuscht hatte. Also Mord am Hölloch, Mord auf Schneiderküren – hier konnte kein Zufall im Spiel sein! Jetzt galt es, mit den österreichischen Behörden zusammenzuarbeiten, mit Florian Berger, um möglichst schnell die Identität der beiden Toten festzustellen, wobei sie den Namen des Toten von Schneiderküren ja schon kannten. Alles andere musste sich dann daraus ableiten lassen. Waren die Namen erst einmal bekannt, konnten die Ermittlungen auf das Umfeld der Ermordeten ausgeweitet werden.
Paul Wanner setzte sich umgehend mit dem Leiter der Kripo Kempten, Oberrat Jürgen Mollberg, in Verbindung, der vor wenigen Wochen ernannt worden war. Mollberg, informierte sofort den Leiter des Polizeipräsidiums, Präsident Gottlich, der die Neuigkeit an die österreichischen Behörden in Bregenz weitergab und um ein äußerst kurzfristig anberaumtes Treffen mit dem zuständigen Kollegen irgendwo zwischen Kempten und Bregenz bat.
Das Treffen konnte dann
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