Ifenfeuer: Allgäu-Krimi (German Edition)
verließen, war von Regenwolken weit und breit nichts zu sehen.
10 Wanner saß mit Florian Berger in dessen Büro, und sie besprachen die neue Situation.
»Also, jetzt ist es so weit: Wir dürfen, nein, wir sollen wieder zusammenarbeiten. Grenzüberschreitend, wie betont wurde. Da muss ja allerhand passiert sein, dass sich unsere beiden obersten Chefs dazu haben hinreißen lassen, das zu entscheiden, ohne Wien oder München einzuschalten.«
Florian nickte. »Ja, manchmal kann’s scho recht schnell gehn, wenn es denen in der oberen Etage in den Kram passt. Und manchmal könntest Junge kriegen, weil nix vorwärtsgeht.«
»Also, deinen Toten kennen wir jetzt, das muss der Brugger sein, so wie du mir das geschildert hast. Lass aber sicherheitshalber nachforschen, ob das stimmt. Meine Tote ist leider noch anonym. Ich schlage vor, dass du im Tal suchst und ich im Oberallgäu. Wenn die beiden Fälle zusammenhängen, wovon wir ja ausgehen, ist die Frau wahrscheinlich ganz aus der Nähe.«
»Ja, des glaub i auch. Ruf doch du in Kempten an und veranlass deine Kollegen zur Schnellarbeit, i schau inzwischen nach einer Bestätigung, dass es sich tatsächlich um den Brugger handelt.« Damit verließ er das Büro.
Wanner holte sein Handy hervor und informierte sein Team über die Sachlage.
»Tja, da hast du wieder recht gehabt mit deiner Vermutung«, sagte Eva Lang. »Jetzt machen wir uns mit Hochdruck an die Identifizierung der Frau. Immerhin haben wir die DNA vom Mörder dank des Taschentuchs, das du gefunden hast. Wir brauchen nur noch«, sie betonte ironisch das nur, »einen Verdächtigen, der dieselbe DNA hat, und schon wäre alles gelaufen.«
»Ja, genauso läuft’s, ruck, zuck ist der Fall gelöst, und wir können in die Herbstferien gehen. Oder?« Wanners Stimme klang bei weitem nicht so optimistisch, wie die getroffene Aussage vermuten ließ. »Ich glaube, wir müssen im Kleinwalsertal anfangen, wo der Tote ja bekannt war, und versuchen von dort aus eine Verbindung herzustellen. Da kommen wir wahrscheinlich schneller ans Ziel. Und weil ich schon mal hier bin, fangen Florian und ich gleich mit den Ermittlungen an … ah, da kommt er grad wieder rein. Ciao, ihr Lieben, und arbeitet mal schön, bis ich zurück bin!« Ohne eine Antwort abzuwarten, legte Wanner auf und wandte sich Berger zu, der mit siegessicherer Miene zu seinem Schreibtisch ging.
»He, Paul, alles klar: Des isch der Brugger! Mein Kollege hat’s in der Zwischenzeit rausgefunden, außerdem haben ihn zwei Leute auf dem Foto einwandfrei erkannt. I dät vorschlagen, dass wir als Erstes noch mal nach Schneiderküren fahren, dann die Schule aufsuchen, an der Brugger Lehrer war. Und dann befragen wir die Josefine Kohler von den Naturschützern. Irgendwas wird schon rauskommen, was uns weiterhilft.«
Wanner schaute auf seine Uhr. »Also, jetzt ist es fast drei. Wenn du dein Zauberbike anwirfst, schaffen wir es vielleicht noch nach Schneiderküren, um dort die Gegend abzusuchen. Wenn ich wieder mal heimkomme, werde ich mir Literatur über diesen mystischen Ort beschaffen und mich einlesen. Scheint ja unheimlich interessant zu sein. Kennst du ein Buch, das nicht so dick, dafür aber verständlich geschrieben ist? Schließlich möchte ich vor Weihnachten noch durchkommen.«
»Ja, der des Lager entdeckt hat, hat eins g’schrieben. Der Titel hat was mit einer Rabenfrau zu tun, hab aber vergessen, wie er genau heißt.«
Wanner wurde hellhörig. »Mit einer Rabenfrau? Wieso gerade mit einer Rabenfrau?«
Florian zuckte mit den Schultern. »Weiß i auch ned. Du kannst ihn ja mal fragen, der wohnt hier ganz in der Nähe. I glaub, der tät dir auch gerne eins verkaufen«, setzte er grinsend hinzu und hakte nach: »Warum fragst?«
»Normalerweise denkt man nicht gerade an eine Rabenfrau, wenn man Raben sieht. Man kann sie eh nicht unterscheiden, wenigstens ich nicht. Aber ich frag auch deswegen, weil in der Zeit, in der ich am Hölloch auf dich gewartet habe, dort zwei Raben aufgetaucht sind. Die haben sich auf einen Baum gesetzt und mir zugeschaut. Und, stell dir vor, wie sie weitergeflogen sind, haben sie so lange gekrächzt, bis ich, wie unter Zwang, zu dem Baum hin bin. Und was find ich da in den trockenen Ästen am Boden? Das Papiertaschentuch! Und da drauf haben wir die DNA des Mörders lokalisiert. Also da könnst doch grad abergläubisch werden!«
Florian kratzte sich hinterm Ohr. »Na ja«, sagte er dann und erhob sich. »Ist schon komisch. Hier im
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