Ifenfeuer: Allgäu-Krimi (German Edition)
auch gegen zwölf Uhr am selben Tag in Heimenkirch stattfinden. Präsident Gottlich und Brigadier Johann Moosbrugger trafen sich im Gasthaus Sonne, wo sie sich in eine stille Ecke zurückzogen und zu den anstehenden Mordfällen im Kleinwalsertal und am Hölloch austauschten. Damit das Ganze nicht zu trocken wurde, genehmigten sie sich je ein Viertel Chardonnay und aßen Griesnockerlsuppe, Pangasiusfilet und drei Kugeln Erdbeereis zum Nachtisch.
Bei diesem freundschaftlichen Treffen musste der Brigadier zugeben, dass er leider, leider niemanden ins Kleinwalsertal schicken könne, wie schon sein Kollege dem Herrn Berger in Hirschegg mitgeteilt hatte, da gerade in letzter Zeit im Vorarlberger Rheintal einige Schwerverbrechen geschehen waren, die Vorrang hatten.
»Also des tut mir sehr leid, Herr Kollege, und krank send mir auch noch ein paar geworden«, sagte Moosbrugger zu Gottlich. »Aber wir müssen uns was ausdenken, was der Sache dienlich ist, unsere Nationen ned in Rage bringt, dem Dienstweg entspricht und vor allem auch noch zu einem Fahndungserfolg führt. So, jetzt wissen Sie, unter welchem Druck wir die G’schicht erledigen müssen. Fallt Ihnen dazu was ein? Mir ned!«
Er hob sein Glas und trank es aus.
»Also einfach wird’s nicht«, gab Gottlich zu. »Aber was hilft’s? Wir müssen uns schleunigst einen Weg ausdenken, die Zeit drängt. Beide Morde geschahen in freier Natur, und dort werden die Spuren sehr schnell verwischt sein. Ich schlage vor, wir genehmigen uns noch ein Gläschen, und bevor das ausgetrunken ist, müssen wir eine Lösung gefunden haben! Einverstanden?«
Der Brigadier wiegte den Kopf. »Also, ich weiß ned, ob des so schnell geht. Schließlich ist ein Glaserl relativ wenig für eine solch schwierige Entscheidung. Denken S’ doch, Herr Kollege, wir zwei müssen über Ländergrenzen hinweg entscheiden, ohne Wien und ohne München, also ohne den offiziellen Dienstweg, weil es sonst viel zu lange dauern tät. Wenn wir uns ned einigen, können wir die beiden Fälle vergessen. Vielleicht lösen ja dann unsere Nachfolger des Rätsel, und wir zwei schauen von unserem Pensionärssofa neugierig zu.« Er lachte in sich hinein, hob sein Glas und prostete Gottlich zu.
Du liebe Zeit, dachte der Polizeipräsident, entweder wir schaffen es noch vor dem Ende dieses oder des nächsten »Glaserls«, oder unsere Chauffeure bringen zwei Alkoholleichen nach Hause, und außer den Spesen war nix gewesen. Er hob sein Glas und prostete zurück.
»Also, ich glaube, mir kommt da eine Idee«, setzte er an. »Wir hatten doch schon mal eine hervorragende Zusammenarbeit in dem Fall Gundsattel. Damals haben Ihr Kollege Berger und mein Hauptkommissar Wanner in bestem Einvernehmen den Fall gelöst. Wie wäre es denn, wenn wir es wieder so machten? Wir spannen einfach die beiden zusammen, versprechen ihnen jede Unterstützung, gewähren diese auch, so weit möglich, und sehen mal, wie weit sie kommen. Haben Sie dann Leute für Schneiderküren frei, schicken Sie diese hin und lassen sie auf Bergers und Wanners Arbeit aufbauen. So oder … ähnlich … hupps … Entschuldigung! … könnte ich mir die grenzüberschreitende Zusammenarbeit denken.«
Etwas unsicher stellte er sein Glas auf den Tisch zurück und sah den Brigadier an.
Der dachte nach, hob sein leeres Glas noch einmal und nickte dann begeistert. »Das ist eine Idee! Die könnt direkt von mir sein!« Er lachte und hielt der Kellnerin sein Glas zum Nachfüllen hin. »Also … hupps … öha … so was … ’tschuldigung … so machen wir des. Sie schauen, dass Sie mit München klarkommen, und ich seh zu, dass ich des Wien verklickern kann. Schließlich pressiert’s ja … hupps … furchtbar, es sind schon heftige Niederschläge ang’sagt, und man muss sofort loslegen, weil Gefahr im Verzug ist!«
Gottlich atmete auf. Ja, so würde es gehen – hoffentlich! Er bestellte einen starken Kaffee, und die beiden redeten noch eine Zeitlang, teils dienstlich, teils privat miteinander. Als sie sich schließlich gegen vierzehn Uhr verabschiedeten, um nach Bregenz beziehungsweise Kempten zurückzufahren, hatten sie beschlossen, sich wieder zu treffen und über mögliche Ergebnisse zu sprechen.
Vorher wurden noch Wanner und Berger telefonisch informiert und es wurde den beiden nahegelegt, sofort – Gottlich und Moosbrugger wiederholten jeweils deutlich das Wort sofort – mit der gemeinsamen Arbeit zu beginnen.
Und als sie die Gaststätte
Weitere Kostenlose Bücher