Ifenfeuer: Allgäu-Krimi (German Edition)
vorher in feine Partikel auflöst, die irgendwo im Weltraum verglühen und für immer verschwinden.«
»Jawohl, Herr Professor Wanner! Aber jetzt suchen wir erst mal nach irdischen Spuren weiter, schließlich wollen wir einen Mordfall aufklären.« Florian klopfte seinem Freund auf die Schulter und begab sich in der Umgebung des Lagers auf die Suche.
Wanner aber war nicht so schnell aus seinen Gedankengängen herauszubringen. Er sah sich die schräge Felswand an und das nun teilweise zerstörte Lager. Auch als Laie erkannte er die Spuren, die Steinzeitmenschen einmal verursacht hatten, als sie den Platz vor der Wand einzuebnen versuchten. Die Fläche mochte eine durchschnittliche Breite von zwei bis drei Metern haben und war auf ihrer Talseite von ein paar Felsbrocken eingerahmt, die eine mehrfach unterbrochene Linie bildeten.
Durch den Blitzschlag waren abgebrochene Felsentrümmer offenbar über diesen unvollständigen Rand hinweggerollt und lagen unterhalb des Lagers, wo sie durch das Gestrüpp aufgehalten worden waren.
Warum Wanner dort hinuntergestiegen war, um sich die Brocken anzuschauen, konnte er später nicht mehr sagen. Er rutschte einfach durch das Geröll zu den Sträuchern hinab, an denen die abgesprengten Felsbrocken zum Halten gekommen waren. Er besah sich die Teile. Dann fragte er sich verstimmt, was er eigentlich hier unten suchte.
Zwei Kolkraben kamen plötzlich lautlos über die Felswand geflogen und kreisten über dem Lager. Wanner entdeckte sie nur durch Zufall, als er aufsah, um nach Berger Ausschau zu halten, der abseits in den Büschen und Latschen nach Spuren suchte. Die beiden Vögel setzten sich auf eine von Wind und Wetter gekrümmte Fichte und blickten zu Wanner herunter. Kein Laut war von ihnen zu hören, kein Krächzen erklang. Sie saßen einfach da und schauten den Menschen an, der sich an den Felsbrocken zu schaffen machte.
Dem Hauptkommissar wurde es unangenehm. Das ist ja wie bei Hitchcocks Vögeln, dachte er und wandte sich fast ärgerlich wieder um. Er wollte gerade wieder nach oben steigen, um Florian bei seiner Suche zu helfen, als sein Blick an einem Gegenstand hängen blieb, der unter dem Brocken zu liegen schien, der am weitesten ins Gestrüpp gerollt war. Zuerst glaubte Wanner, dass es ein getrockneter und ausgebleichter Ast von einem der umstehenden Bäume war. Dann sah er näher hin. Die Form war ungewöhnlich, so sah kein Ast aus. Eher ein Knochen. Vielleicht war hier ein Tier zu Tode gekommen, eine Gämse, ein Murmeltier, ein Fuchs? Wanner bog den Strauch etwas auseinander und schaute genauer hin, hielt die Luft an und starrte … auf ein astähnliches Knochenstück, das lose über einem teilweise sichtbaren menschlichen Schädel lag. Daneben steckte ein halb abgebrochener Unterkiefer mit einigen Zähnen im Erdreich. Alle Teile machten einen stark verwitterten Eindruck.
Verwirrt richtete sich Wanner auf. Wen hatte er hier entdeckt? Keinesfalls waren die Skelettteile jüngeren Datums, eher ziemlich alt.
Automatisch hob er den Kopf und sah zu der Wetterfichte hinüber. Ihre Äste waren leer. Genauso lautlos, wie sie gekommen waren, waren die Raben auch wieder verschwunden.
Wanner schüttelte den Kopf. Das alles kam ihm reichlich mysteriös vor.
Dann rief er nach Berger.
11 Bei der Hauptversammlung der Kleinwalsertaler Bergbahnen ging es diesmal hoch her. Wenn sonst bei Kanzelwand und Walmendinger Horn die Diskussionen relativ sanft dahinplätscherten, so war es diesmal anders. Naturschützer sahen nach dem Verkauf der Ifenbahnen endlich die Gelegenheit gekommen, ihre Vorstellungen von Naturschutz in der von den Medien stark beachteten Versammlung in größerem Ausmaß öffentlich zu machen. Selbst das Vorarlberger Fernsehen und zwei Radiosender waren anwesend. Es dauerte auch nicht lange, und die Darlegungen der Bahnmanager wurden immer wieder unterbrochen, so dass man bald mit dem Programmablauf in zeitlichen Verzug geriet. Selbst Rufe nach Ordnung wurden nicht beachtet, und bald waren zaghafte Rufe nach der Polizei zu hören. Aber die Bahnbetreiber wollten keine Polizei, weil sie wussten, dass auch sie Gelegenheit hatten, ihre Standpunkte darzulegen.
Unbestritten schien die Tatsache zu sein, dass die bisherige Doppelsesselbahn im Winter nicht mehr ausreichte, um einen ungehinderten Skibetrieb zu gewährleisten. Was nützte es, so hatten sich Skifahrer beklagt, dass man relativ freie Pisten hatte, wenn man dafür an der Talstation in einem ungeordneten Haufen
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