Ifenfeuer: Allgäu-Krimi (German Edition)
kommt mir die gute Josefine ned vor. Aber i weiß noch ned recht, wohin i die stecken soll. Am besten wir merken uns mal, was sie g’sagt oder auch ned g’sagt hat.«
Eva Lang sah nachdenklich aus. »Wenn man’s genau nimmt, hat sie uns – wenn auch wahrscheinlich ungewollt – mehr gesagt, als sie eigentlich wollte. Das Alibi ist mir reichlich wackelig. Die Privatangelegenheiten, die niemanden was angehen, zeigen mir, dass sie wahrscheinlich ein Verhältnis mit Brugger hatte. Wie Herr Berger schon sagte, wir sollten uns ihre Antworten merken. Der Alex hat ja das Band mitlaufen lassen, wir müssen es bloß abschreiben lassen.«
»Interessant war ja auch die Sache mit den drei Schritten«, warf Alex ein. »Es blieb offen, was der dritte Schritt beinhalten wird. Man könnte sogar eine Bereitschaft zur Gewalt heraushören.«
Bevor Wanner etwas entgegnen konnte, sagte Berger: »Also, übrigens, i bin ned der ›Herr Berger‹, sondern der Florian, damit des klar ist.«
Eva Lang und Alex Riedle beeilten sich, ihre Zustimmung zu der neuen Duzfreundschaft zu geben.
Dann verabschiedeten sich Berger und Wanner, der seinen Kollegen erklärte: »Ich muss den Florian durch die Altstadt von Kempten führen und auf ihn aufpassen. So einen Prachtkerl lassen die Kemptener Damen vielleicht nicht ungeschoren davonkommen. Das heißt natürlich, nur wenn der Florian mit dem Polizeischutz einverstanden ist.«
Florian nickte großmütig.
Freundlich winkend verließen die beiden das Büro.
16 In der Dämmerung dieses Tages pirschte sich eine Person langsam durch den Kürenwald nach Schneiderküren hinauf. Offensichtlich darauf bedacht, nicht gesehen zu werden, sah sie sich öfter aufmerksam um, bereit, jederzeit vom Weg abzuweichen und im Unterholz zu verschwinden. Als sie den Waldsaum erreicht hatte, verharrte sie minutenlang und beobachtete das Gelände vor sich. Der Weg zog sich durch das enge Kürental zum Gottesackerplateau hinauf. Dann ging sie langsam weiter. Sie nutzte den Schutz von Felsvorsprüngen, einzelnen Bäumen und Sträuchern und gelangte schließlich zur Jagdhütte auf Schneiderküren. Sie ging einmal rund um die Hütte, wobei sie angespannt in alle Himmelsrichtungen schaute, und wandte sich dann beruhigt zur Tür. Sie zog einen Schlüssel aus der Tasche des grauen Anoraks. Die Tür sprang auf, und die Person betrat das Innere der Hütte. Auch hier der besorgte Rundblick, aber die Leere der Räume ließ sie aufatmen. Sie zog den kleinen Teppich von der Falltür und öffnete sie.
Entsetzt blickte sie in den leeren Raum darunter. Sie fiel auf die Knie und fingerte darin umher, aber es gab kein Loch, in dem die Kiste hätte verschwunden sein können. Fieberhaft begann sie, die Hütte zu durchwühlen, ohne Rücksicht darauf, Spuren zu hinterlassen. Die Kiste blieb verschwunden. Sie rannte vor die Tür und blickte unter den Hüttenboden, aber auch dort war lediglich der gemauerte Raum zu sehen, in dem sich die Kiste befunden hatte.
Sie fluchte vor sich hin. Wer hatte das Versteck entdeckt, und wohin war die Kiste mit dem wertvollen Schmuck und dem Werkzeug aus der Steinzeit gebracht worden? Sollte ihr Gang hier herauf umsonst gewesen sein?
Nach einem letzten Rundblick stieg die geheimnisvolle Person zur Lagerstelle der Steinzeitmenschen hinüber und begann sich umzusehen. Aber auch dort war nichts zu entdecken. Sie schimpfte in Gedanken vor sich hin, wandte sich schließlich um und begann den Rückweg ins Tal.
Mit kräftigem Flügelschlag rauschten zwei Raben über ihren Kopf und ließen sich unweit auf einem Ast nieder. Fast unsichtbar stand eine Gämse an einer Felsenspalte und äugte aufmerksam den Weg entlang, auf dem sich der Mensch entfernte.
17 Ein herbstlicher Hauch lag an diesem Tag über der Landschaft. Zarte Silberfäden schwebten durch die Luft und verfingen sich in den spitzen grauen Felsen der Helvetischen Kreide. Über der Allgäuer Hauptkette zogen vom Süden her flache, fein gefächerte Wolken auf und drängten den blauen Himmel langsam nach Norden. Böiger Wind, sanft im Tal, heftig auf den Bergen, kam aus südwestlicher Richtung heran und ließ den Föhn erahnen, der sich behutsam aufbaute.
Paul Wanner und Eva Lang waren unterwegs nach Riezlern. Sie wollten zusammen mit Florian Berger versuchen, ein Gespräch mit Pfarrer Aniser zu führen. Berger hatte ihn bereits vorsichtig auf ihr Kommen vorbereitet. Alles andere musste sich aus dem Gespräch ergeben. Es galt zu versuchen, mit Hilfe des
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