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Ifenfeuer: Allgäu-Krimi (German Edition)

Ifenfeuer: Allgäu-Krimi (German Edition)

Titel: Ifenfeuer: Allgäu-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Nowotny
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verleiht?«
    Wanner machte den lahmen Versuch eines Scherzes. Ihm war es sichtbar unangenehm, Realität und Erscheinungen unter einen Hut bringen zu müssen. Schließlich wollte er sich nicht auslachen lassen, wenn er zugab, an diesen Spuk zu glauben. Und es war ihm nicht mehr möglich, in die scharfen Augen des alten Pfarrers zu blicken, der ihn unverwandt angestarrt hatte.
    Einen Augenblick war es still in der Stube. Eva und Florian schauten abwechselnd Aniser und Wanner an. Dann erhob sich Aniser und trat an das Regal, auf dem einige Flaschen standen. Er nahm eine davon, holte vier kleine Gläser und stellte sie auf den Tisch. Dann goss er vorsichtig ein.
    »Selbstangesetzter Likör aus einheimischen Kräutern. Ist ausgesprochen gut für die Gesundheit. Und der Herr hat nichts davon gesagt, dass man die Kräuter dieser Welt nicht auch flüssig genießen darf.« Er lachte leise vor sich hin. »Sie können ihn ruhig probieren, er schadet nicht, und mit dem Auto kann man nach einem Gläschen auch noch fahren.« Er nahm sein Glas und hielt es seinen Gästen entgegen, dann trank er es aus. Wohl oder übel folgten ihm die Polizisten und stellten dann die Gläser zurück auf den Tisch.
    Der Pfarrer fuhr sich mit der Hand über die Augen, dann sagte er: »Niemand braucht sich zu schämen, der etwas glaubt, was er nicht versteht. Darauf sind alle Religionen dieser Welt aufgebaut, denn Gott zu begreifen ist nicht möglich. Nur der Glaube an ihn!« Er blickte in den Herrgottswinkel. »Spuk auf Schneiderküren? Spuk am Hölloch? Es gibt keinen Spuk, aber die Erscheinungen, von denen die Menschen hier im Tal sprechen, ja, die gibt es. Ich habe sie mit eigenen Augen gesehen. Jawohl, Schneiderküren ist ein mystischer Ort, an dem vor langer Zeit etwas geschehen sein muss, was zu diesen Erscheinungen geführt hat. Was, wissen wir nicht, das ist zu lange her. Und das Hölloch, der Herr verzeihe diesen Namen, steht in Verbindung damit. Sie haben erwähnt, dass Sie auf Schneiderküren zwei uralte Skelette gefunden haben? Vielleicht ist das schon die Lösung des Rätsels. Zwei Menschen wurden dort der Erde übergeben, wir wissen nicht von wem und was geschehen war. Sind sie eines natürlichen Todes gestorben, wurden sie ermordet oder von wilden Tieren zerrissen? Es gibt für mich nur eine Antwort.« Aniser hielt kurz inne und schnäuzte sich in ein kariertes Taschentuch. »Sie wurden ermordet!«
    Er sah jedem seiner Gäste herausfordernd in die Augen. Seine Miene war hart geworden, der Ausdruck seiner Augen hatte sich verändert. Ein wildes Flackern war jetzt darin zu erkennen. Dann fuhr er fort: »Jawohl, ermordet! Wie anders sind diese Erscheinungen zu erklären, als dass sie mit einem gewaltsamen Tod in Verbindung stehen? Was sagen Sie? Nach so langer Zeit? Gott kennt keine Zeit, und die Seele eines Menschen bleibt ewig bestehen. Gewaltsamer Tod? Es sind die Seelen der Ermordeten, die sich dort oben am Ifen immer wieder in einer anderen Gestalt zeigen. Sie möchten uns damit hinweisen, dass sie keine Ruhe gefunden haben. Ich werde die Skelettteile herausfordern und in geweihter Erde begraben lassen. Und Ihre Aufgabe ist es, dieses neue Gewaltverbrechen an gleicher Stelle aufzuklären. Es muss eine Verbindung zur Vergangenheit geben, anders sind die Erscheinungen nicht zu erklären. Was ist dort oben in der Steinzeit geschehen? Niemand weiß es, und niemand wird es je wissen. Aber wenn sich bei den genaueren forensischen Untersuchungen herausstellen sollte, dass ein Gewaltverbrechen an Mann und Frau vorlag, dann haben Beziehungen zu ihrem Mörder bestanden. Wie nennt man das heute? Eine Beziehungstat.«
    Der alte Mann sah aus dem Fenster. Er hatte sich in Rage geredet, jetzt beruhigte er sich wieder. Ohne seine Gesprächspartner anzuschauen, erzählte er weiter. »Die Rache ist nicht unsere Aufgabe, wir können nur nach dem Gesetz strafen.« Plötzlich wandte er sich ruckartig an Wanner, der erschreckt den Rest seines Glases verschüttete. Aniser deutete auf ihn und rief: »Suchen Sie den Mörder und denken Sie an meine Worte, sie werden Ihnen helfen, denn, wie schon Lukas sagte: Nichts ist verborgen, was nicht offenbar, und nichts geheim, was nicht bekannt werden wird.« Dann stand er auf und erklärte: »Mehr weiß ich leider nicht. Grüß Gott!«
    Das war unmissverständlich. Wanner verständigte sich durch einem schnellen Blick mit seinen Kollegen, dann stand er auf und sie folgten ihm. Beim Hinausgehen streckte der

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