Ifenfeuer: Allgäu-Krimi (German Edition)
Polizist kam herein.
»Die E-Mail ist grad aus Innsbruck reinkommen, vorab als Information, Näheres soll folgen.« Er legte das Blatt vor Berger auf den Tisch und verließ wieder den Raum.
Flori nahm mit einer entschuldigenden Geste die Mail und las sie schnell durch. Seiner Miene war nichts zu entnehmen. Dann pfiff er leise durch die Zähne und wandte sich an seine beiden Kollegen.
»Die Uni Innsbruck hat jetzt mit hoher Wahrscheinlichkeit herausg’funden, dass die Skelettteile von einem Mann und einer Frau stammen. Außerdem haben’s irgendwelche Spuren entdecken können, aus denen hervorgeht, dass der Schädel des Mannes wohl a größere Verletzung erlitten hat. Also entweder ist der Steinzeitmensch damals gegen die Felswand g’laufen, oder er hat ein paar saubere Hiebe abkriegt. Des besagt, dass der Aniser recht haben könnt: Mord auf Schneiderküren in der mittleren Steinzeit, also ned zu glauben!«
Wanner sah Eva an. »Na schön, auch wenn es Mord war, uns geht’s – Gott sei Dank – nix mehr an. Wir haben genug zu tun, um den neuen aufzuklären. Wie zum Kuckuck wollen wir denn eine Verbindung zwischen diesen beiden Geschehnissen herstellen? Da liegen ja bloß ein paar tausend Jahre dazwischen.«
Eva Lang malte seit einigen Minuten Männchen auf ihren Schreibblock. Untrügliches Zeichen dafür, dass sie angestrengt nachdachte. Dann blickte sie zum Fenster hinaus und erwiderte: »Die einzige Verbindung, die ich mir denken kann, ist eine, die der Pfarrer angedeutet hat. Es muss, wenn wir mal den Faden von vorhin weiterspinnen, über die DNS eine über Jahrtausende reichende Verwandtschaft vorhanden sein. Jetzt lacht’s doch nicht schon wieder, Herrgott noch mal! Und der ›Mörder‹ von damals hat quasi in anderer Gestalt wieder zugeschlagen. Wenn wir diesen Mord an Brugger aufklären und den Mörder zur Rechenschaft ziehen, wird gleichzeitig der Doppelmord von damals gesühnt. Und ich wette, wenn das der Fall sein wird, dann verschwinden Raben, Gämsen, Auerhähne und pelzgekleidete Menschen für immer.«
»Was habt’s ihr denn immer mal mit DNS? I denk, des heißt DNA? Was stimmt jetzt eigentlich?« Berger war leicht angekratzt.
Wanner schielte zu Eva, die den Kopf leicht einzog und sagte: »Also, nun ja, das ist doch ganz klar, die DNS … ich meine die DNA … also die braucht man, um Tests durchzuführen, und dann kann man sehen, wie zwei Dinge oder Menschen oder so verwandt sind oder nicht …«
Eva begann zu lachen und konnte sich gar nicht mehr beruhigen. »Genau, du sagst es! So weit bin ich auch immer gekommen, wenn es um die DNA ging. Wir wissen alle drei, was gemeint ist, aber wie soll man’s erklären?«
Berger stand auf und ging ins Nachbarbüro. Über die Schulter zurück rief er: »Jetz lass i einfach nachschauen, irgendwo muss ja was darüber drinstehen.« Er rief einem Kollegen etwas zu und kam dann zurück. »Bin i vielleicht beruhigt! Ihr wisst’s auch ned mehr als i. Haha!«
Nach einiger Zeit kam der Kollege mit einem Buch herein. »I hab gleich die Enzo… Enzy… Klo… also des ganze Buch mitgebracht.«
Er schlug das Buch an einer eingeknickten Seite auf und wollte vorlesen, aber Berger unterbrach ihn sofort und rief: »Um Gottes willen, hör bloß mit der Wissenschaft auf! Sag des mit eigenen Worten, was da steht.«
»Also auf die Schnelle: DNA und DNS sind des Gleiche, bloß ist DNA die englische Abkürzung. Heißen tut’s …«, er sah genauer hin, »Desoxyribonukleinsäure, Abkürzung in Deutsch DNS, auf Englisch heißt Säure Acid, daher DNA. Es handelt sich um ein Makromolekül, in dem genetische Informationen einer jeden Spezies festgehalten sind. Seine vier Bausteine werden abgekürzt als A, T, G und C bezeichnet. Sie sind bei allen Lebewesen gleich, nur ihre Reihenfolge ist verschieden. Zum Beispiel: Der Baustein G eines Menschen ist gleich dem Baustein G einer Schnecke …«
Er wurde von Berger unterbrochen, der vor sich hin murmelte: »Jetzt wird mir klar, warum du immer so lange brauchst. Des liegt also am Baustein G!«
Der Kollege bekam einen roten Kopf, las aber weiter vor: »DNA / DNS-Analysen werden verwendet, um verschiedene Rückschlüsse auf ein Individuum ziehen zu können. Sie werden auch durchgeführt, um mit dem genetischen Fingerabdruck, also der Übereinstimmung der ermittelten Daten, Identitäts- und Verwandtschaftsfragen abzuklären. Bei menschlichen Überresten in der Lichtensteinhöhle hat man ein Verwandtschaftssystem
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