Ifenfeuer: Allgäu-Krimi (German Edition)
Hauptkommissar dem Pfarrer seine Hand hin. »Vielen Dank und auf Wiedersehen. Dürfen wir noch einmal vorbeikommen, wenn es nötig sein sollte?«
Doch Aniser übersah die Hand. Er trat vor die Haustür und schaute zum Ifen. »Wir werden sehen«, murmelte er und hinkte ins Haus zurück. Berger speicherte das Hinken, das er an diesem Tag bei Aniser noch nicht gesehen hatte, in seinem Gedächtnis.
Sie fuhren zurück nach Hirschegg und folgten Florian in dessen Büro. Sie setzten sich um den kleinen runden Tisch, der für die Besucher des Abteilungsinspektors gedacht war.
Berger ergriff als Erster das Wort. »Des also war unser alter Pfarrer Aniser! A bitzle komisch, wohl, aber was meint’s ihr zu seiner Theorie?«
Eva Lang, bisher zurückhaltend, weil sie keine Gelegenheit gefunden hatte, etwas zu sagen, setzte sich nach einem kurzen Blickwechsel mit ihrem Chef aufrecht hin. »Lasst uns mal das Fleisch von den Knochen trennen! Was uns Aniser geboten hat, ist seine Meinung, dass in grauer Vorzeit dort oben ein Doppelmord passiert ist, dessen Opfer keine Ruhe gefunden haben. Nach Anisers Meinung war es eine Beziehungstat. Vielleicht hat es auch in der mittleren Steinzeit schon Eifersucht gegeben?«
»Und jetzt?« Wanner kratzte sich am Hinterkopf.
»Und jetzt? Jetzt ist dort an gleicher Stelle wieder ein Mord passiert, der, wie auch immer, mit dem der Steinzeit in Verbindung stehen soll. Wenn wir den aufklären wollen, sollten wir, nach Anisers Meinung, als Motiv ebenso eine Beziehungstat annehmen, was eine Reihe von anderen Motiven ausschließen würde. Und jetzt sage ich etwas, über das ihr fürchterlich lachen werdet: Entweder ist der Mörder oder der ermordete Brugger in irgendeiner Weise mit den Menschen von damals verwandt, vielleicht zeigt das sogar die DNA … Ja, ich hab doch gesagt, dass ihr lachen werdet.«
Nachdem Wanner und Berger ironisch zu grinsen begonnen hatten, lehnte sich Eva halb beleidigt wieder zurück, zuckte mit den Schultern und schob noch nach: »Habt ihr was Besseres zu bieten?«
Berger schüttelte den Kopf. »Na, bis jetzt nix. Wir müssten also nach deiner Meinung einen eifersüchtigen Mann oder eine solche Frau suchen, die vermutlich im Umfeld von Brugger zu finden wären?«
Bevor Eva antworten konnte, sagte Wanner: »Ich glaub, das ist gar nicht so verkehrt. Wenn wir auch zwischen die Sätze des Pfarrers gehört haben, so hat er uns dort genau das Motiv angegeben. Wir könnten den Mord vielleicht aufklären, wenn wir uns seine Überlegungen zu eigen machten. An die Öffentlichkeit dürfen wir mit solchen Gedanken natürlich nicht gehen, sonst machen wir uns lächerlich. Doch unter uns könnten wir mal näher darüber nachdenken.«
Berger nickte. »Mein i auch! Suchen wir also nach eifersüchtigen Personen, es gibt ja so wenige«, setzte er bissig dazu.
»Und was ist mit dem Steinzeitschmuck und den Steinwerkzeugen? Wie hängen die damit zusammen? Wäre es nicht viel richtiger, an einen Raubmord zu denken, bei dem einer dem anderen diesen Schatz abnehmen wollte und ihn dann nicht fand, oder wie auch immer?«
Wanner wollte unbedingt ein zweites Motiv mit einbeziehen. Ihm war bei dem Gedanken, sich allein auf Anisers Aussage und Empfehlung zu stützen, nicht wohl in seiner Haut. Wenn er seinem Chef, der ein ausgeprägter Pragmatiker war, erzählte, der alte Pfarrer von Riezlern habe ihnen weisgemacht, er kenne den Grund für einen Doppelmord in der mittleren Steinzeit und habe eine Beziehung zum jetzigen Mord hergestellt, hörte er jetzt schon die Antwort: »Verdammt noch mal, sind Sie noch bei Trost? Ermitteln Sie gefälligst nach der klassischen Methode und halten Sie sich nicht mit solchen Hirngespinsten auf!«
Also gut! Man könnte aber doch beiden Gedankengängen nachgehen, sie parallel weiterentwickeln und dem jeweils neuesten Stand der Ermittlungen anpassen.
»Eva«, wandte er sich an seine Kollegin, »du legst Hauptaugenmerk auf das, was uns der alte Pfarrer erzählt hat – oder auch nicht. Der Flori und ich ziehen einen ganz einfachen und unkomplizierten Raubmord in Betracht, der nix mit der Steinzeit, sondern mit dem sündteuren Steinschmuck und den uralten Werkzeugen zu tun hat. Ich glaube, dass es zu parallelen Ermittlungen kommen wird, von deren Ergebnissen wir uns gegenseitig sofort informieren. Und jetzt, Teufel noch mal, will ich endlich wissen, wer die Frau vom Hölloch ist!«
Bevor jemand darauf etwas erwidern konnte, klopfte es an die Tür. Ein junger
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