Ifenfeuer: Allgäu-Krimi (German Edition)
meistens.«
Berger begann zu überlegen. Da hatte er jetzt vielleicht dem Kollegen Wanner etwas voraus, der in Kempten saß und im Büro Puzzleteile suchte.
»Wenn die Stark was mit ihrem Mieter Brugger hatte, dieser jetzt tot isch … na ja, da könnt’s doch was mit dem Mord zu tun g’habt haben …«
Andreas schaute seinen Freund an. »Meinst wirklich? Des wär ja ein Ding, Menschenskind!«
»Wo wohnt denn diese Neuhauser Kathi? Hat die vielleicht sogar ein Telefon, oder b’sorgt sie sich ihr Wissen nur aus persönlich Zusammengetragenem?«
»Warum? Was willst denn von ihr wissen? Ich möchte natürlich nicht, dass es morgen im ganzen Tal heißt, im Meldeamt der Gemeinde sitzt ein Klatschmaul namens Andreas Sommer.«
»Kei Angscht! Wir send ziemlich verschwiegen. Also, wenn man die Kathi anrufen und sie fragen könnt, ob sie ned in einem Mordfall eine wichtige Aussage machen tät, könnt sie vielleicht anbeißen. Solche Tratschen send immer stolz, wenn man ihnen des Gefühl gibt, man sei auf ihre Kunst ang’wiesen. Hab’s selber schon ein paar Mal erlebt, dass die dann gar nimmer aufhören zu reden. Danach muss man halt aussortieren, was in der Aussag’ Kunst und was Krempel war.«
»Ich mach dir einen Vorschlag. Ich ruf die Neuhauser an, hab grad im Telefonbuch ihren Namen entdeckt, und sag ihr, dass bald ein Ermittlungsbeamter der österreichischen Kripo vorbeikommt, weil er gehört hat, dass sie über gewisse Vorgänge im Tal genau Bescheid weiß und ihm sicher bei seinem Ermittlungen behilflich sein könnte. Vielleicht sollte man ihr noch sagen, dass es ohne ihr Zutun gar nicht möglich wäre, diesen Fall zu lösen …«
»Also, jetzt hörscht aber auf! So dick brauchst auch wieder ned aufzutragen. Aber probier’s und gib mir dann ihre Nummer zwecks Termin.«
Sommer wählte die Nummer von Kathi Neuhauser. Sie war nicht zu Hause, bat aber, auf den Anrufbeantworter zu sprechen. Andreas informierte sie kurz: »Herr Berger wird Sie demnächst anrufen. Es wäre für die Polizei sehr wichtig, wenn Sie ihn empfangen könnten. Auf Wiederhören.« Mit einem ironischen Lächeln legte er dann auf.
»I bin dir was schuldig«, meinte Berger und erhob sich.
»Kannst ja beim nächsten Skat wieder den Letzten machen.« Sommer lachte und verabschiedete sich von seinem Freund, der ihm mit dem Finger drohte. »Und es werden Zeiten kommen, da werdet ihr vor mir zittern, wenn ich nicht der dritte, sondern der erste Mann in eurer Skatrunde bin.«
»Da musst aber noch fest üben!« Andreas Sommer winkte ihm zum Abschied zu und schloss grinsend die Tür.
20 Paul Wanner berief eine Konferenz ein, bei der die bisherigen Ergebnisse besprochen werden sollten. Neben Eva Lang und Alex Riedle waren noch Staatsanwalt Max Riegert, Kripochef Jürgen Mollberg, Hans Kern von der Spurensicherung und Florian Berger geladen. Sie versammelten sich zur angegebenen Zeit im Konferenzzimmer.
Wanner trat vor die Magnettafel und begann mit seiner Zusammenfassung. Er schilderte die bisherigen Schritte zur Lösung der beiden Mordfälle, die er für zusammenhängend befand und sie deshalb auch parallel darstellte. Dann ging er auf die gute Zusammenarbeit mit der Polizei in Hirschegg ein und lobte Berger als klugen Mitarbeiter mit viel Erfahrung, worauf dieser einen roten Kopf bekam und abwinkte.
Bisher, so Wanner, habe sich herausgestellt, dass es vier Verdächtige gab: Josef Kandelholz, sein Motiv: Streit mit Drohungen um Bahnbau. Josefine Kohler, ihr Motiv: Ehrgeiz. Sonja Stark, ihr Motiv: Eifersucht, und Dr. Rolf Zick, sein Motiv: noch nicht geklärt. Als Verbindung könnte sich die Tatsache erweisen, dass Marion Zick geheime Papiere bei sich hatte, die vermutlich mit Horst Brugger in Zusammenhang gebracht werden könnten. Außerdem hatte Berger von seinem Besuch bei Andreas Sommer berichtet und von der Verbindung Sonja Stark / Horst Brugger.
»Na ja«, meldete sich der Staatsanwalt anschließend zu Wort, »hin oder her gesehen, viel ist das ja nun noch nicht. Ich glaube, wir müssen die Ermittlungen intensivieren, um ans Ziel zu kommen, bevor die Zeit verrinnt und Spuren verloren gehen …«
Der Kripochef hob unwirsch den Kopf. »Wir tun, was machbar ist, Herr Staatsanwalt. Wenn wir die Gedankengänge, die Herr Wanner vorgetragen und die er mit seinem Team und Herrn Berger entwickelt hat, in Betracht ziehen, ergeben sich für mich doch schon deutliche Hinweise, die zum Täter oder zu den Tätern führen könnten. Natürlich
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