Ifenfeuer: Allgäu-Krimi (German Edition)
behielt sie scharf im Auge.
Ein nervöser Blick traf ihn. »Nein, sondern über die Schwarzwasserhütte, vielleicht erinnert sich dort jemand an mich.«
»Sind Sie auch beim Naturschutz aktiv? Ja? Wie soll es jetzt dort weitergehen? Brugger ist tot, kommt die Josefine Kohler als Stellvertreterin automatisch an die Spitze?«
»Ja, bis zur nächsten Neuwahl. Die wird Ende des kommenden Jahres sein. Wir werden auch unter ihrer Führung den Schutz der Natur vorantreiben und alle Bauten zu verhindern suchen, die nicht unbedingt notwendig sind.«
»Na ja, das ist die eine Sache. Eine andere wäre, den Ausgleich zwischen Ökonomie und Ökologie zu suchen, ohne Kompromisse geht es nicht, glaub ich.«
»Da könnte man jetzt stundenlang diskutieren …«
Berger unterbrach sie. »Um Gottes willen, nein! Ich hab wirklich anderes zu tun. Noch mal zurück. War Ihr Verhältnis zu Horst Brugger rein geschäftlicher Natur?«
Sonja Starks Augen schlossen sich etwas. Sie drehte den Kopf und betrachtete ein Bild, das den Hohen Ifen vom Walmendinger Horn aus zeigte. Dann erwiderte sie, wobei sie sich räuspern musste: »Wenn man zusammenarbeitet und die gleichen Interessen verfolgt, kommt man sich natürlich näher. Das wird Ihnen auch so gehen, denken Sie mal an Ihre Kollegen bei der Polizei! … Es gibt im Leben nicht nur ein Schwarz oder Weiß, ein Ja oder Nein, sondern viele Modalitäten dazwischen. So zum Beispiel …«
»Sie weichen mir aus. Es genügt, wenn Sie mir meine Frage tatsächlich nur mit Ja oder Nein beantworten.«
Berger hatte das deutliche Gefühl, dass ihm Sonja Stark dieses Ja oder Nein verweigern wollte und zog seine Schlüsse daraus.
Die Frau erhob sich. »Tut mir leid, ich habe jetzt gleich noch einen Termin.«
Als Berger wieder auf der Straße stand, überlegte er sich den nächsten Schritt. Die Zeit würde für ein weiteres Gespräch ausreichen. Er schaute zum Fenster von Sonjas Wohnung. Täuschte er sich, oder hatte sich der Vorhang dort bewegt?
Er wollte das angegebene Alibi gleich überprüfen und fuhr zur Talstation der Kanzelwandbahn. Vielleicht erinnerte sich ja jemand an Sonja Stark. Er wunderte sich schon bei der Einfahrt zum Parkplatz, dass dort kaum ein Auto stand. An der Kasse hing ein Zettel, auf dem stand: »Kanzelwandbahn wegen technischer Überprüfung vom 23. bis 25. September geschlossen.«
Und heute war der 24. 9., also konnte Sonja Stark gar nicht auf die Kanzelwand gefahren und von dort zur Hammerspitze gelaufen sein. Das war ja interessant! Warum log ihn die Frau an?
Florian ging, einer Eingebung folgend, hinüber zum Rathaus und suchte seinen Freund Andreas Sommer auf, der für das Meldewesen im Kleinwalsertal zuständig war. Vielleicht wusste der etwas über die Stark.
Er musste kurz warten, dann holte ihn Andreas in sein Büro. Der Freund war im gleichen Alter wie Berger, sie kannten sich seit der Schulzeit. Gelegentlich trafen sie sich, zusammen mit dem Schwager von Andreas, zu einem zünftigen Skat, bei dem Berger regelmäßig den Kürzeren zog.
Sommer fuhr sich mit den Fingern durch seinen dichten schwarzen Haarschopf und bot Florian einen Stuhl an. »Setz dich, Flori. Schön, dass du mich mal besuchen kommst. Und, was führt dich hierher? Willst du den nächsten Skatabend ausmachen?« Er lachte und nahm ebenfalls Platz.
»Na, heut ned! Aber i hätt a Frage, bei der du mir vielleicht behilflich sein könntscht.«
»Also schieß los. Wo brennt’s?«
»Kennst du eine Sonja Stark, wohnt hier in Riezlern, Egg vierundzwanzig?«
»Die Masseurin? Ja, so flüchtig. Lebt allein, wenigstens mehr oder weniger.« Er lachte verhalten.
»Was meinst damit? Hat sie Freunde oder so?«
»Eher oder so. Sie soll ja mit deinem Toten von Schneiderküren auch ein Techtelmechtel gehabt haben …«
»Mit dem Horst Brugger?«, fiel Berger ihm ins Wort.
»Ja, so hieß er. Sie wohnten ja im gleichen Haus und wurden öfters draußen zusammen gesehen. Du weißt, hier im Tal bleibt nix verborgen!«
Florian starrte Andreas an. »Bist du sicher? Des isch für mich äußerst wichtig. Es wär wieder ein Puzzleteil für unsre Ermittlungen.«
Andreas Sommer stutzte ein wenig, dann antwortete er: »Na ja, dabei war ich nie. Aber diese Beobachtungen stammen nicht von mir allein, ich weiß es auch von meinem Schwager. Und die dir ebenfalls bekannte Tratsche Neuhauser Kathi hat diese Neuigkeiten schon seit langem herumerzählt. Und was die auf diesem Gebiet sagt, das stimmt auch,
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