Ifenfeuer: Allgäu-Krimi (German Edition)
noch, warum die Trennung kam, dann gehen wir hochzufrieden heim und lassen eine Person voll offensichtlicher Sehnsucht zurück.«
»Du kannscht ja bleiben, i jedenfalls fahr heim, so lang’s no geht.«
»Nein, danke! Ich komm mit.«
Kathi Neuhauser kam ins Zimmer zurück und setzte sich wieder hin. Ihr Haar war leicht zerzaust und der Lippenstift verschmiert. Wahrscheinlich hatte sie sich übergeben müssen oder Wasser getrunken. Ihre Augen blickten wieder etwas klarer.
»Wo waren wir stehengeblieben?«, fragte sie und fuhr gleich selbst fort: »So viel ich gehört habe, muss da was mit einer anderen Frau gelaufen sein, die sich der Brugger angelacht hat. Ja, es soll sogar eine Schülerin von ihm gewesen sein. Stellen Sie sich das mal vor! Aber da weiß ich wirklich nichts Näheres, tut mir leid.« Kathi kippte den zweiten Enzian hinunter.
Mit einem schnellen Blick verständigten sich die beiden Polizisten und erhoben sich gleichzeitig.
»Vielen Dank, Frau Neuhauser, Sie haben uns wirklich weitergeholfen. Selbstverständlich bleibt dieses Gespräch unter uns.«
Sie verabschiedeten sich. Und als sie hinausgingen, blieb Kathi Neuhauser sitzen und dachte an die vielen verpassten Gelegenheiten in ihrem Leben.
Wortlos fuhren Paul und Florian dahin zurück, wo Paul sein Auto abgestellt hatte. »Mein Gott, was haben wir doch für einen gefährlichen Beruf«, sagte er dann und meinte es auch so.
»Ja, das war knapp«, ließ sich Wanner vernehmen, dann brachen beide wie auf Kommando in schallendes Gelächter aus.
Sie vereinbarten noch, dass Berger weitere Recherchen bezüglich Kandelholz, Stark und Kohler anstellen sollte, und verabschiedeten sich.
Wanner musste sich mit dem Schuldirektor in Sonthofen in Verbindung setzen. Wenn Brugger etwas mit einer Schülerin gehabt hatte, dann musste der Schulleiter eigentlich Kenntnis davon haben, wenn schon Kathi Neuhauser es wusste. Aber was bedeutete ein Verhältnis zwischen Brugger und einer Schülerin für die Auflösung ihrer Mordfälle? Wenn Brugger seine Verbindung mit der Vermieterin aufgelöst und diese von seiner neuen erfahren hatte, dann ergab sich durchaus ein Mordmotiv. Eine so stark enttäuschte Frau konnte zu vielem fähig sein. Aber auch zu einem Mord? Er erinnerte sich, dass ihm Flori von seiner Befragung der Sonja Stark erzählt und auch erwähnt hatte, dass er sie nach starken Armen und Muskeln gefragt hatte. Das war eigentlich nur eine Eingangsfrage gewesen, ohne größeren Hintergedanken. Jetzt aber stellte sich heraus, dass die Frage durchaus berechtigt war. Eine Masseurin konnte sehr gut einen harten Schlag ausführen. Aber wie waren sie und Brugger nach Schneiderküren hinaufgekommen, und warum?
Wanner beschloss, den Schulleiter umgehend zu befragen. Er sah auf seine Uhr. Vielleicht war der Direktor ja auch am Nachmittag noch in seinem Büro. Seine Arbeitszeit war sicher mit Schulschluss nicht zu Ende.
Er fuhr nach Sonthofen und fragte sich zur Schule durch. Schulleiter Eichmüller war tatsächlich noch da. Als er von Wanner den Grund des Besuches erfuhr, bat er ihn sogleich in sein Büro und schloss sorgfältig die Tür.
»Nehmen Sie Platz, Herr Wanner«, bat er dann. Eine gewisse Unruhe an ihm war nicht zu übersehen.
Wanner informierte ihn kurz über die Vorgänge, wobei er sorgsam darauf achtete, nur Erkenntnisse verlauten zu lassen, die allgemein bekannt waren. Als er schließlich auf Brugger und sein mögliches Verhältnis zu einer Schülerin zu sprechen kam, wurde Eichmüller nervös.
»Wie haben Sie das erfahren?«, wollte er von Wanner wissen. Der registrierte die Fragestellung sofort und dachte sich: Treffer!
»Das darf ich zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht sagen. Ich gehe aber davon aus, dass meine Vermutung stimmt und Herr Brugger etwas mit einer Schülerin angefangen hat, oder irre ich mich?«
Der Schulleiter rutschte unruhig in seinem Sessel hin und her. »Na ja, eigentlich darf …«
Wanner unterbrach ihn sofort. »Herr Eichmüller, ich habe ein Gewaltverbrechen aufzuklären, da gibt es keine Rücksichten auf irgendetwas. Bitte sagen Sie mir alles, was Sie wissen. Ich müsste Sie anderenfalls bitten, nach Kempten aufs Präsidium zu kommen.«
Eichmüller stand auf und begann im Zimmer auf und ab zu gehen. »Also gut, ich sage Ihnen, was ich weiß. Horst Brugger war ein gutaussehender Mann. Er war geschieden, aber den Frauen allgemein sehr zugetan, wie man mir von verschiedenen Seiten geflüstert hat. In seiner Klasse gibt es
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