Ifenfeuer: Allgäu-Krimi (German Edition)
nicht schwer herauszufinden, Herr Eichmüller.«
Der Schulleiter zuckte mit den Schultern. »Jetzt ist es eh zu spät. Ich hoffe, Sie finden den Mörder bald, damit diese Ungewissheit ein Ende hat.«
»Geht Radja Palić noch hier zur Schule?«
»Ja, natürlich.«
»Ist Ihnen in ihrem Verhalten etwas aufgefallen? Hat sie sich seit Bruggers Tod verändert?«
»Nein. Mir ist nichts aufgefallen. Ich könnte aber mal die Klassenlehrerin fragen, vielleicht kann die mehr dazu sagen.«
»Ach, lassen wir das erst mal. Ich muss jetzt umgehend mit Palić sprechen. Danke für Ihre Zeit! Sollte ich Sie noch einmal brauchen, was durchaus sein kann, rufe ich Sie an.«
Eichmüller nickte und begleitete Wanner vor die Tür. Dann kehrte er in sein Büro zurück und starrte geistesabwesend zum Fenster hinaus.
Der Hauptkommissar blickte auf seine Uhr. Es war bereits später Nachmittag, vielleicht war Palić schon zu Hause. Er wollte hinfahren, der Umweg über Blaichach war nicht groß.
Er fand die Heinrich-Gyr-Straße ziemlich schnell. Vor der angegebenen Hausnummer eines Mehrfamilienhauses stellte er seinen Wagen ab und sah die Namensschilder der Klingeln durch. Ja, hier stand: R. Palić. Er läutete. Über eine Sprechanlage hörte er eine kratzige Stimme: »Ja, wer ist da?«
»Wanner von der Kripo Kempten. Könnte ich mal mit Ihnen sprechen?«
Der Türöffner summte, und die Haustür sprang auf. Über ein gefliestes Treppenhaus, in dem es nach Heizöl roch, stieg Wanner in den zweiten Stock hinauf. Radomir Palić stand bereits in der Wohnungstür und blickte ihm misstrauisch entgegen. Er mochte Mitte vierzig sein, hatte kurze schwarze Haare und ein scharf geschnittenes Gesicht mit einer spitzen Nase. Er trug blaue Kordhosen und einen leichten Pullover. Seine schwarzen Augen sahen Wanner durchdringend an.
»Ja, was wollen Sie?«, fragte er mit einem typisch slawischen Akzent.
»Das möchte ich nicht unbedingt hier im Treppenhaus besprechen. Darf ich hereinkommen?«
Widerwillig trat Palić zur Seite und ließ den Hauptkommissar eintreten. Die Wohnung bestand, so schätzte Wanner an Hand der Anzahl der Türen, wohl aus drei Zimmern, Bad und Küche. Im schmalen Flur hingen einige Mäntel an einer Garderobe. Das Wohnzimmer war spärlich eingerichtet, ein Sofa, drei Sessel, ein Fernseher und ein Sideboard mit einem Regal darüber. An der Wand stand ein Ofen, der, dem Geruch nach zu urteilen, mit Öl zu beheizen war.
Palić deutete auf einen Sessel, und Wanner nahm Platz. Palić ließ sich auf dem Sofa nieder.
»Herr Palić, verstehen Sie so gut Deutsch, dass Sie meinen Fragen folgen können?«, begann Wanner.
»Ja, ich bin seit sieben Jahren hier«, antwortete er.
»Gut! Falls etwas unverständlich sein sollte, dann sagen Sie es mir bitte sofort.«
Palić nickte stumm.
»Herr Palić, ich ermittle im Fall des ermordeten Horst Brugger, den Sie, wie ich hörte, ebenfalls gekannt haben.«
Die Augen von Radomir Palić verengten sich zu Schlitzen. »Ja, und?«
»Sie sollen kurz vor Bruggers Tod Drohungen gegen ihn vorgebracht haben, weil dieser mit Ihrer Tochter … etwas angefangen haben soll?«
»Dieser Gangster«, stieß Palić zwischen den Zähnen hervor. »Als ich davon erfahren habe, hätte ich ihn umbringen können.«
»Und, haben Sie es getan?«, hakte Wanner schnell nach.
»Nein, ich habe mit dem Mord nichts zu tun. Ein anderer hat mir die Arbeit abgenommen.«
»Wer denn, Ihrer Meinung nach?«
»Das weiß ich leider nicht, sonst hätte ich mich bei ihm bedankt.«
»Na, na, schließlich ist ein Mensch ums Leben gekommen. Darf ich fragen, wo Sie an jenem Freitag waren?« Wanner nannte ihm Datum und Uhrzeit.
»Ich war krankgemeldet, weil ich eine fiebrige Erkältung hatte. Ich dachte schon, es wäre die Schweinegrippe.«
»Und wo war Ihre Tochter zu diesem Zeitpunkt?«
»In der Schule, wo sonst?«
»Wann verlässt sie üblicherweise das Haus, und wann kommt sie wieder zurück?«
»Früh gegen sieben, die Rückkehr hängt vom Unterricht ab, mal gegen vierzehn, dann wieder erst um sechzehn Uhr.« Die Antworten Radomirs klangen unfreundlich.
»Woher haben Sie gewusst, dass Ihre Tochter mit Herrn Brugger … ein Verhältnis angefangen hat?«
»Woher? Woher?« Seine Stimme klang gereizt. »Natürlich von ihr selbst. Ich habe in ihrem Zimmer eine Schachtel mit Anti-Baby-Pillen gefunden und meine Tochter zur Rede gestellt.«
»Ist das üblich bei Ihnen, dass Sie das Zimmer Ihrer Tochter durchsuchen?«
»Das
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