Ifenfeuer: Allgäu-Krimi (German Edition)
Flori gebeten, auch im Kleinwalsertal die verdächtigen Personen beobachten zu lassen, vielleicht gelingt es, den Täter oder die Täterin zu finden. Er hat mir gleich heute früh erzählt, dass er gestern den Pfarrer Aniser noch mal aufgesucht hat, aber er schien aus dessen Äußerungen nicht so recht schlau geworden zu sein. Außerdem hat Alex versucht herauszubekommen, für welche medizinischen Geräte der Palić als Vertreter arbeitet, woher er sie hat und wer sie ihm abnimmt. Stimmt’s, Alex?« Eva sah zu Riedle hinüber, der nickte.
»Na prima! Läuft ja alles. Wir setzen uns nochmals mit Florian zusammen und tauschen uns aus.«
Paul Wanner wandte sich seinem Schreibtisch zu und holte Unterlagen heraus, die er fein säuberlich auf dem Tisch verteilte. Dann rief er Berger an und vereinbarte einen Termin für den späten Vormittag. In der Zwischenzeit führte er noch ein paar Telefongespräche mit Gottlich, dem Staatsanwalt und dem Labor. Der oberste Chef war etwas ungehalten über den, wie er meinte, schleppenden Fortschritt und ermahnte Wanner, die Ermittlungen zu forcieren. Er wollte sich schließlich mit seinem Bregenzer Kollegen Moosbrugger zu einem weiteren Gedankenaustausch treffen, und dazu brauchte er Ergebnisse. Leichtsinnigerweise hatte er bereits für die kommende Woche einen Tisch in Heimenkirch bestellt und dies Moosbrugger mitgeteilt. Der hatte versprochen zu kommen und auch gleich zwei Termine abgesagt, die an diesem Tag angestanden hätten.
»Bis nächste Woche, Herr Polizeipräsident, hoffe ich, Ihnen Näheres berichten zu können«, erklärte Wanner. »Wir sind nahe an einem Durchbruch, jedoch, wie Sie wissen, kann so etwas auch noch dauern.« Damit war Gottlich zunächst einmal vertröstet.
»Gut, gut! Also nochmals: Volle Fahrt voraus beim Ermitteln, und teilen Sie mir umgehend mit, wenn sich etwas in dieser Richtung ereignet hat.«
Das versprach ihm Wanner und legte auf. Bis nächste Woche? Da waren sie ja schön unter Druck geraten. Niemand wusste besser als er, wie sehr sich Hoffnungen auf eine Lösung zerschlagen konnten, wenn plötzlich Dinge ans Tageslicht kamen, mit denen man nicht gerechnet hatte. Sie stellten oft die ganze bisherige Arbeit auf den Kopf. Hoffentlich war das diesmal nicht auch so. Kompliziert genug waren die Fälle ja, allein die Antwort auf die Frage: Hingen sie nun zusammen oder nicht?, konnte ihre Theorien über den Haufen werfen.
Dem Staatsanwalt berichtete Paul von den bisherigen Ermittlungen und sprach mit ihm eine Reihe von Fragen an. Er lud ihn zu der anschließenden Runde mit Berger ein. Der Staatsanwalt musste wegen der Kurzfristigkeit des Termins absagen, bat Wanner jedoch um ein baldiges Gespräch. Wanner legte mit einem Augenzwinkern auf. Zu kurzfristig angesetzt? Na, so was! Zu bedauerlich, dass der Herr Staatsanwalt keine Zeit hatte. Und auch Kripochef Mollberg war abwesend. Paul rieb sich die Hände. Die Runde mit seinem Team und Berger konnte beginnen, niemand würde sie mit unnützen Fragen, Anmerkungen oder Einwürfen stören. Aber das brauchte ja keiner zu erfahren.
Eine Stunde später kam Florian Berger. Sie setzten sich zusammen, Eva stellte eine Thermoskanne mit Kaffee, Tassen, Gläser und zwei Flaschen mit Allgäuer Wasser auf den Tisch. Wanner hätte am liebsten noch die Tür zugesperrt und das Telefon abgeschaltet, aber das ging beim besten Willen nicht. Dann holte jeder seine Unterlagen hervor und breitete sie vor sich aus. Eva wurde – ohne ihren Einwand zu beachten – zur Schriftführerin bestimmt. Wanner suchte noch schnell nach einem Apfel, aber ohne Erfolg.
»Ohne langes Drumherumreden, gehen wir gleich in medias res«, begann Wanner. »Wir haben uns bisher die Hacken abgelaufen, um zu Ergebnissen zu kommen. Unsere Ermittlungen haben zu keinem durchschlagenden Erfolg geführt, eine Verhaftung ist leider noch nicht möglich. Die Frage, die uns alle bisher sehr beschäftigt hat, lautet: Hängen die beiden Morde zusammen oder nicht? Im Mordfall Brugger nämlich hätte, neben anderen Personen, auch dieser Radomir Palić ein sehr starkes Motiv. Schließlich hatte Brugger ein Verhältnis mit seiner Tochter angefangen, obwohl diese noch in die Schule geht, und zwar pikanterweise in die gleiche, in der Brugger Lehrer war. Wenn man die Mentalität der Südosteuropäer einbezieht, wäre es überhaupt das Motiv gewesen. Wir konnten Palić noch nicht fassen, obwohl er zur Fahndung ausgeschrieben ist. Aber wir haben seinen Fingerabdruck
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