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Ifenfeuer: Allgäu-Krimi (German Edition)

Ifenfeuer: Allgäu-Krimi (German Edition)

Titel: Ifenfeuer: Allgäu-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Nowotny
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Aber glauben S’ mir: Jeder hätt einen ausreichenden Grund zum Mord gehabt, jetzt send mir am Sortieren.«
    »Die Raben fliegen noch, die Auerhähne spähen nach Futter, die Gämse mit ihrem Jungen ist noch nicht weitergezogen«, murmelte der alte Mann vor sich hin. »Und solange es nicht gelingt, die Schuldige zu finden, werden sie keine Ruhe finden, droben am Gottesackerplateau. Herr sende ein Zeichen«, setzte er beschwörend mit einem Blick in den Herrgottswinkel hinzu, »und öffne ihre Augen und Ohren, denn sie sehen nicht, was sie sehen, und sie hören nicht, was sie hören! Wacht auf ihr Schläfer, sagtest Du, ihr seid das Licht.«
    Florian hörte nur halb hin. Jetzt fängt der Alte wieder mit seinen Hirngespinsten an!
    Daran mag es gelegen haben, dass er das Zeichen überhörte.
    Sie wechselten noch ein paar Sätze, aus denen Berger aber nichts Brauchbares für sich entnehmen konnte. Dann verabschiedete er sich und fuhr nach Hirschegg zurück.
    Als er die Schwendetobelbrücke überquerte, sah er zwei große, schwarze Vögel auf dem Geländer sitzen.

29 Paul Wanner saß auf seiner Veranda und trank Kaffee. Lisa war an diesem Morgen schon früh mit einer Freundin zum Wandern in den Wirlinger Wald aufgebrochen. Der Tag versprach schön zu werden, die Temperaturen lagen um diese Morgenstunde noch um zehn Grad. Der Herbst lässt grüßen, dachte Paul, wie lange wird es dauern und der erste Schnee wird fallen? War nicht erst vor kurzem das Frühjahr zu Ende gegangen und der Sommer heraufgezogen? Nein? Doch schon länger her? Ein Jahr, einst als Kind unüberschaubar lang, schien jetzt Flügel bekommen zu haben oder Beine zum Galoppieren. Am meisten merkte man das Dahinfliegen der Zeit an Ereignissen, die nur einmal im Jahr stattfinden. Was, schon wieder Geburtstag? Schon wieder Ostern, Weihnachten oder … Wanner starrte vor sich hin. Was soll’s, dachte er, machen kann man dagegen sowieso nichts. Es war, als säße man in einem Zug, der immer schneller fährt. Die Schienen waren vom Schicksal lange schon gelegt, das Ende der Reise vorbestimmt. Es kam unaufhaltsam und todsicher.
    Wanner schüttelte den Kopf. Was für Zeug! Wahrscheinlich war der Albtraum schuld, den er diese Nacht gehabt hatte. Bruchstückhaft konnte er sich noch erinnern, dass er auf einem großen Feld gestanden hatte, in dem tiefe Gräben kreuz und quer verliefen. Überall flogen Raben, und aus den Gräben zischten ihn überdimensionale Auerhähne an. Ein Stück weiter stand eine Gämse inmitten einer Schar von fellbekleideten Menschen, die einen Knüppel schwangen und plötzlich auf ihn zumarschiert waren. Dabei überschritten sie die Gräben, die Wanner als Schutz vor ihnen angesehen hatte, ohne Brücke und unaufhaltsam. Sie hatten keine Gesichter, was ihr unheimliches Aussehen noch verstärkte, und sie brüllten laut. Wanner wollte sich umdrehen, um zu fliehen, stand aber wie angewurzelt auf dem Boden und konnte keinen Schritt tun. Die Höhle, dachte er, die Höhle, ich muss versuchen, die Höhle zu erreichen, da bin ich vor ihnen sicher. Endlich konnte er seine Beine langsam bewegen, aber er kam sich vor wie in einem großen Siruptopf. Gerade, als er die gesuchte Höhle in einer Felswand erreicht hatte, fühlte er sich von hinten gepackt … und wachte auf.
    Lange hatte er danach nicht mehr einschlafen können. Er dachte an den Traum. Die Toten des Ifen, sie verfolgten ihn schon bis in seine Träume! Wann konnte er endlich den oder die Mörder finden und ihnen dadurch Ruhe verschaffen?
    Paul sah auf die Uhr. Höchste Zeit fürs Büro. Er holte seinen Wagen aus der Garage und fuhr in die Stadt. Eva und Alex waren bereits bei der Arbeit, als Wanner das Zimmer betrat.
    »Hallo, guten Morgen! Gibt’s was Neues und wenn, hoffentlich was Gutes?«, fragte er, und seine gute Laune kehrte in dem Maße zurück, in dem seine Depressionen verschwanden und der Traum sich in seinem Gedächtnis auflöste.
    »Morgen, Paul! Ich hoffe, du hast gut geschlafen?«, antwortete Eva und sah ihn aufmerksam an. Irgendetwas schien ihn zu bedrücken, aber sie wagte nicht, danach zu fragen.
    »Die Fahndung nach Palić läuft auf Hochtouren. Stell dir vor, Florian hat ihn in Riezlern gesehen, aber leider aus den Augen verloren. Die Polizei von Hirschegg hat die Ausfahrt an der Walser Schanz abgeriegelt und lässt nur noch Fahrzeuge nach Kontrolle der Insassen passieren. Seine Wohnung in Blaichach, und übrigens auch die von Dr. Zick, wird überwacht. Ich hab den

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