Ifenfeuer: Allgäu-Krimi (German Edition)
die Verzögerung des Ergebnisses, da ein technischer Fehler aufgetreten sei. Er kündigte es stattdessen für den nächsten oder übernächsten Tag an.
Der Hauptkommissar knallte den Hörer auf und knurrte: »Was haben die denn für ein Glump! Hätten wir das Ergebnis heute schon, wüssten wir, ob die Proben von Zick mit den Resten unter Marions Fingernägeln beziehungsweise dem Taschentuch übereinstimmten, was möglicherweise gleichbedeutend mit der Lösung des Falles gewesen wäre.«
Er zog seine Schublade auf und suchte nach einem Apfel. Seit er aber aus Gründen der Frische nur noch zwei gleichzeitig kaufte, war die Schublade meist leer. Wütend schob er die Lade wieder zu. Dabei vergaß er aber, seinen Zeigefinger rechtzeitig zurückzuziehen und klemmte ihn ein. »Au … verdammt noch mal … auch das noch … Saxendi!«, schrie er und steckte den Finger zur Schmerzmilderung in den Mund. Er schnitt Grimassen, blies abwechselnd auf den Finger, steckte ihn wieder in den Mund oder schüttelte die Hand. Dann besah er sich die Stelle. Es war ein Volltreffer am Fingernagel gewesen, der sicher bald eine andere Farbe annehmen würde.
Weder Eva noch Alex hatten gewagt, auch nur die Miene zu verziehen. Sie wussten, ein einziges Lächeln hätte genügt, und Wanner wäre explodiert, was sie tunlichst vermeiden wollten. Sie waren froh, dass er das Telefonat mit dem Labor schon vorher beendet hatte. In seinem Zustand wäre es sonst wohl zu einer heftigeren Reaktion wegen des technischen Fehlers gekommen.
Am nächsten Morgen kam ein Fax vom Laborleiter. Nachdem Wanner es gelesen hatte, entfuhr ihm ein solcher Ausdruck, dass Eva den Kopf einzog.
Wanner hatte es nun schwarz auf weiß vor sich: Zwischen den beiden Analysen bestand keine Übereinstimmung. Dr. Zick hatte seine Frau also nicht umgebracht.
Aber wer dann? Der Verdacht richtete sich jetzt verstärkt auf den Fahrer des Kombis. Er könnte am Tod von Marion Zick ein Interesse gehabt haben, allerdings: Wer schlachtet die Kuh, die er melken kann? Dabei hätte alles so schön zusammengepasst. Das Testament, das verbliebene Vermögen … ein Motiv wie aus dem Bilderbuch.
Jetzt war es wie eine Seifenblase zerplatzt.
Und damit war zunächst der Aussage von Dr. Zick Glauben zu schenken, bis sich etwas anderes herausstellte.
Das schmerzte Wanner mehr als der Finger.
28 Florian Berger hatte seinen Dienstwagen an der Talstation der Kanzelwandbahn in Riezlern geparkt und schlenderte nun die Hauptstraße entlang. Wie immer im Herbst war der Ort voller Touristen, die hauptsächlich wegen der vielen Wandermöglichkeiten hier im Tal Urlaub machten. Dazu kamen Tagesausflügler, so dass Riezlern, der Hauptort des Kleinwalsertales, zu dieser Zeit von Menschen regelrecht überflutet schien. Die Autos fuhren langsam durch die Walser Straße, die immer wieder von Wanderern überquert wurde.
Berger hatte beschlossen, seine übliche Kontrolle diesmal zu Fuß durchzuführen. Er war aus seinem Büro in Hirschegg geflohen, weil er dort nicht die Ruhe fand, die er brauchte, um sich weiter in den Fall Brugger zu vertiefen. Er war die möglichen Verdächtigen immer wieder durchgegangen: Kandelholz, Kohler, Stark und vor allem Palić. Jeder von ihnen hätte einen Grund gehabt, Brugger umzubringen. Aber was nützte ihm dieses Wissen? Es kam ja nur einer davon in Frage. Dabei war es theoretisch sogar möglich, dass jemand den Lehrer ermordet hatte, der noch gar nicht auf der Liste der Verdächtigen stand. Was dann? Dann fing alles wieder von vorne an. Berger fand aus dem Kreis seiner Gedanken nicht heraus. Zwar hatten ihm Wanner und Eva Lang nach Kräften geholfen, Licht ins Dunkel zu bringen, aber ein Durchbruch war auch ihnen nicht geglückt. Im Gegenteil: Sie steckten mit ihrer Leiche vom Hölloch selbst noch mitten in den Ermittlungen, ohne, wie er wusste, nennenswerte Fortschritte gemacht zu haben. Einer war allerdings zu vermelden, wie Paul ihm am Telefon mitgeteilt hatte: Dr. Zick kam als Täter nicht mehr in Frage! Immerhin etwas. Berger hatte sich überlegt, noch einmal mit Pfarrer Aniser zu sprechen. Er konnte nicht sagen, warum ihm dieser Gedanke gekommen war. Bisher hatte ihnen der alte Herr doch mehr oder weniger lediglich Rätsel aufgegeben. Der Gedanke saß in seinem Kopf fest und war nicht mehr wegzubringen. Worüber sollte er ihn aber befragen? Über das Geheimnis der Toten aus der Steinzeit? Das Mysterium von Schneiderküren? Die Verbindung zwischen Vergangenheit und
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