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Ihr Freund, der Ghoul

Ihr Freund, der Ghoul

Titel: Ihr Freund, der Ghoul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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blitzschnell. Er redete nicht mehr, sondern handelte. Mit einem heftigen Ruck riss er die Fahrertür auf. Eve hatte sich noch nicht angeschnallt und wäre ihm fast entgegengefallen, zudem hatte er seine Hand auf ihre Schulter gelegt und sagte nur: »Aussteigen!«
    Sie blieb sitzen. Dabei hörte sie ihn atmen. Feiner Sprüh wehte ihr ins Gesicht. Irgendwo huschten Lichtreflexe über die Fahrbahn, ansonsten war es dunkel.
    »Ist er tot?« fragte der Bobby nur. Seine Stimme klang belegt. Zudem musste er Carruthers erkannt haben.
    Eve leugnete nicht. »Ja.«
    »Warum nur?«
    Sie hob die Schultern.
    »Okay, Eve, du wirst jetzt aussteigen und dich an euer Schaufenster stellen. Einen Schritt davon entfernt, nach vorn gebeugt und mit den Händen abgestützt.«
    »Ja, Sir.«
    Sie gab sich ruhig, willig, gehorsam, aber sie hatte längst ihren eiskalten Plan gefasst. Einen Toten oder zwei. Was machte das schon? Der Bobby gab zwar acht, doch er machte nicht den Eindruck, als würde er ihr eine Gegenwehr zutrauen. Und das war ihre Chance. Sie drückte sich zur Seite. Jetzt umklammerten die Finger der rechten Hand bereits den Messergriff. Sie brauchte die Klinge nur hervorzureißen, zustechen…
    Eve tat es.
    Dabei reagierte sie so abgebrüht und kalt wie ein Profi. Niemand sollte sie mehr daran hindern, mit ihrem Freund zusammenzusein. Der Bobby sah das gefährliche Schimmern des Stahls. Es war sein Glück, dass die Hand - so schnell sie auch war -, einen bestimmten Weg zurücklegen musste, um zu treffen. Das war seine Chance!
    Er warf sich zurück, und das Messer kam. Tödlich, schnell, grauenhaft, wie eine zupackende Schlange. Aber es traf nicht ganz. Zudem hatte sich Eve es zu leicht machen wollen und war der Messerbewegung auch nicht mit ihrem Körper gefolgt.
    Der Bobby spürte den Treffer, den Druck, den heißen Stich an der Brust und die geballte Ladung an Schmerz, die plötzlich über sein Gesicht zuckte. Er stolperte zurück und krachte mit dem Rücken gegen das Schaufenster. Es dröhnte und zitterte hinter ihm. Und er hörte noch weitere Geräusche. Das Zuschlagen einer Wagentür, den Motorstart, durchdrehende Reifen. Auf dem nassen Pflaster quietschten und rutschten sie.
    Dann war der Wagen weg.
    ***
    Eve Bennett hatte es letztendlich doch nicht geschafft! Der Bobby lebte!
    Er konnte es kaum fassen, doch wer Schmerz spürt, der kann einfach nicht tot sein.
    Das hämmerte er sich ein. Und er spürte Schmerzen. Das wahnsinnige Ziehen an der Brust, als würde sich dort alles zusammenballen, um ein feuriges Zentrum zu bilden.
    Noch schlimmer war es im Gesicht. Da schien jemand mit einem Schweißbrenner vor ihm zu stehen und die leckende Flamme an seinem Gesicht entlang fahren zu lassen.
    Sie waren so intensiv, so grausam und schlimm, er wurde fast wahnsinnig unter diesem gewaltigen Druck. Dort hatte ihn die Klinge getroffen. Zunächst waren die Uniformjacke und das Hemd zerfetzt worden. Anschließend war die Klinge höher gewuchtet und hatte das Gesicht erwischt.
    Die allerschlimmste Befürchtung bewahrheitete sich zum Glück nicht. Der Bobby hatte nach dieser heimtückischen Messerattacke das Gefühl gehabt, sein Augenlicht wäre ihm geraubt worden. Zum Glück war es nur das hervorquellende Blut gewesen, das seine Sicht behindert hatte. Er saß noch immer, spürte die allmählich hochkriechende Kälte, aber er nahm sie kaum wahr. Unter großen Mühen gelang es ihm schließlich, seinen Arm zu heben. Die Finger zitterten, als sie sich dem Gesicht näherten und nach der Wunde tasteten.
    Zuerst spürte er das Blut. Warm und klebrig hing es plötzlich an den Fingerkuppen. Auch in die offene Wunde tastete er hinein. Sie nahm seine Berührung übel. Das Fleisch zuckte, und wieder tuckerten die harten, bösen Stiche durch seinen Kopf.
    Ausgerechnet jetzt kam niemand, der ihm hätte helfen können. Er schaffte es auch kaum, seine Gedanken zu ordnen und dabei in die richtigen Bahnen zu leiten. Dabei wusste der Bobby genau, dass er etwas tun musste, es sogar konnte, aber er kam einfach nicht auf die so simple Lösung.
    Sein Arm fiel wieder nach unten. Die Hand klatschte auf den Oberschenkel, rutschte ab, glitt an der Seitentasche der Uniformjacke entlang, und da durchzuckte es ihn wie die berühmte Erleuchtung. Die Trillerpfeife!
    Jeder Bobby in London trägt sie bei sich. Das ist praktisch sein Markenzeichen. Sie besitzt einen hohen, schrillen Klang, der sehr weit entfernt gehört wird. Manche trugen die Pfeife um den Hals wie ein

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