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Ihr Freund, der Ghoul

Ihr Freund, der Ghoul

Titel: Ihr Freund, der Ghoul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Motoren auf Betonsockel standen. Die hier arbeitenden Menschen wirkten dagegen wie Zwerge. Einer, der einen grauen Kittel trug und sich eine Thermosflasche unter den Arm geklemmt hatte, starrte mich zuerst an wie einen Geist, dann kam er schnell näher, und sein Gesichtsausdruck veränderte sich auch dabei, denn er wurde wütend.
    Klar, ich war als Unbefugter eingetreten und hatte die Warnung vor der Tür bewusst überlesen.
    »Raus!« fuhr er mich an. Er musste so laut rufen, weil er das ständige Summen der Turbinen und Motoren übertönen wollte. Sein rechter Zeigefinger deutete dabei zur Tür.
    Ich zeigte ihm meinen Ausweis. Im Licht der hellen Leuchtstofflampe konnte er die Schrift gut entziffern. »Polizei?« fragte er.
    »Ja.«
    »Was wollen Sie denn?«
    »Telefonieren. Wer ist hier der Boss oder der Schichtleiter?«
    »Das bin ich.«
    »Okay, wie heißen Sie?«
    »Alan McPherson.«
    »Okay, Mr. McPherson. Was immer hier auch geschieht und noch geschehen wird, behalten Sie die Fassung. Verlassen Sie mit Ihren Männern die Halle!«
    Er schüttelte den Kopf. »Verdammt, weshalb denn?«
    »Das werde ich Ihnen später vielleicht mitteilen. Aber jetzt brauche ich ein Telefon.«
    »Kommen Sie mit.« Zum Glück stellte er keine Fragen mehr. Die hier arbeitenden Männer hatten auch keine Ahnung, in welch einer Gefahr sie sich befanden, denn der Gestank des Ghouls war nicht bis zu ihnen hingedrungen.
    McPherson führte mich zu einer elektronisch überwachten Energieanlagenstraße. Die Männer der Nachtschicht saßen davor. Jeder beobachtete seinen Teilbereich. In einem Extraraum, einem Glaskasten, befand sich ein automatischer Prozessrechner und auch der dazugehörige Drucker, der laufend die Ergebnisse der Kontrolle ausspie. Überwacht wurde er von einem Mann, der uns einen kurzen Blick zuwarf.
    Da hier die Arbeit normal ablief, nahm ich an, dass die Männer von der außergewöhnlichen Gefahr noch nichts bemerkt hatten. Das gab ihnen noch eine Chance.
    Wir schritten am Steuerleitstand vorbei. McPherson war ein breitschultriger Mann, der sich bestimmt von der Pike auf hochgedient hatte. Die anderen Arbeiter saßen locker auf ihren Stühlen, für mich hatten sie kaum einen Blick übrig.
    Es waren genau fünf Leute, mit dem Mann im Kontrollraum sechs. Ein dunkler Schreibtisch war unser Ziel. Auf ihm stand auch ein grünes Telefon. McPherson räumte einige Papiere zur Seite und deutete auf den Drehstuhl. »Bitte, setzen Sie sich, Mr. Sinclair.«
    Ich konnte ihn schlecht wegschicken, da er hier die Verantwortung trug. Wenn er das Gespräch mithörte, war es auch nicht schlimm, dann ersparte ich mir einen Teil der Erklärungen.
    Ich hatte das Gefühl, auf einem Pulverfass zu hocken, an dem die Lunte schon brannte. Den Hörer hielt ich bereits in der Hand, als es geschah und alle überrascht wurden. Ich einschließlich.
    Ein peitschender Knall durchjagte die Halle. Ich wirbelte auf dem Stuhl sitzend herum und sah etwas gegen die Decke fliegen. Es war eine breite und große Metallplatte, die irgendwo im Boden eingelassen worden war. Sie hatte aus der Tiefe her Druck bekommen, denn die Schleimmassen des Monster-Ghouls waren nicht zu stoppen. Die Abdeckplatte aus Metall war gegen die Decke geschleudert worden und fiel wieder nach unten. Zum Glück traf sie keinen Menschen, dafür einen der großen Generatoren. Sie schlug ein wie eine Bombe. Plötzlich sprühten Funken auf, die Kreise in der Luft bildeten und vom Zucken kleiner Flämmchen begleitet wurden.
    Das sah böse aus. Aber noch schlimmer war das, was sich aus der Tiefe schob. Eine Masse aus Schleim und Gestank.
    Kein Arbeiter saß mehr auf seinem Platz. Die Männer waren in die Höhe gesprungen. Sie starrten aus weit geöffneten Augen die Masse an, die ihnen entgegenquoll, auf den Boden klatschte und zu einer rollenden Woge wurde.
    Ich handelte als erster. »Raus!« Meine Stimme überschlug sich fast, als ich McPherson am Oberarm packte und ihn wegschleuderte. Wenn ich richtig rechnete, blieben uns höchstens Sekunden… Der Schichtleiter hatte begriffen. Er wusste zwar nicht, um was es genau ging, aber er jagte auf seine Leute zu und scheuchte sie hoch. Aus dem kleinen Rechenraum kam der Diensthabende hervor, er wurde ebenfalls von McPherson angeschnauzt und rannte in Richtung Ausgang. Ich war auch nicht stehen geblieben. Mit wilden Armbewegungen gab ich McPherson zu verstehen, dass er sich endlich verziehen sollte. Der blieb jedoch stehen, schaute mich fassungslos an

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