Ihr Freund, der Ghoul
vegetiert hatte.
Der Ghoul kam. Für ihn gab es keine Hindernisse. Er stampfte los wie Godzilla. Was seinen Weg kreuzte, machte er nieder. Dabei fing es bei den kurzen Grashalmen an, ging weiter über das Unterholz und machte selbst vor Bäumen nicht halt.
Eve Bennett hörte das Splittern der Äste und das Knacken der Stämme. Sie fieberte ihrem Freund entgegen. Er wurde immer größer, sie roch ihn bereits sehr stark. Andere hätten sich abgewandt und wären fluchtartig davongerannt, nicht Eve. Lächelnd blieb sie stehen… Der Ghoul ging weiter. Bei jedem Schritt erzitterte der Boden. Der Ghoul war da! Wie ein gewaltiger, mit menschlichen Konturen ausgefüllter Schleimberg wuchs er vor dem Mädchen hoch. Für einen Moment kam sich Eve so ungemein klein vor, aber sie war nicht hilflos. Sie wusste genau über ihre Kraft Bescheid, und sie wusste auch, dass sie allein dieses Schleimmonster leiten konnte.
Er beugte sich zu ihr herab. Dabei streckte der Ghoul auch seinen rechten Arm vor. Zum erstenmal sah Eve die fünf Finger dieses Wesens. Sie waren gespreizt, aber anders als bei einem Menschen, denn zwischen den Fingern klebte noch der widerliche Schleim wie ein dicker, grüngelber Leim. Sehr behutsam ging das Monster vor. Es drückte seinen Handrücken gegen den Boden, so dass Eve auf die Fläche springen konnte. Sie kam sich vor wie das blonde Mädchen in dem King-Kong-Film, in das sich der Gorilla verliebt hatte. Auch sie wurde in die Höhe gehoben und kam erst dicht vor dem Gesicht des Ghouls zur Ruhe. Geradewegs konnte sie in seine großen, gelben Augen schauen und las darin sogar ein wenig Gefühl.
»Wir sind zusammengekommen!« sagte sie. »Wir sind endlich dort, wo ich sein wollte. Erinnerst du dich noch an meine Mutter, die dir damals geholfen hat?«
Er nickte.
»Auch ich werde dir helfen, mein Freund! Und ich nehme auf nichts und niemand Rücksicht…«
Es war ein Versprechen, und Eve Bennett würde es unter allen Umständen einhalten, da konnte kommen, was wollte…
***
Auch ich hatte den Ghoul gesehen und war geschockt. So sehr, dass ich sogar weiche Knie bekam. Viel hatte ich in meinem Leben bisher gesehen, aber so einen gewaltigen Ghoul noch nicht. Es stellte sich natürlich die Frage, was der Ghoul alles vorhatte. Ghouls mussten sich ernähren, das genau war das Problem. Sie würden auf niemanden Rücksicht nehmen, egal ob Männer, Frauen oder Kinder. Ich hatte damit gerechnet, dass sich der Ghoul auf mich zu bewegen würde, weil er mich eventuell gewittert hatte.
Das blieb mir erspart. Er wandte sich ab, nachdem er sich gebückt hatte, und verschwand. Die Dunkelheit schluckte ihn, als hätte es ihn nie gegeben.
Ich musste zunächst einmal zu Atem kommen. Dann aber hielt mich nichts mehr. Bis zu meinem Bentley musste ich noch ein Stück laufen, doch zuvor erreichte ich die Stelle, wo der Ghoul aufgetaucht sein musste.
Ich blieb stehen. Erstens, weil ich die beiden Autos sah, einen R4 und einen Streifenwagen, aber auch die Knochen waren nicht zu übersehen. Die bleichen Gebeine lagen auf dem Boden. So blank, als hätte man sie poliert.
Da hatte der Ghoul sich seine ersten Opfer schon gesucht. Wahrscheinlich war er durch den offenen Gully gekommen, um den grausamen Taten nachgehen zu können.
Es waren die beiden Beamten der Wagenbesatzung gewesen, die es erwischt hatte. Das erkannte ich an den Kleidungsfetzen, die um die Knochen verteilt lagen.
Ich ging zum Wagen und musste enttäuscht feststellen, dass jemand das Funkgerät zerstört hatte.
Jetzt hätte ich mir gern einen Hubschrauber gewünscht, aber das war nicht möglich, so musste ich zu meinem Bentley rennen. Dort konnte ich Verbindung aufnehmen.
Sir James hatte bereits auf mich gewartet und fragte sofort, weshalb ich noch nicht im Büro war. Er bekam die entsprechende Antwort und anschließend einen Bericht über meinen Fund.
»Zwei Polizisten, sagten Sie?«
»Ja.«
»Ich werde das sofort weitergeben.«
»Gut, Sir, ist Suko da?«
»Er wartet.«
»Dann müsste es uns eigentlich möglich sein, den Weg des Ghouls zu verfolgen.«
»Ja, das denke ich auch. Nur erinnere ich Sie daran, John, dass der Ghoul nicht unbedingt so groß bleiben muss. Der kann durchaus seine Gestalt verändern.«
»Stimmt.«
»Wir werden im Büro weiter darüber reden. Sehen Sie zu, dass Sie so rasch wie möglich hier erscheinen.«
»Wird gemacht, Sir.«
Ich fuhr tatsächlich wie der Teufel und erreichte mein Ziel in Rekordzeit. Als ich die Halle
Weitere Kostenlose Bücher