Ihr Freund, der Ghoul
ich.
»Ich musste ihn doch abblasen. So etwas kostet einfach zuviel Geld. Vielleicht hat diese Eve Bennett damit auch gerechnet. Sie wird sich mit ihrem Freund versteckt halten und warten, bis die Luft rein ist.«
»Wo könnte das Versteck sein?« murmelte Suko und schaute hoch. »Ob wir uns mal ihre Wohnung oder den Laden vornehmen, in dem sie gearbeitet hat?«
»Die Wohnung wäre besser.«
Meiner Ansicht schloss sich auch Sir James an. Suko wollte sofort los, ich hatte Einwände. »Erst brauche ich mal einen Kaffee.«
»Glenda ist schon da!« sagte unser Chef.
Wir trafen die schwarzhaarige Person im Vorzimmer, wo der Kaffeeduft sich ausgebreitet hatte. Erstaunt schaute sie uns an. »Wie seht ihr denn aus?«
»Wieso?«
»Als hättet ihr hier übernachtet.«
»Das stimmt auch«, gab ich zu, während Suko bereits unser gemeinsames Büro betrat. Ich rechnete damit, dass er Shao anrufen wollte. Natürlich fragte Glenda nach den Gründen unserer freiwilligen Übernachtung im Betrieb. Ich weihte sie ein und sah sie blass werden.
»Das ist ja furchtbar, John.«
»Kannst du wohl laut sagen.« Den Kaffee nahm ich direkt mit. Sukos Tee wollte Glenda bringen. Als ich das Büro betrat, legte Suko soeben auf.
»Was sagt Shao?«
»Begeistert ist sie nicht. Sie hat Furcht.«
»Verständlich.«
Glenda brachte Suko Tee. Sie selbst trank auch eine Tasse Kaffee. Als Sitzplatz diente ihr dabei meine Schreibtischkante. Vor mir baumelten ihre Beine, verdeckt von einem blauschwarz gemusterten Wollrock. »Hat diesen Riesenghoul denn niemand gesehen?« fragte sie.
»Nur ich.«
»Aber du konntest ihn nicht stellen?«
»Der hätte mich zertreten. Man kann dieses Monstrum nur teilweise zerstören, das ist ja das Schlimme. Wenn ich das Kreuz einsetze, schafft er es, genau den Teil seines Schleimkörpers abzuspalten, der von der Magie des Kreuzes getroffen worden ist. So muss man es sehen.«
»Dann stehen eure Chancen schlecht.«
»Vielleicht sogar noch schlechter«, sagte Suko. Glenda schob uns eine Tüte mit Keksen zu, so hatten wir wenigstens etwas im Magen.
»Was wollt ihr denn unternehmen? Warten, bis sich etwas tut?«
»Das wäre sogar gescheit.«
Glenda schaute mich an. »Tatsächlich?«
»Nein, wir können nicht hier herumsitzen. Wir fahren dorthin, wo das Mädchen wohnt.«
»Das hätte ich auch getan.« Sie rutschte von der Kante und stellte sich ans Fenster. »Es ist unbegreiflich, dass ein junges Mädchen sich mit einem Ghoul zusammentut. So etwas habe ich noch nie gehört Das… das kann man überhaupt nicht fassen.«
»Stimmt.«
»Und diese Verbindung hat in der Vergangenheit ihren Ursprung?« erkundigte sich Glenda.
»So sieht es aus.«
Suko erhob sich. »Los, John, packen wir es an!«
Die Anschrift hatten wir uns schon in der vergangenen Nacht herausgesucht. Beide waren wir gespannt, ob wir in der Wohnung einen Hinweis auf das Versteck der Eve Bennett finden würden…
***
Sie war unterwegs, weinte und lachte zugleich. Endlich hatte sie den Triumph geschafft. Was ihrer Mutter in dieser Form nicht gelungen war, hatte sie erreicht. Der Ghoul war ihr Begleiter geworden. Und er hatte sich wieder verändert, weil sie es so wollte. Eve Bennett dachte daran, dass sie nicht aufgeben würde, aber auch nicht auffallen wollte, so war der Ghoul wieder zu einer normalen Menschengröße zusammengeschrumpft, und erst da fiel dem Mädchen auf, dass ein Teil seines Körpers nicht vorhanden war.
An der Hüfte gab es eine regelrechte Lücke. Dort fehlte ein Stück. Nach dem Grund fragte sie nicht, denn sie hätte auch keine Antwort bekommen, weil der Ghoul nicht sprechen konnte wie ein normaler Mensch.
Den Rest der Nacht hatten sie in einem Versteck verbracht. An dem Ort, wo sich ein Ghoul wohl fühlte. Auf dem Friedhof!
Es war nicht irgendeiner, sondern der Friedhof, auf dem Martha Bennetts Grab lag. Ihr wollte Eve zuerst einen Besuch abstatten. Als die Morgendämmerung die Schwärze der Nacht zurückdrängte, verließen sie das Versteck. Der Ghoul hatte jetzt ihre Größe angenommen und folgte ihr wie ein gehorsames Kind. Er ging stets einen halben Schritt hinter ihr und hielt dem Vergleich mit einer stinkenden, sich auf zwei Beinen bewegenden Pestbeule durchaus stand.
Der Kopf war kleiner geworden, der Körper ebenfalls, aber nach wie vor rannen Schleimfäden über die weiche Haut.
Es war ein großer Friedhof, auf dem noch Menschen beerdigt wurden. Man hatte das Gelände in einen alten und in einen neuen Teil
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