Ihr Freund, der Ghoul
betrat, spürte ich sofort die gespannte Atmosphäre. Ich sah die Kollegen mit harten Gesichtern. Es musste sich herumgesprochen haben, dass etwas Schreckliches passiert war. Mein Weg führte mich zu Sir James' Büro, wo Suko bereits wartete. Wir begrüßten uns durch ein Nicken, und ich hatte kaum meinen Platz eingenommen, als der Superintendent auch schon mit seinen Erklärungen begann.
»Allmählich scheinen wir einen Durchblick zu bekommen, John.« Er rückte seine Brille zurecht und schaute auf eine Meldung. »Die beiden Polizisten, die verschwunden sind, konnten identifiziert werden.« Er nannte auch die Namen, die ich wieder vergaß. »Aber sie waren nicht ohne Auftrag unterwegs. Sie hatten Order bekommen, ein Mädchen namens Eve Bennett zu verfolgen. Eve fuhr einen R4…«
»Den ich gesehen habe.«
»Sicher. Also, sie verfolgten diese Eve Bennett, weil sie bei einer Kontrolle einen Polizisten schwer verletzt hatte. Dieser Mann hatte in ihrem Wagen die Leiche eines gewissen Henry Carruthers entdeckt. Das Opfer besaß einen kleinen Laden. Bei ihm war Eve Bennett als Verkäuferin angestellt.«
»Den Toten habe ich nicht gesehen, Sir.«
»Sie hätten in den Wagen schauen sollen! - All right, weiter. Wir können davon ausgehen, dass diese Eve Bennett Henry Carruthers ermordet hat und seine Leiche wegschaffen wollte. Das ist der Stand der Ermittlungen.«
Ich widersprach nicht, aber ich fragte, aus welch einem Grund dieses Mädchen das getan haben könnte.
»Daran rätseln wir auch herum. Wenn ich es mir recht überlege, muss diese Eve Bennett in irgendeiner Verbindung zu dem von Ihnen gesichteten Ghoul stehen.«
Zum erstenmal mischte sich Suko ein. »Fragt sich nur, in welch einer Verbindung!«
»Möglicherweise hat diese Eve Bennett den Ghoul mit ›Nachschub‹ versorgt«, vermutete ich.
Wir schauten einander an und wurden bleich. Sir James nickte schließlich. »Ja, damit müssen wir rechnen, so schlimm und schaurig es sich auch anhört.«
Suko schüttelte den Kopf. »Wie alt ist Eve Bennett denn?«
»Um die Zwanzig.«
»Und sie flirtet mit einem Ghoul?« Suko lachte bitter auf. »Man ist vor Überraschungen nicht gefeit. Das wirft ja sämtliche Theorien über den Haufen. Ein Super-Ghoul hat sich mit einem jungen Mädchen zusammengetan?!«
»Davon können wir ausgehen«, sagte Sir James.
Ich nahm den Faden wieder auf. »Wenn das so ist, muss diese Eve Bennett einen Grund oder ein Motiv gehabt haben.« Fragend schaute ich die beiden mir gegenübersitzenden Männer an.
»Das wissen wir noch nicht«, erklärte Sir James. Er griff zum Telefonhörer. »Ich habe an unsere Info-Abteilung den Auftrag gegeben, nachzuforschen, ob etwas über Eve Bennett bekannt ist. Vielleicht finden wir da eine Verbindung.«
Während seiner Worte hatte der Superintendent gewählt. Er sprach mit dem zuständigen Beamten. Seinem Gesicht war nicht anzusehen, ob er eine positive oder negative Nachricht erhielt. Sir James sagte nur: »Gut, dann machen Sie weiter.«
»Nichts?« fragte ich.
Er nickte. »Sie sind dabei.«
»Dann können wir uns auf den Ghoul konzentrieren«, sagte Suko. »John hat ihn gesehen. Er ist gewaltig, er fällt einfach auf, er muss schon aufgefallen sein, doch wir haben bisher nichts dergleichen gehört. Irgendwas ist da falsch.«
»Aus deiner Sicht«, gab ich meinem Freund und Kollegen recht. »Aber der Ghoul und das Mädchen werden ihre eigenen Pläne verfolgen.«
Ich hob vor meinen nächsten Erklärungen die Hand. »Außerdem müssen wir davon ausgehen, dass sich ein Ghoul verwandeln kann. Es ist ihm möglich, andere Gestalten anzunehmen. Er kann sich auf Menschengröße verkleinern, aber auch in die Breite laufen wie ein Teppich. Vergesst nicht, wo er gehaust hat. Unter dieser Kläranlage. Ein ideales Versteck, das er durch Gullys und andere Schächte verlassen konnte.«
»Stimmt«, sagte Sir James.
»Mit anderen Worten!« resümierte Suko. »Der Ghoul kann uns an der Nase herumführen.«
»Leider ja.«
Ich hatte gesprochen und erntete keine Antworten mehr. Wir hingen unseren Gedanken nach. Bis Sir James sagte: »Ich werde den Alarm vorerst nicht abblasen.«
»Vielleicht lässt sich Eve viel Zeit«, sagte ich. »Sie hat jetzt, was sie wollte.«
»Und dann?« fragte Suko.
»Wird sie zuschlagen. Sie kann sich ausrechnen, dass wir etwas unternehmen werden. Möglicherweise ziehen sich beide zurück, bis sich die Wogen geglättet haben. Rechnen müssen wir damit. Deshalb kann es sein, dass
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