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Ihr Freund, der Ghoul

Ihr Freund, der Ghoul

Titel: Ihr Freund, der Ghoul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Verwandlung. Der Vergleich mit einem von Sonnenstrahlen beschienenen Schneemann traf zu, denn der Ghoul schmolz allmählich. Das fing bei seinen Füßen an, die wegliefen, als wären sie eine breite, matschige Soße. Aus diesem Grunde sackte er tiefer. Die Schleimpfützen wurden immer größer und versickerten teilweise in dem weichen Erdreich.
    Der Ghoul verschwand langsam. Die stinkende Lache, über der die Dämpfe wie durchsichtige Fäden schwebten, nahm die gesamte Grabbreite ein. Der Ghoul schrumpfte weiter. Nur seine Schultern, der Hals und der Kopf waren nach ungefähr zwei Minuten noch zu sehen. Umgeben von nach Pest stinkenden Schwaden wirkte er wie ein künstliches Gebilde, das schmolz. Zuerst zerlief das Gesicht. Von innen her drückten sich die Schleimmassen nach außen, traten an die Oberfläche, wurden zu langen Ovalen, die an der Haut nach unten rannen.
    Es war ein Bild des Abscheus, doch für das zuschauende Mädchen konnte es schöner nicht sein.
    Eve Bennett hatte sich leicht vorgebeugt. Ihre Augen glänzten, als sie flüsterte: »Ich weiß genau, dass ihr beide euch vertragen werdet. Ja, das weiß ich. Endlich seid ihr wieder zusammen. Ihr, die ihr den Bund geschlossen habt…«
    Sie hatte das letzte Wort soeben ausgesprochen, als auch der Rest der Schleimmasse versickerte. Die Graberde saugte sie auf wie ein Schwamm das Wasser. Damit war der Ghoul verschwunden. Länger noch blieben die Dunstfäden über dem Grab hängen. Sie erinnerten an die Bahnen schmaler Tücher, die erst vertrieben wurden, als der Wind über das Feld fuhr.
    Eve aber lächelte. Sie freute sich. Diese innere Befriedigung malte sich auch auf ihrem Gesicht ab und zeigte sich ebenfalls im Glanz ihrer Augen. Sie hatte etwas vollbracht, das unmöglich erschien, aber der Plan war gelungen. Dass er Menschenleben gekostet hatte, interessierte sie nicht im geringsten. Und auch nicht, dass man sie wahrscheinlich schon jagen würde. Was konnte ihr denn mit einem solchen Freund und Helfer im Rücken passieren?
    Nichts - gar nichts…
    Mit dieser Gewissheit im Herzen wandte sie sich um. Der Friedhof war jetzt nicht mehr der richtige Ort für sie. Eve Bennett verfolgte den zweiten Teil ihres Plans…
    ***
    Und wir hatten das Haus erreicht, in dem das Mädchen wohnte, das mittlerweile zur Fahndung ausgeschrieben worden war. Um das Haus betreten zu können, mussten wir über den Hof gehen und erreichten einen düsteren Hausflur, in dem es nicht nur feucht roch, sondern auch noch nach Essen stank. Es waren nicht gerade angenehme Gerüche. Suko rümpfte die Nase und erntete von mir die entsprechende Antwort.
    »Was willst du eigentlich, Alter? Hättest du den Ghoul gerochen, wäre dir dieser Duft hier wie der reinste Balsam vorgekommen.«
    »Ist er das für dich?«
    »Im Moment nicht.«
    »Na bitte.«
    Die Treppe hatte auch schon ihre Jahre hinter sich. Über beschmierte und schmutzige Stufen schritten wir der ersten Etage entgegen, wo Eve Bennett wohnte, wie man uns erklärt hatte.
    Einige Türen standen zur Auswahl. Wir erkannten sofort, welche wir öffnen mussten, denn das Polizeisiegel war nicht zu übersehen. »Da haben die Kollegen schon geschnüffelt«, meinte Suko.
    »Vielleicht nicht überall.«
    Was anderen verboten war, durften wir. Nämlich, das Siegel brechen. Wir bekamen auch die Tür auf und betraten eine Bude, in der es zwar auch muffig roch, aber nicht still war. Wir hörten ein für Ratten typisches Fiepen.
    Diese Tierchen waren also von den Kollegen der ermordeten Polizisten nicht mitgenommen worden. Sie schienen hungrig zu sein, denn sie rannten aufgeregt im Käfig hin und her. Als wir näher an sie herankamen, sprangen sie auch voller Wut gegen die Gitterwände und brachten das Gestell zum Zittern.
    »Wir hätten Futter mitbringen sollen«, sagte Suko. »Halt mal den Finger rein.«
    »Nein, ich bin zu zäh.«
    Wir teilten uns die Aufgabe und durchsuchten den Raum. Er war sehr spärlich eingerichtet. Man merkte es jedem Möbelstück an, dass es altersschwach und wohl gebraucht gekauft worden war. Ich fühlte mich nicht wohl, als ich die Schranktüren und Schubladen öffnete, aber nichts fand, was die vermutete Beziehung Ghoul/Mensch gefestigt hätte.
    Suko hatte in das kleine Bad geschaut und auch dort nichts entdeckt.
    »Pech auf der ganzen Linie, John.«
    »Bei mir auch.«
    Der Inspektor lachte. »Wer sich einen Ghoul als Partner sucht, braucht wohl keine Unterlagen.«
    Ich suchte trotzdem weiter und fand unter dem

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