Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ihr Kriegt Mich Nicht!

Ihr Kriegt Mich Nicht!

Titel: Ihr Kriegt Mich Nicht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
erstarren. Plingplong direkt ins Herz. Wer kam da?
    Und warum?
    Hatte Tony seine Schlüssel vergessen?
    Das Guckloch in der Tür zeigte eine Frau und einen Mann, die draußen im Treppenhaus standen. Fremde Leute. Fremden Leuten durfte er unter keinen Umständen die Tür öffnen. Das hatte Tony ihm verboten. Unbekannte Menschen wollten unbekannte Sachen. Der Mann hatte eine Glatze und einen goldenen Vorderzahn. Die Frau hatte lange blonde Haare und trug einen grünen Mantel. Sie holte ein Handy heraus, und gleich darauf läutete das Telefon im Flur hinter Mik. Der Mann streckte die Hand aus und klingelte noch einmal. Mik hielt den Atem an. Die Frau drückte das Ohr an die Tür, um zu horchen. Ihre Ohrringe hatten die Form von Papageien. Sie klingelten noch einmal, dann gingen sie.
    Die Eieruhr auf der Spüle in der Küche rasselte los. Mik stürzte in sein Zimmer, schmiss sich aufs Bett und presste sich Kissen auf die Ohren.
FREMDE LEUTE
    Die Klasse stand vor dem Eingang des riesengroßen Museums. Frau Lind versuchte, die Schüler einzusammeln und sie ordentlich aufzustellen. Andreas und Stefan rannten herum und schubsten die Mädchen. Stefan verfärbte sich und wurde blau im Gesicht. Ploppy balancierte auf der Mauer.
    »Hört auf!«, schrie Frau Lind. »Und du, komm von der Mauer runter!«
    Mik stand da, den Kopf nach hinten gebeugt, und betrachtete die Fassade des Museums. Es war ein schönes Gebäude, sah aus wie ein Schloss, mit einer Kuppel mitten auf dem Dach und Türmen an den Giebeln. Ein Vogelschwarm ließ sich auf der Kuppel nieder. Waren das nun Dohlen oder Krähen? LetztenSommer hatte er eine verletzte Dohle gepflegt, bis sie wieder gesund war und fliegen konnte. Als Haustier war sie nicht besonders geeignet, weil sie alles vollschiss.
    Mik senkte den Blick. Die Klasse war verschwunden. Er öffnete die Tür und trat ein. Eine hohe, menschenleere Eingangshalle. Fernes Gelächter, Schreie und klappernde Absätze hallten schwach durch Treppen und Säle. Ein warmer, trockener Duft nach alten, leicht modrigen Dingen stieg ihm in die Nase. Direkt vor ihm standen zwei große vierbeinige Skelette. Riesige Schädel mit langen geschwungenen Stoßzähnen und leeren schwarzen Augenhöhlen. Elefantenskelette, das zeigten ihm die Stoßzähne. Links gab es einen gläsernen Schaukasten mit einem ausgestopften Tiger, der ein erlegtes Tier fraß. Der Tiger war staubig und verblasst. Nicht gelb-schwarz, sondern grau-schwarz. Auf einem goldenen kleinen Schild am Sockel des Schaukastens stand: Tiger mit Beute, 1927
    Gläserne Schaukästen voller staubiger Tiere füllten den ganzen Saal. Ein aufgeplatztes Elefantenjunges hatte den Schwanz verloren. Erstaunte Gorillas glotzten durch die Glasscheiben. Affen kletterten in Bäumen herum. Im größten Schaukasten war eine ganze Savanne mit Straußenvögeln, zwei Zebras, Geiern und einer Giraffe zu sehen. Sämtliche Tiere waren unglaublich tot.
    Mik merkte, dass er von einem Mann in blauem Hemd und schwarzen Hosen verfolgt wurde. Ein rätselhafter Mann, der genauso vertrocknet und verschrumpelt wirkte wie die staubigen Tiere. Mik wanderte von Saal zu Saal. Sah seltsame Fische, merkwürdige Vögel, einen Panda, ein Nilpferd, eine gigantische Landschildkröte und ein Krokodil, das sehr viel größer war als das der Tabaksfrau. Der Mann schlich hinterher undbeobachtete ihn durch Glaskästen und über Schränke hinweg.
    Es gab ein Kalb mit zwei Köpfen und einen ausgestorbenen Beutelwolf aus Tasmanien. Alle Tiere hatten kleine goldene Grabsteine, die mitteilten, wie sie hießen, woher sie kamen und wann sie gestorben waren.
    Mik stieg eine Treppe hinauf. Hinter einer schweren Tür kam er auf eine Brücke hinaus, die sich hoch über einen großen Saal erstreckte. Die Luft war kalt und stickig. Verblüfft stand Mik inmitten von gigantischen Skeletten. Manche hingen an Drahtseilen von der Decke herab. Die größten lagen unten auf dem Boden. Lauter Wale: Bartenwal, Blauwal, Pottwal, Zahnwal. Rückenwirbel, groß wie Baumstümpfe, waren mit Eisenbeschlägen aneinander befestigt. Riesige Schädel und dann Rippen, die zum Schwanzende hin zusammengewachsen waren. Auf den größten Schädel hatte jemand mit schwarzer Tusche Ficken geschrieben.
    Ein türloses Häuschen, ungefähr wie eine Telefonzelle, stand mitten auf der Brücke. Drinnen befanden sich ein Lautsprecher und ein Knopf, auf den Mik drückte. Walfischlaute ertönten. Lang gezogene, traurige Signale.
    »Sie singen«, sagte jemand

Weitere Kostenlose Bücher