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Ihr Kriegt Mich Nicht!

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Titel: Ihr Kriegt Mich Nicht! Kostenlos Bücher Online Lesen
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hinter Miks Rücken.
    Es war der rätselhafte Mann. Vorne auf seinem Hemd steckte ein goldenes Schild, darauf stand: Aufseher . Die Walfischlaute endeten mit einem Kratzen im Lautsprecher.
    Mik blieb schweigend in dem Häuschen stehen. Er sah den Aufseher an und erwartete, wegen irgendetwas gescholten zu werden. Weil er da war, weil jemand hässliche Ausdrücke auf das Skelett gemalt hatte. Oder weil er gewagt hatte, auf den Knopf zu drücken. Oder weil er überhaupt existierte.
    »Die Wale stammen aus Gondwanaland«, sagte der Aufseher. »Ein vergessener Kontinent. Schwer zu glauben. Ihre Vorfahrenlebten an Land. Aber das ist lange her. Sechzig Millionen Jahre.«
    »An Land?«, sagte Mik.
    »Ja, das sind keine Fische, falls du das geglaubt hast. Wale sind Säugetiere und haben die größten Lungen der Welt. Bevor sie ins Wasser stiegen und alle Landtiere hinter sich ließen, waren sie vierbeinige Tiere, eine Art Hunde.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Wenn man den Penis des Wals anschaut, wird einem klar, dass der Wal einst ein Hund war.«
    »Den Penis?«
    »Ja.«
    Der Aufseher streckte die Hand an Mik vorbei und drückte auf den Knopf für den Walgesang.
    »Hör mal, sie singen einander vor. Sie singen in den Tiefen der Ozeane und halten damit die Herde zusammen. Sie können eine Stunde lang unter Wasser bleiben, ohne Luft zu holen. Aber ab und zu kommt es vor, dass sie ersticken.«
    »Ertrinken sie dann?«
    »Gewissermaßen, ja. Das passiert, wenn sie falsch schwimmen. Dann schwimmen sie an Land. Wale haben keine Brustknochen, darum ersticken sie an ihrem eigenen Gewicht, wenn sie gestrandet sind. Es kommt vor, dass ganze Herden gemeinsam ans Ufer schwimmen und sterben.«
    »Warum denn?«
    »Das weiß man nicht. Aber ich glaube, dann haben sie sich magnetisch verirrt.«
    Der Walgesang ging zu Ende.
    Mik drückte wieder auf den Knopf und sagte: »Vielleicht haben sie Heimweh und wollen wieder zurück aufs Land.«
    Er drehte sich um, doch der Aufseher war verschwunden.
    Die Klasse kam in den Walsaal hereingerast. Die Jungs tobten und schrien, dass es zwischen den Skeletten hallte. Stefan war blau im Gesicht. Åsa und die übrigen Mädchen hielten sich die Nasen zu und schnitten Gesichter, als müssten sie sich wegen des Geruchs übergeben. Frau Lind hatte eine schweißglänzende Stirn.
    »Guck mal, da steht Ficken !«, schrie Andreas.
    Ploppy und Stefan schubsten Mik aus dem Häuschen und drückten auf den Knopf, bis die Töne sich verhakten und die Wale nur noch heulten. Mik sah sich nach dem Aufseher um, konnte ihn aber nirgends entdecken.
     
    Frau Lind hatte die Klasse glücklich an Bord des Busses der Linie 509 nach Solna manövriert. Mik und Ploppy saßen nebeneinander. Der Bus fuhr los. Frau Lind stand im Mittelgang, hielt sich fest und versuchte, ihre Schüler unter Kontrolle zu halten.
    »Du bist einfach verschwunden«, sagte Ploppy.
    »Nein, bin ich gar nicht. Ihr seid verschwunden.«
    »Wir haben einen Stein gesehen, der kam vom Mond. Ein kleiner Stein, den hat Amerika uns geschenkt. Die haben ihn mitgebracht, als sie auf dem Mond waren.«
    »Den hab ich dann verpasst.«
    »War bloß ein normaler Stein.«
    »Hast du gewusst, dass die Wale mal Hunde waren?«
    »Nein.« Ploppy machte ein dummes Gesicht. »Wale waren doch immer Wale.«
    »Falsch. Vor sechzig Millionen Jahren waren sie Hunde.«
    »Klar doch«, sagte Ploppy und bohrte sich in der Nase. »Und Godzilla wohnt in Brunnsviken.«
    »Das sieht man am Penis«, sagte Mik.
    An einer Haltestelle hielt der Bus besonders lang, weil ein Fahrgast, der zusteigen wollte, sich mit dem Busfahrer stritt.
    »Wale können eine Stunde lang die Luft anhalten«, sagte Mik.
    Aber Ploppy antwortete nicht. Er schaute nach vorn. Sara streckte den Zeigefinger aus und sagte: »Guckt mal, was für ein Idiot!«
    Mik reckte sich und sah auch nach vorn. Ein stark betrunkener Mann stand schwankend in der Tür und schrie den Busfahrer an, der ruhig antwortete: »Sie dürfen nicht mitfahren. So ist das nun mal. Ich hab hier das Sagen. Entweder Sie steigen aus, oder ich rufe die Polizei.«
    »Verdammter Dreckskerl. Scher dich doch zur Hölle mit deinem ganzen Scheißbus! Da steht man als anständiger Steuerzahler an der Haltestelle, und dann heißt es, man darf nicht mitfahren …«
    Mik hatte aufgehört zu atmen. Er spürte einen Druck im Kopf. Sein Blut pulsierte, und seine Ohren glühten rot. Ein älterer Mann vor Mik wandte sich an die Dame, die neben ihm saß, und sagte:

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