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Ihr Kriegt Mich Nicht!

Ihr Kriegt Mich Nicht!

Titel: Ihr Kriegt Mich Nicht! Kostenlos Bücher Online Lesen
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aufwischen. Für ihn war das hier erledigt.
    Der Wald wurde immer dichter. Mik war in eine Schonung geraten, in der hinterhältige kleine Tannen wuchsen, die ihn zerkratzten und an ihm zerrten. Er kämpfte sich hindurch und kam auf einen endlosen Kahlschlag voller Baumstümpfe und Reisig. Echt scheußlich. Sein Schweiß floss, und die Sonne heizte ihm immer weiter ein. Er kletterte einen Steilhang hinauf,von Bremsen und Stechmücken gejagt. Im Magen saugte der Hunger. Mik musste an Essen denken. Hackbraten, Pfannkuchen, Pizza. Oh Mann! Hamburger.
    Er kletterte auf einen Bahndamm, wo sich sonnenglänzende Gleise in einer weiten Kurve in die Ferne zogen. Die Freileitungen summten. Es roch nach Elektrizität, ein trockener, leicht verbrannter Geruch. Er zog das weiße T-Shirt aus, das inzwischen von Harz und Schmutz gestreift war. Er stopfte es sich in den Hosenbund. Der Schweiß lief, die Peitschenhiebe brannten, und Mik hatte verdammten Durst. Wenn man schon ausreißt, muss man wenigstens Essen und Wasser dabeihaben.
    Er schaute die Gleise entlang. In die eine Richtung, in die andere Richtung. Wohin sollte er? Spielte das eine Rolle? Am besten mit der Sonne im Rücken, um nicht von den Schienen geblendet zu werden.
    Mik versuchte auf den Schwellen zu gehen, die glatt und eben waren. Aber die Abstände zwischen ihnen waren völlig unmöglich. Seine Schritte wurden steif und angestrengt, er ging ohne Rhythmus. Eine Zeit lang lief er neben den Gleisen, doch auf dem groben Schotter knickte er immer wieder um. Da fühlten sich die Schwellen schon angenehmer an, aber richtig gut ging es immer noch nicht. Er versuchte, mit ausgestreckten Armen auf einer Schiene zu balancieren. Das ging besser.
    Auf dem Bahndamm gab es keinen Schatten, die Sonnenhitze drang ihm unter die Kopfhaut und grillte sein Gehirn. Plötzlich musste er an Grillhähnchen denken. Nein, er durfte jetzt nicht an Essen denken. Er musste weiter, weit fort, bevor sie die Bluthunde auf ihn hetzten. Mik wickelte sich das T-Shirt als Sonnenschutz wie einen Turban um den Kopf. Hungrig, aber frei. Jetzt war es vorbei. Niemand würde jemals wieder über ihn bestimmen dürfen.
    Mik blieb mit ausgestreckten Armen stehen. Ein komisches Gefühl war das unter den Fußsohlen, kleine kitzelnde Vibrationen. Sie nahmen zu und brachten seine Knie zum Zittern. Die Schienen lebten.
    Ein Zug!
    Ein metallisches Zischen. Er kam von hinten, war aber hinter der langen, kaum merklichen Biegung noch nicht sichtbar. Mik blieb schwankend auf der Schiene stehen.
    War das ein großer Zug? War er lang? Schnell? Die Schiene unter seinen Füßen vibrierte aufgeregt. Ein heranstürzendes Monster. Ich muss runterspringen, ich muss! Das große maßlose Entsetzen überfiel ihn, sein Körper erstarrte. Sein Gehirn wurde klebrig wie Teig, und die Gedanken zogen sich in langen, zähen Fäden.
    Wie nah ist nah?
    Der Zug tauchte mit rasender Geschwindigkeit in der Kurve auf. Mik sah ihn im Gegenlicht. Ein dunkles Monster mit drei leuchtenden Augen. Die Vibrationen stiegen ihm in den Kopf. Er zitterte. Seine Schenkel bebten. Seine Spucke schien elektrisch zu werden und sich in langen Strängen am Zahnfleisch zu verdicken. Er war erstarrt, zu Glas gefroren.
    Das Geräusch von Rädern aus Stahl auf Schienen aus Stahl kam dröhnend auf ihn zu, und der Ton eines Signalhorns tönte durchs Weltall.
    Die Luft zersplitterte in Tausende von Stücken.
    Er warf sich den Bahndamm hinunter. Der Zug raste vorbei. Mik duckte sich, die Arme vor dem Gesicht. Eine Luftwelle schlug ihm entgegen. Räder rollten, Metall schlug gegen rüttelndes Metall, Staub wirbelte durch die Luft.
    Um ein Haar.
    Der Zug fuhr leicht geneigt durch die Kurve und verschwand.Mik erkannte ihn wieder. Der Vorortzug. Der normale blaue Vorortzug.
     
    Mik folgte der Bahnlinie aus dem Wald. Zuerst kamen ein paar kleinere Häuser und ein Bahnübergang. Bald schossen die Hochhäuser über den Bäumen in die Höhe. Er kam an einen Bahnhof, kletterte auf den Bahnsteig hinauf und wartete auf den blauen Zug, der ihn nach Hause bringen würde.
DER KEKSDIEB
     Den Tabakwarenladen gab es nicht mehr. Im Schaufenster lag nur ein kleiner Haufen Sägemehl. Mik versuchte, die Tür zu öffnen. Sie war abgeschlossen, hinterm Glas stand auf einem Zettel zu lesen: Dieser Laden ist geschlossen. Die Räume sind zu vermieten. Darunter eine Telefonnummer.
    Aus der Pizzeria drang ein Duft, der seinen Magen in Aufruhr versetzte. Mik hatte kein Geld. Vielleicht gab es

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