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Ihr Kriegt Mich Nicht!

Ihr Kriegt Mich Nicht!

Titel: Ihr Kriegt Mich Nicht! Kostenlos Bücher Online Lesen
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Dann entstand eine gewisse Verwirrung. Was jetzt? Sollte einer von ihnen ihn etwa mit zu sich nach Hause nehmen, oder was? Aber ihn einfach laufen lassen wäre auch irgendwie verkehrt. Das wäre ein falsches Signal. Andererseits kam es ihnen schäbig vor, wegen einer Cola und zwei Tafeln Keksschokolade die Polizei zu rufen. Das fand Mik auch, aber leider hatte er trotzdem keine Telefonnummer, die er ihnen geben konnte. Sie glaubten ihm nicht. Mik zuckte die Schultern und fragte, ob er eine der Schokoladentafeln nehmen dürfe, er sei nämlich schrecklich hungrig und habe den ganzen Tag noch nichts gegessen. Das durfte er, und dann kam die Polizei. Zwei große, schwarz gekleidete Männer mit schweren Schritten. Mik bekam Angst. Sie hatten Pistolen und kräftige Stiefel und sahenaus, als würden sie Veder und Kader heißen, wie die finsteren Tengilmänner in Die Brüder Löwenherz. Sie würden ihm das Katlazeichen auf den Hintern brennen.
    »Aha«, sagte Kader und sah auf Mik hinunter. »Ist das hier der Keksschokoladendieb?«
    Mik steckte das letzte Stück Schokolade in den Mund, schluckte und antwortete leise: »Die eine hab ich geschenkt gekriegt. Und wenn ich die andere auch kriege, hab ich gar nichts mehr geklaut.«
    »Doch, die Cola«, sagte der Kassentyp erschöpft. »Wir wollen jetzt nach Hause, der Laden ist zu. Wir haben geschlossen.«
    »Na und?«, sagte Veder. »Ruft doch einfach die Eltern an, dann holen die ihn ab.«
    »Aber genau das ist doch das Problem. Er sitzt jetzt seit vier Stunden hier, ohne uns seine Adresse, seinen Namen oder seine Telefonnummer zu verraten.«
    Mik bekam auch die zweite Tafel. Und die Cola. Die trank er im Polizeiwagen aus.
AUS DEM GRAB
    Sie hatten ihm das Katlazeichen nicht auf den Hintern gebrannt. Ziemlich rasch fanden sie heraus, wer er war und dass er von einer Pflegefamilie in Bro ausgerissen war, wo er schon vermisst wurde.
    Er durfte im Polizeirevier in einer Zelle schlafen. Bei offener Tür. Es war das erste Mal seit Langem, dass er uneingeschlossen schlief. Früh am nächsten Morgen fuhr die Papageienfrau ihn zurück. Er saß auf dem Rücksitz, und sie laberte während der ganzen Fahrt auf ihn ein. Sie sagte, Mik habe sich dumm benommen und viele hätten sich Sorgen um ihn gemacht. Siehätten geglaubt, er wäre ertrunken. Mik versuchte ihr klarzumachen, dass es dort schrecklich war. Dass die Leute dort Plagegeister waren.
    »Das kann ich wirklich nicht glauben«, sagte sie und sah ihn im Rückspiegel an.
    Ihre Handtasche lag neben Mik auf dem Rücksitz.
    »Das Essen ist eklig«, sagte Mik. Er sah, dass die Tasche offen war. »Ich muss Hundescheiße aufwischen.«
    »Ist doch klar, dass du mithilfst. Sich um Tiere kümmern und so, das macht doch Spaß.«
    »Ich mag Tiere nicht.«
    »Das ist die beste Familie für dich. Du wirst dich daran gewöhnen. Alles wird gut.«
    »Nein«, sagte Mik und schob die Hand vorsichtig über den Sitz und in ihre Tasche.
    »Es ist das Beste für dich, das musst du begreifen.«
    Die Hand suchte und tastete. Ein Schlüsselbund, ein Handy, eine Tablettenschachtel, vielleicht Halstabletten. Ein Brillenetui. Ein Geldbeutel.
     
    Sie kamen rechtzeitig zum Frühstück zurück. Die Papageienfrau hatte es eilig und fuhr gleich wieder los. Mik bekam Cornflakes und Milch. Rikard zog sich einen Stuhl heran, setzte sich Mik gegenüber und stützte die Ellbogen auf die Tischplatte und das Kinn auf die Fäuste. Er trug ein ärmelloses Shirt, und seine Muskeln spannten sich. Mik sah auf seinen Teller.
    »Jasack ist heute Nacht gestorben. Das Herz. Er hatte seine Medizin nicht bekommen, stimmt’s?«
    »Hatte ich vergessen«, sagte Mik.
    »Und jetzt ist er tot.«
    Rikard schwieg und sah Mik ernst an. Mit hartem, blauem Blick. Miks Löffel zitterte, die Milch schwappte über.
    »Er soll auf dem Hügel hinterm Stall begraben werden. Auf dem höchsten, wo die großen Wacholderbüsche stehen. Im Geräteschuppen steht der Spaten. Damit gräbst du ein anständiges Grab. Mindestens einen Meter tief.«
     
    Stahl prallte auf Stein. Der Spaten zitterte in den Händen, es roch angebrannt. Die Sonne schien sengend heiß von einem wolkenlosen Himmel. Eine Hitze wie in der Wüste. Die Strafe, dachte Mik. Der Gefangene gräbt sein eigenes Grab, wird dann an den Rand gestellt und erschossen. Ein einwandfreier Fall hinunter in die Grube. Aber zuschaufeln musste jemand anders. Eine Binde um die Augen und eine letzte Zigarette.
    Seit drei Tagen schuftete er jetzt. Der Boden

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