Ihr Kriegt Mich Nicht!
sich im Kanu aus und schaute in denSommerhimmel. Eine Wolke sah aus wie eine Ente, eine andere wie ein Bär. Dann kam ein Drache, gefolgt von einem Bus.
Ich wüsste gern, was für Fische es in diesem Fluss gibt.
Um einundzwanzig Uhr zehn wurde er in sein Zimmer eingeschlossen. Er war im Kanu eingeschlafen und weit davongetrieben. Wind war aufgekommen, und er hatte den ganzen Tag gebraucht, um im Gegenwind zurückzupaddeln. Seine Hände waren voller Blasen. Rikard und Eva wurden entsetzlich böse. Er würde nie mehr mit dem Kanu paddeln dürfen.
Hallo, Tony!
Ich habe viel über Hundekacke nachgedacht. Ehrlich, ich versuche keine Witze zu machen. Das ist jetzt kein Furz-und Kackhumor. Hundekacke ist nicht lustig. Also, ich habe darüber nachgedacht, dass ich vor Hundekacke keine Angst habe. Ich kann sie mit den Händen anfassen. Ich kann die Kackabteilung im Gehirn abschalten. Aber ich habe Angst davor, langsam verrückt zu werden. Wenn man Hundekacke mit den Händen anfassen kann, muss doch die Hauptschraube im Kopf locker sein. Was ist, wenn ich plötzlich anfange, Hundescheiße zu essen? Ich glaube, ich kann nicht hierbleiben. Ich habe Heimweh. In einem Baum unten am See sitzt eine Sperbereule. Das bedeutet etwas. Wenn irgendwas überhaupt irgendwas bedeutet. Aber das glaube ich.
Ich habe immer noch keinen Brief von dir gekriegt. Hast du keinen Bleistift, oder was?
Grüße
Der König der Hundekackwürste
HAT MICHAEL ROCKEFELLER IN DIE HOSE GEPINKELT?
Alle Hunde waren gefüttert. Im Hundehaus war es still. Seltsamerweise sahen die Hunde nicht mehr alle gleich aus. Anfangs waren sie für Mik nur große, schwarze, zottige Hunde gewesen. Aber jetzt sah er die Unterschiede. Auch im Wesen waren sie verschieden, ungefähr so wie Menschen. Manche waren Angeber. Einige wirkten klug, andere nur unglaublich dusslig. Nummer neun war verängstigt, Jasack alt, quengelig und verfurzt. Und alle hatten immer einen fürchterlichen Hunger. Sie lebten für die Zeiten der Fütterung, und wer ihnen Futter brachte, der wurde ihr Freund, so einfach war das. Die Hunde waren eigentlich die normalsten Wesen hier. Sie fraßen und kackten und wollten spielen und rennen.
Mik sammelte die Futterschüsseln ein und begann, sie zu säubern. Niklas kam ins Hundehaus.
»Hallo, hast du Lust, bei einer coolen Sache mitzumachen?«
Mik hielt die von Seifenschaum bedeckte Spülbürste in der Hand und sah ihn erstaunt an.
»Was für eine coole Sache?«
»Du brauchst bloß die Dose hier zu halten.«
»Warum?«
»Du brauchst bloß stillzustehen und die Dose zu halten. Das ist nicht schwierig.«
»Und was wirst du machen?«
»Schießen.«
»Auf die Dose?«
»Ja.«
»Niemals«, sagte Mik, wandte sich ab und spülte weiter.
»Bist du feige? Ich treffe alles. Ich bin ein guter Schütze.«
»Du kannst die Dose doch auf einen Stein oder Baumstumpfstellen«, sagte Mik und stapelte die Futterschüsseln in das Abtropfgestell.
Niklas grinste höhnisch. Das wusste Mik, obwohl er ihm den Rücken zukehrte. Er konnte es hören, das Lächeln war nämlich nicht lautlos. Es gab einen schmierigen Laut von sich. Vielleicht die Sommersprossen, die protestierten, weil sie in Niklas hässlicher Visage zu Strichen verzogen wurden.
»Du bist feige, du wirst dir die Hose vollpissen.«
»Nein, das werd ich nicht, weil ich nämlich deine beschissene Dose nicht halten werde. Stell sie auf einen Stein.«
»Das ist aber nicht so spannend.«
»Dann kannst du die Dose ja halten, und ich schieße«, sagte Mik.
»Du kannst nicht schießen. Und wenn du die Dose nicht hältst, verrat ich, dass du Louise heimlich beim Baden zuguckst.«
»Das hab ich nicht gemacht«, sagte Mik.
»Sie badet nackt. Mit dem Pferd.«
»Ich hab nicht geguckt.«
»Spielt keine Rolle. Wenn sie’s erfährt, bringt sie dich um.«
Mik stellte die letzte Futterschüssel in das Gestell. Jetzt war er wieder Niklas’ Kröte. Rauf in den zehnten Stock, freier Fall, und dann mal sehen, was passiert. Vor zwei Tagen, als Mik schweißgebadet den Rasen vor dem Hundehaus gemäht hatte, hatte Niklas ihm ganz freundlich Wasser gebracht. Es war Essig gewesen. Eine Überraschung. In der jetzigen Situation gab es immerhin eine Wahl. Entweder von Louise und ihrem großen schwarzen Pferd niedergetrampelt zu werden oder die Dose zu halten. Eine dritte Möglichkeit wäre, Niklas niederzuschlagen. Einfach mitten in dieses dämliche Grinsen reinzuhauen, bis nur noch ein Brei aus Blut und Zähnen
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