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Ihr Kriegt Mich Nicht!

Ihr Kriegt Mich Nicht!

Titel: Ihr Kriegt Mich Nicht! Kostenlos Bücher Online Lesen
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zu Hause welches. Geld für eine Calzone. Käse, Schinken und Champignons. Tony hatte Geld, bestimmt war er daheim. Mik blieb kurz unten im Hauseingang stehen. Zog die Luft durch die Nase ein. Der Geruch nach zu Hause. Eine Mischung aus Katzenpisse, Backsteinen, Mörtel und etwas unbestimmbar Modrigem, das aus dem Keller hochstieg. Rasch stürzte er die Treppe nach oben und steckte den Türschlüssel ins Schloss.
    Der Schlüssel passte nicht. Mik ging den Schlüsselbund durch, doch, das war der richtige Schlüssel, aber er passte trotzdem nicht. Obwohl es die richtige Tür war. Die Tür trug Spuren der Eishockeypucks, die sie durchs Treppenhaus geschossenhatten. Die Messerkerben, die Tony links vom Briefeinwurf gemacht hatte – alles stimmte. Er hätte die Tür unter tausend Türen wiedererkannt. Mik zerrte am Türgriff und drückte auf die Klingel. Alles blieb still. Warum passte der Schlüssel nicht? Er ging den Schlüsselbund noch einmal durch. Es war der richtige Schlüssel, ganz sicher. Er wusste genau, wie die Zähne des Wohnungsschlüssels aussahen. Er versuchte es noch einmal. Dann verstand er, was los war. Es war das falsche Schloss. Der richtige Schlüssel, aber das falsche Schloss.
    Das Namensschild war neu. An der Tür stand ein anderer Name: H. Stål .
    Wer zum Teufel ist H. Stål?
     
    Mik wanderte ziellos durch Solna. Bei Ploppy war niemand daheim, er läutete zehnmal, aber niemand machte auf. Das Autohaus war inzwischen fertig. Er ging hinein und sah die neuen, blanken Autos an, bis er hinausgescheucht wurde. Versuchte es wieder bei Ploppy, aber niemand öffnete. Alles sah ganz normal aus. Der Råsundavägen lag da wie immer. Busse kamen an und fuhren ab. Alles schien so zu sein wie immer. Doch das war es nicht. Alles war ganz anders.
     
    Wie lange er umhergestiefelt war, wusste er nicht. Sein Gehirn funktionierte nicht. Dafür übernahmen die Beine und der Körper das Kommando und brachten ihn zum Museum. Das Elefantenskelett mit den leeren Augenhöhlen stand noch da. Der ausgestopfte Tiger war noch keinen Millimeter weitergekommen.
    Mik stieg die Treppe hinauf und lief auf die Brücke zwischen den Walskeletten hinaus. Ausgebleichte Rückenwirbel, vertrocknete Rippen, gesprungene Schädel. Der Raum roch nachaltem Tod. Das war gut. Genauso sah es in seinem Inneren aus. Jemand hatte versucht, die Schmiererei auf dem größten Schädel abzuwischen. Doch das hatte nur zu einem großen Fleck geführt, unter dem das Wort Ficken immer noch zu lesen war.
    Mik drückte auf den Knopf für die Walgeräusche und lauschte den traurigen Lauten. Er dachte an Lena, Selet und Pi. Spulte das Ganze immer wieder von Neuem ab, bis ihm die Tränen übers Gesicht liefen.
    Jemand legte ihm eine Hand auf die Schulter.
    »Wir schließen gleich.«
    Mik drehte sich mit tränenüberströmten Wangen um. Es war der Museumswärter.
    »Hast du Eintritt bezahlt?«
    »Nein, aber ich geh jetzt. Ich muss nach Hause.«
     
    Wie sollte er zu Geld kommen? Zu Geld und Essen. Der Hunger brannte so heftig in ihm, dass er sich kaum aufrecht halten konnte. Die Magensäure fraß ihn von innen her auf. Er hatte angefangen, sich selbst aufzufressen. Mik trat in einen ICA-Markt und schob sich zwei Tafeln Keksschokolade und eine Cola unters T-Shirt. Er machte es nicht gerade geschickt. Am Ausgang packte ihn der Typ an der Kasse mit einem harten Griff im Nacken.
    »Was hast du da?«
    »Ich hab Hunger.«
    »Komm mit!«
    Er wurde in einem kleinen Zimmer an einen Tisch gesetzt, vor sich das Diebesgut. Sie fragten nach seinem Namen und wo er wohnte. Mik sagte nichts. Er starrte die Keksschokolade und die Cola an.
    »Die Telefonnummer«, sagte der Kassentyp. »Sei so nett, dann können wir das hier schnell hinter uns bringen. Wir machen bald zu und wollen nach Hause. Gib mir die Nummer, dann ruf ich an, und deine Eltern können dich abholen. So regeln wir das sonst auch immer.«
    »Ich hab keine Nummer.«
    »Habt ihr kein Telefon? Kein Handy?«
    »Die haben das Schloss und das Namensschild ausgetauscht. H. Stål steht da jetzt.«
    »Na, komm schon. Wie ist eure Telefonnummer? Stell dich nicht so an. Du musst doch Eltern haben, Mutter und Vater.«
    »Nein.«
     
    Das Personal des ICA-Markts kam mit dem kleinen Dieb, den sie erwischt hatten, einfach nicht weiter. Sie versuchten es mit Drohungen und Überredungskünsten und fanden schließlich eine Telefonnummer heraus. Doch diesen Anschluss gab es nicht mehr. Sie behielten ihn da, bis der Laden zumachte.

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