Ihr letzter Tanz
erschossen.“
„Ich weiß“, gab Quinn zurück.
„Und?“
„Ich glaube trotzdem fest an eine Verbindung zwischen den Fällen.“
Jake zuckte mit den Schultern. „Wie du meinst. Wer fährt?“
„Nehmen wir beide Wagen“, sagte Quinn. „Von Coconut Grove muss ich zum Strand fahren.“
Auf dem Revier angekommen, sah Quinn die Akte durch, die von Jakes Partnerin Anna sehr sorgfältig zusammengestellt worden war. Alles wies darauf hin, dass ein Unschuldiger mitten in einen Bandenkrieg geraten war.
„Ich kopiere dir die Akte, dann können wir losfahren.“
Jake ging weg. Quinn sah sich um. Einige der anderen Schreibtische waren besetzt, aber es herrschte weitgehend Ruhe. Als auf einmal Quinns Mobiltelefon klingelte, hörte es sich an, als würde ein Alarm losgehen.
Es war Marnie.
„Sag mal, ist Shannon bei dir?“ fragte sie.
„Nein, sie wollte nach Hause fahren.“
„Sie ist aber noch nicht hier.“ Sie klang etwas traurig, dann fügte sie im Flüsterton an: „Sam benimmt sich wie ein Baby. Er will unbedingt runter an den Strand.“
„Ruf sie auf ihrem Mobiltelefon an. Ich bin vor ihr vom Boot gegangen. Vielleicht ist sie noch gar nicht weg.“
„Hab ich schon versucht, aber sie meldet sich nicht.“
„Dann versuch es noch mal und sprich auf ihre Mailbox. Ich komme bald rüber.“
„Okay, danke.“
Er legte auf. Als Jake zurückkam, sagte er ihm, er müsse die Fahrt nach Coconut Grove verschieben, weil er direkt zum Strand fahren wollte. „Shannon meldet sich nicht auf ihrem Mobiltelefon“, erklärte er.
„Vielleicht war sie gerade in einem Funkloch“, überlegte Jake.
„Trotzdem habe ich ein ungutes Gefühl“, meinte Quinn. „Es passiert zu viel in zu kurzer Zeit. Kann sein, dass es mit den anderen Dingen nichts zu tun hat, aber vielleicht hat es mehr damit zu tun, als mir lieb sein dürfte.“
„Soll ich dir nachfahren?“
„Nein“, gab Quinn zurück. „Wahrscheinlich übertreibe ich. Ich bin nur besorgt.“
Jake fragte nicht nach, warum Quinn überreagieren sollte. „Ruf mich an, wenn du mich brauchst.“
„Danke.“
Er ging zum Wagen und wählte selbst Shannons Handynummer. „Wenn Sie eine Nachricht hinterlassen möchten“, hörte er ihre Stimme, „melde ich mich umgehend bei Ihnen.“
Quinn fluchte. „Verdammt, ja, ruf mich umgehend zurück!“
Er steckte das Telefon weg. Das unbehagliche Gefühl verstärkte sich von Augenblick zu Augenblick.
Eigentlich hatte Shannon auf direktem Weg nach Hause fahren wollen. Sie wusste, wie besorgt Quinn um sie war, und sie war sicher, dass er ihr am liebsten gesagt hätte, sie solle auf seinem Boot warten, bis er zurückkäme. Außerdem schien er sich auf Gordon versteift zu haben. Sie wollte nicht glauben, dass Gordon für diese grässlichen Dinge verantwortlich war, die sich in den letzten Tagen zugetragen hatten. Allerdings hatte sie sich in jüngster Zeit mehr als einmal über ihn erschrocken. Aber … nein, es war ausgeschlossen. Gordon hatte damit nichts zu tun.
Quinn wusste noch nichts von dem Vorfall im Lagerraum, doch rückblickend kam ihr das alles so albern vor, dass sie lieber darüber schwieg.
Sie brauchte nur ein paar Minuten bis zum Strand, an dem sich nur wenige Menschen aufhielten. Für die Einheimischen wurde es allmählich etwas kühl, und die Touristensaison war noch nicht angebrochen. Plötzlich merkte sie, dass sie unbewusst in Richtung Tanzschule abgebogen war.
Der Sonntag war ideal, dachte sie plötzlich. Niemand hielt sich dort auf, Katarina war nicht in ihrem Atelier, und im Studio würde völlige Ruhe herrschen. Keine Musik, keine Tanzschritte. Sie würde sich nur ganz kurz umsehen.
Vielleicht kam sie so endlich dahinter, was das Geräusch verursachte.
Sie stellte den Wagen auf dem Hof hinter dem Gebäude ab und eilte die Treppe hinauf. Kaum hörbar drehte sie den Schlüssel, trat ein, und als sie die Tür hinter sich zudrückte, versuchte sie ebenfalls keinen Laut zu machen.
Langsam und auf leisen Sohlen ging sie durch das Studio und lauschte.
Alles war noch so, wie sie es gestern Abend zurückgelassen hatten.
Als sie mitten auf der Tanzfläche stand, kam sie sich ein wenig albern vor.
Doch dann hörte sie das Geräusch wieder.
Dieses Schaben oder Kratzen.
Nicht laut, aber deutlich.
Es kam aus Richtung der Herrentoiletten.
Sie drehte sich um und ging dorthin, konnte aber nichts entdecken. Das Geräusch war jedoch deutlich zu hören.
Sie hielt inne, schlich zu ihrer Handtasche,
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