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Ihr letzter Tanz

Ihr letzter Tanz

Titel: Ihr letzter Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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antworteten, da in dem Moment jemand neben ihm niederkniete. Ehe er sich umdrehen konnte, nahm er das Parfüm wahr und wusste, dass Shannon zu ihm gekommen war.
    „Sie sind sehr religiös?“ fragte sie leise.
    „Ab und zu besuche ich die Messe“, erwiderte er.
    Sie starrte mit angespannter Miene auf den Sarg.
    „Stimmt was nicht?“ wollte er wissen.
    „Sie meinen, bis auf die Tatsache, dass sie tot ist?“ gab Shannon gereizt zurück.
    „Ich finde, Sie wirken nicht nur traurig. Da ist noch etwas anderes.“
    „Lara sollte nicht tot sein, das ist alles. Sie war noch keine vierzig. Sie war eine erstaunliche Frau. Rauchte nicht … trank immer nur Energiedrinks … sie sollte einfach nicht tot sein“, flüsterte Shannon betrübt. „Haben Sie inzwischen jeden gesehen? Und hat jeder Sie gesehen? Ich muss nämlich nach Hause, aber ich kann auch ein Taxi nehmen.“
    „Nein, es wäre mir eine Freude, Sie nach Hause zu fahren. Solange Sie deshalb keinen Ärger bekommen.“
    Sie warf ihm einen kurzen, ärgerlichen Blick zu. „So maßlos übertreiben wir es nun auch nicht. Es ist nur eben nicht gut, wenn Lehrer und Schüler sich zu nahe kommen. Das kann zu beruflichen Komplikationen führen.“
    „Und auf der anderen Seite müssen Sie Ihren Schülern aber ein Gefühl von Nähe vermitteln, nicht wahr? Tanzen ist eine gesellschaftliche Angelegenheit. Je länger Sie einen Schüler kennen, umso näher kommen Sie ihm.“
    „Andere Leute möchten auch noch beten“, gab sie kurz zurück, stand auf und war in der Menge verschwunden.
    Quinn erhob sich etwas langsamer. Als er stand, entdeckte er Bobby neben sich, der ihm unbeholfen zulächelte. Er nickte in Richtung des Sarges und seufzte. „Sie war eine sehr schöne Frau, findest du nicht auch?“
    „Hast du mit ihr getanzt?“
    „Nur ein paar Mal. Giselle und ich wollten eine Bilderbuchhochzeit. Außerdem machte es uns Spaß. Doug ist derjenige, der sich so sehr ins Tanzen vertieft hat.“ Bobby zuckte mit den Schultern, woraufhin Quinn bewusst wurde, dass er gar nichts über Dougs Leidenschaft fürs Tanzen und für Lara wusste. Mit leiser Stimme fuhr Bobby fort: „Doug hat dich aber nicht hergeholt, nur damit du Tanzunterricht nimmst, oder?“
    Quinn schüttelte den Kopf. „Im Studio weiß niemand etwas davon.“
    „Von mir wird keiner etwas erfahren“, versicherte er ihm. „Ich weiß bloß nicht, was du finden willst. Ich war dabei, als es geschah. Sie brach einfach tot zusammen.“
    „Ja, ich konnte mir das Band heute ansehen.“
    „Na ja, wenn ich dir irgendwie behilflich sein kann – du musst es nur sagen.“
    „Danke.“
    Dann eilte Quinn Shannon Mackay nach, die das Institut schon fast verlassen hatte. Als er sie eingeholt hatte, war sie bereits am Straßenrand angekommen und hielt Ausschau nach einem Taxi.
    „Tut mir Leid, ich bin ja schon da“, sagte Quinn.
    „Hören Sie, das ist schon okay. Der Strand liegt ohnehin nicht auf dem Weg in die Keys.“
    „Ich habe mein Boot nach Coconut Grove gebracht, für Sie muss ich allenfalls einen Umweg von fünf Minuten machen.“
    „Coconut Grove erreichen Sie viel schneller, wenn Sie geradewegs nach Süden fahren.“
    „Aber ich fahre gern auf dem Damm Richtung Strand. Vor allem am Abend, wenn alles beleuchtet ist. Dann verschwinden all die schmutzigen kleinen Geheimnisse der Stadt in den Schatten. Nachts auf dem Wasser ist die schönste Zeit. Kommen Sie, ich fahre Sie nach Hause. Es macht mir wirklich nichts aus.“
    „Na gut, danke.“
    Einige Meter ging sie neben ihm her, dann blieb sie abrupt stehen. „Woher wissen Sie, dass ich in Strandnähe wohne?“
    „Ich
weiß
das nicht. Ich bin nur davon ausgegangen, weil Sie gerade eben selbst noch gesagt haben, der Strand würde nicht auf meinem Weg liegen.“
    „Deshalb gehen Sie davon aus?“
    „Meine Güte, sind Sie misstrauisch. Wenn Sie woanders wohnen würden, hätten Sie mir das ganz bestimmt gesagt, damit ich Sie auch zu Hause und nicht sonstwo absetze!“
    Er musste unwillkürlich aufgebracht geklungen haben, denn sie lächelte plötzlich. „Ich wohne in Strandnähe, das stimmt. Nur ein paar Blocks vom Studio entfernt.“
    Der Abend war mild, dennoch zitterte sie leicht, als sie zu seinem Wagen gingen.
    „Ist Ihnen kalt? Kann ich Ihnen meine Jacke geben?“
    „Nein, danke. Es ist ganz angenehm.“
    Plötzlich drehte sie sich um. Ein paar Meter hinter ihnen befand sich ein Paar, das auch auf der Totenwache gewesen war. Quinn sah zu den

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