Ihr letzter Tanz
wie geplant allein zu Abend essen. Gute Nacht. Marnie, komm jetzt. Nacht, Sam.“
Er legte eine Hand auf Marnies Schulter und dirigierte sie in Richtung Straße.
„Warum laden wir die zwei nicht wenigstens zum Essen ein?“ flüsterte Sam Shannon zu.
Sie verspürte selbst den Wunsch, das zu tun. Doch sie hielt sich vor Augen, dass Quinn O’Casey ein verdammter Lügner war, der sie benutzt hatte.
„Er muss sich um das Mädchen kümmern“, antwortete sie.
„Das kann er nach dem Abendessen immer noch machen.“
„Nein“, gab sie schneidender als gewollt zurück.
Sam seufzte. „Lass mich mal überlegen. Du hast kein Privatleben. Ein gut aussehender Typ ist ganz offensichtlich an dir interessiert, aber du schiebst ihn weg, als wäre er ein Stück Abfall. Komm nicht zu mir und beklag dich, wenn du alt und einsam bist!“
Sie erwiderte nichts.
„Shannon, dieser Mann kommt vielleicht nie wieder zu dir zurück.“
„Oh doch, das wird er“, erwiderte sie und drehte sich um.
„Wie kannst du bloß so sicher sein?“
Weil er uns ausspioniert. Einige von uns mehr als andere
, dachte sie.
„Vertrau mir einfach, er kommt wieder. Und jetzt lass uns bitte ins Haus gehen, damit wir eine Pizza bestellen können, okay?“
„Shannon …“
Sie drehte sich abrupt herum. „Ich will nicht darüber reden. Und wenn du auch nur ein einziges Mal wieder davon anfängst, bist du gefeuert, klar?“
Er glaubte ihr zwar nicht, aber die Drohung zeigte Wirkung.
„Keine Pizza, wenn’s geht. Ich habe etwas zugenommen. Wir können doch auch Sushi bestellen, ja?“
„Okay. Aber kein Wort mehr über Quinn O’Casey, verstanden?“
„Ja, Boss, verstanden.“
Sie gingen ins Haus, und Sam hielt Wort. Sie sahen sich einen Film an, anschließend diskutierten sie die Qualitäten des Hauptdarstellers. Sam war schwul und sie verbrachten oft Zeit damit, diverse männliche Schauspieler entweder zu vergöttern oder sie in der Luft zu zerreißen.
Gegen zehn Uhr machte er sich auf den Heimweg. Shannon schloss hinter ihm ab, froh darüber, dass sie sich wieder sicher fühlen konnte. Sie hatte
wirklich
Geräusche gehört, weil ein Mädchen in ihrem Garten gelebt hatte. Wer war bloß Annie, und wo würde sie sie finden können? Denn ganz gleich, ob Quinn es ehrlich meinte oder nicht – sie wollte sicherstellen, dass Marnie ihre Tanzstunden bekam.
Gegen Mitternacht war sie fest eingeschlafen, und als sie am nächsten Morgen aufwachte, hatte sie das Gefühl, dass wirklich alles hinter ihr lag.
Lara war beigesetzt worden.
Damit war dieses Kapitel abgeschlossen.
Quinns Telefon ging um Viertel nach sechs am Morgen.
Jake Dilessio hatte Neuigkeiten.
„Sonya Marquez Miller, neunundzwanzig. Geboren in El Salvador, heiratete vor acht Jahren einen älteren Amerikaner und erhielt damit die amerikanische Staatsbürgerschaft. Sie muss ihn wirklich geliebt haben. Sogar Millers Kinder konnten sie leiden. Seine Tochter sah die Zeichnung und konnte sie sofort identifizieren. Sie hatte sie seit fast einem Jahr nicht mehr gesehen, aber Sonya rief von Zeit zu Zeit an, um mit ihr zu reden. Nachdem ihr Mann Gerald Miller gestorben war, gingen die Nerven mit ihr durch, als ihr bewusst wurde, wie jung sie eigentlich noch war. Sie machte sich einen Namen in der Clubszene. Meistens war sie in einem Laden am nördlichen Ausläufer von South Beach anzutreffen, um Partys zu feiern. Sie lebte allein und hatte viele Bekannte, aber laut ihrer Stieftochter Eva Miller gab es niemanden, der ihr besonders nahe stand. Zumindest wusste sie nichts darüber.“
„Hat sie jemals Tanzunterricht genommen?“ wollte Quinn wissen.
„Bislang sind wir nicht fündig geworden. Die Polizei hat die Hotels und Restaurants in der Umgebung aufgesucht, und wir wissen inzwischen, wo sie häufiger hinging, um zu essen, einzukaufen und sich zu amüsieren. Sie lebte in einem Apartment in der Collins, der Pförtner sah sie am Samstagabend um acht Uhr aus dem Haus gehen. Das ist das letzte Mal, dass sie jemand lebend gesehen hat. Duarte fängt übrigens in einer Stunde mit der Autopsie an. Du kannst hinkommen, wenn du willst. Er sagte, du bist stets willkommen.“
Quinn bedankte sich für die Informationen und legte auf. Ehe er jedoch aufstehen und sich einen Kaffee kochen konnte, klingelte das Telefon schon wieder. Diesmal war es sein Bruder.
„Hey, großer Bruder. Du hast bestimmt schon von der Toten am Strand gehört, oder?“ fragte Doug.
„Ja, Jake Dilessio bearbeitet den
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