Ihr letzter Tanz
anderem wollte sie ihm sagen, was sie von seinen Ermittlungsmethoden hielt.
Quinn stand zusammen mit Jake gut einen Meter vom Tisch entfernt, damit Anthony Duarte in Ruhe arbeiten konnte. Über dem Leichnam hing ein Mikrofon, und nachdem die ersten Fotos von der Toten gemacht worden waren, begann er langsam und mit sorgfältiger Betonung zu schildern, was er sah.
Von den Fingernägeln wurden Proben genommen. Duarte konnte keine äußeren Verletzungen feststellen. Der Körper befand sich in einem guten Allgemeinzustand. Auch wenn sie nicht lange im Wasser gelegen hatte, wiesen Spuren darauf hin, dass sie von Meereslebewesen angefressen worden war. Ihre Pupillen waren geweitet, und ausschließlich ihre Arme wiesen Einstichstellen auf. Der restliche Körper war davon verschont geblieben.
Vaginalabstriche wurden vorgenommen, während Duarte erklärte, dass es keine Hinweise auf eine Vergewaltigung oder auf Geschlechtsverkehr vor ihrem Tod gab.
Nach einer Weile schien Duartes Stimme monotoner zu werden, da routinegemäß die inneren Organe entnommen, gewogen und begutachtet wurden, um dann noch Gewebeproben zu nehmen. Die letzte Mahlzeit war recht üppig ausgefallen: Hummer, Spargel, Reis, größtenteils unverdaut. Er äußerte seine Vermutung eines Herzversagens als Folge einer Überdosis an Drogen, erklärte zugleich aber auch, dass diese Todesursache nur eine vorläufige Feststellung darstellte und er erst die endgültigen Ergebnisse der Laboranalysen abwarten musste. Duarte war ein gründlicher Mann.
Das Geräusch der Knochensäge ging durch und durch und löste bei allen Anwesenden ein Schaudern aus. Auch das Gehirn wurde gewogen und eine Gewebeprobe entnommen.
Jake und Quinn hatten die ganze Zeit über schweigend zugesehen, während Duarte über Stunden hinweg seiner Arbeit nachgegangen war. Dann machte er einen Schritt nach hinten und zog seine Einweghandschuhe aus.
Er kam um den Tisch und stellte sich zu den beiden. „Was immer man mit ihr gemacht hat, gewehrt hat sie sich offensichtlich nicht.“
„War sie vielleicht mit einer Gruppe von Leuten auf einem Partyboot, verfiel in einen Rauschzustand und stürzte dann unbemerkt von den anderen ins Wasser?“
„Sie war schon tot, bevor sie ins Wasser fiel. Sie ist eindeutig nicht ertrunken. Ich tippe auf Herzversagen, wie ihr sicher gehört habt. Ursache dafür war eine Überdosis, entweder selbst zugefügt oder durch Fremdverschulden. Vermutlich geriet jemand, der bei ihr war, in Panik und stieß die Tote ins Wasser.“
„Und dann wurde sie am Strand angespült“, folgerte Jake.
„Es kommen für die Überdosis aber nur illegale Drogen in Betracht, keine legal verschriebenen Medikamente, oder?“ wollte Quinn wissen.
„Du hast die Einstiche gesehen“, erinnerte ihn Duarte.
„Was genau es war, kannst du aber erst sagen, wenn die Ergebnisse aus dem Labor eintreffen, richtig?“ fragte Quinn, auch wenn er die Antwort längst kannte.
„Ich rufe Dilessio an, sobald ich etwas weiß. Laboruntersuchungen bringen manchmal Überraschendes ans Licht“, erklärte Duarte. „Mein Bericht wird bis heute Abend, spätestens aber wohl bis morgen früh fertig sein. Wir sind ein wenig im Rückstand, aber eigentlich sind wir das ja immer. Heute Morgen gab es auf der I-95 einen schweren Unfall. Fünf Tote, darunter ein Kind. Werden die Leute eigentlich nie lernen, dass es nichts gibt, für das man so rasen muss?“
„Danke, dass ich zusehen durfte“, sagte Quinn.
Duarte grinste ihn breit an. „Weißt du, es ist komisch, wie viele Leute bei einer Autopsie zusehen wollen. Okay, es herrscht kein Gedränge wie bei irgendeiner Boyband, aber erstaunlich ist es trotzdem. Quinn, ich kann mich noch ganz genau daran erinnern, wie du auf der Akademie von Miami-Dade warst. Die anderen wurden reihenweise ohnmächtig, während du bloß ein bisschen grün um die Nase warst. Da wusste ich, dass du es mal zu etwas bringen würdest.“
„Soweit ich weiß, habe ich es gerade mal zum kleinen Privatdetektiv gebracht“, widersprach Quinn ihm.
Duarte zog eine Augenbraue hoch. Das hier war keineswegs der geeignete Ort, um über die Dinge zu reden, die Quinn seitdem gemacht hatte.
„Meine Herren, ich muss mich jetzt um ein Kind kümmern“, erklärte Duarte. „Ich melde mich, sobald ich etwas weiß.“
Als sie nach draußen gingen, klingelte Jakes Mobiltelefon. Er meldete sich und begann plötzlich zu strahlen. „Ich bekomme ein Baby“, sagte er.
„Gut, dann nichts wie ab
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