Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)
Jagdvereins angeführt.«
»Recht so«, bemerkte Rice halblaut.
Reynolds erinnerte sich an Mrs Paddon. Eine zähe Person. Sie würden gleich morgen früh mit der alten Dame sprechen; er zweifelte nicht daran, dass sie Frühaufsteherin war.
»Lassen Sie mich die Fragen stellen«, wies er Rice an. Er bildete sich ein, dass er gut mit alten Leuten zurechtkam. Die Freundinnen seiner Mutter waren ganz hingerissen von ihm.
Mrs Paddon nicht.
Mrs Paddon begegnete Reynolds und Rice mit so viel Misstrauen, als seien sie Zeugen Jehovas – öffnete ihnen die Tür nur widerwillig gerade so weit, dass sie ihr Haus betreten konnten, anstatt das Gespräch auf der Steinstufe vor der Haustür zu führen.
Das Cottage war eng, aber sauber. Jede verfügbare Fläche war mit Krimskrams vollgestellt. Nein, kein Krimskrams, dachte Rice bei sich, als sie genauer hinsah. Krimskrams im plizierte bunt zusammengewürfelte, geschmacklose Porzellankätzchen und spanische Urlaubssouvenirs. Mrs Paddons Sammlung war ein ungewöhnlicher Mischmasch aus klotzigen, praktischen Gegenständen und zarten Glastieren. Messingbarometer und Kupferkessel ragten über zierlichen Rehkitzen und Kristalligeln auf. Auf dem Kaminsims waren eine Parade aus bunten Glasponys und der Stil einer Spitzhacke zur Schau gestellt. Die Schmuckstücke verliehen dem Raum etwas Schizophrenes – als stritten ein Mann und seine Frau sich andauernd um den zur Verfügung stehenden Platz, und dabei war Mrs Paddon doch ledig, wie Rice sich erinnerte.
Sie bot ihnen Tee an und warnte dann schnell, dass sie keine Milch hätte. »Oder Zucker«, fügte sie zur Abschreckung hinzu.
»Vielen Dank, nicht nötig«, erwiderte Reynolds. »Nett, Sie wiederzusehen, Mrs Paddon. Wie geht’s denn so?«
»Ganz gut«, gab sie brüsk zurück.
Die alte Dame war mitten im Wohnzimmer stehen geblieben und bot ihnen nicht an, sich zu setzen.
»Und Jonas? Wie geht’s dem jetzt?«
»Das müssen Sie ihn schon selber fragen.« Mrs Paddon nahm ein Einkaufsnetz von einem Haken hinter der Haustür. »Eigentlich wollte ich gerade zum Laden.«
Reynolds ignorierte diese betonte Aufforderung, doch bitte zu gehen. »Wir sind wegen Jess Took hier.«
»Oh.« Die alte Dame schien ein wenig verdutzt, dann schlug sie einen sanfteren Ton an. »Das arme Kind.«
»Wir haben Mr Took um eine Liste mit den Leuten gebeten, die ihm Böses wünschen könnten, und es hat uns überrascht, Ihren Namen darauf zu finden.«
Mrs Paddon schnaubte. »Mich überrascht das überhaupt nicht! Ich habe ihm ganz bestimmt nichts Gutes gewünscht. Hab mir gewünscht, dass er von seinem Gaul in einen Teich fällt, dieser fette Blödmann.«
»Aber jetzt nicht mehr?«, erkundigte sich Rice.
Mrs Paddon wischte schon die Vorstellung mit einem Wedeln ihres Einkaufsnetzes beiseite. »Den Blacklands Jagdverein gibt’s nicht mehr. Mehr wollte ich gar nicht. Natürlich gibt’s noch einen anderen und noch einen und dann noch einen, aber wir haben geschafft, was wir uns vorgenommen hatten, und ich bin zu alt, um in ganz England herumzusabotieren.«
»Sabotieren?«, fragte Rice.
»Die Jagden. Sie wissen schon«, meinte Mrs Paddon, »Plakate schwenken, mit Trillerpfeifen Krach machen, falsche Fährten legen.«
»Sachbeschädigung, Körperverletzung«, fügte Reynolds trocken hinzu.
Das Netz wedelte von Neuem. »Oh, so was hab ich nie gemacht. Das ist was für junge Leute und Fremde. Ich habe denen einfach nur das Leben schwergemacht, das ist alles. Hab ihm das Leben schwergemacht. Und es hat funktioniert, und der Verein ist weg, und ich sag Ihnen was: Was mich betrifft, ist es eine Auszeichnung, auf dieser Liste zu stehen.«
Sie zwinkerte Reynolds mit einem blassblauen Auge zu und brachte ihn vorübergehend ziemlich aus der Fassung.
»Ich kann’s ja gar nicht erwarten zu hören, wer da noch draufsteht.«
»Ich fürchte, das sind vertrauliche Informationen«, wehrte Rice ab.
Mrs Paddon schnaubte abermals. »Blödsinn! Auf dem Moor ist nichts vertraulich. Lassen Sie mal sehen. Mike Haddon, der Hufschmied. Bill Merchant vom Futterhandel. Andy Coutt vom Star in Simonsbath, dieser Holzheini – Cooper, stimmt’s? Ich wette, der steht da auch drauf. Hab ich bis jetzt recht?«
Reynolds trat von einem Fuß auf den anderen und räusperte sich.
»Und egal, wie viele da draufstehen, das sind bloß die, von denen John Took weiß. « Sie lachte abermals. »Arrogante Menschen wundern sich immer darüber, wie sehr sie gehasst werden, finden Sie
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