Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Titel: Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Belinda Bauer
Vom Netzwerk:
nicht?«
    Das fand Reynolds sehr wohl. Doch es widerstrebte ihm, Mrs Paddon beizupflichten, nachdem sie ihm die Befragung so vollständig aus der Hand genommen hatte. John Tooks Liste wurde vor seinen Augen zu Gartenzauntratsch degradiert.
    »Nun, danke für Ihre Hilfe, Mrs Paddon«, sagte er steif.
    »Ach, nehmen Sie’s nicht persönlich«, meinte sie. »Ich habe nicht die Absicht, Ihnen den Tag zu verderben. Ich sage doch nur, wenn jemand sich die arme Kleine gegriffen hat, um ihrem Vater eins auszuwischen, dann ist es wahrscheinlich jemand, von dem John Took gar nicht mehr weiß, dass er ihn gekränkt hat, das ist alles.«
    »Denken Sie da an jemanden Bestimmtes?«
    Die alte Dame schien ausgiebig darüber nachzudenken, ehe sie den Kopf schüttelte.
    »Ich wünschte, ich könnte Ihnen helfen«, seufzte sie. »Aber wer weiß schon, was in den Köpfen der Menschen vorgeht.«
    »Das wird ja immer merkwürdiger«, stellte Rice fest, als sie in den Zivil-Peugeot stiegen, den sie gegen den Lieferwagen eingetauscht hatten.
    »In der Tat«, antwortete Reynolds.
    Eine oder zwei Minuten lang saßen sie schweigend da, vor dem Doppelhäuschen, wo ihre Ermittlungen vor achtzehn Monaten mit einem kläglichen Scheitern geendet hatten.
    »Sie schien fast erleichtert zu sein, dass wir bloß wegen Jess Took da waren«, überlegte Rice laut.
    Reynolds nickte. »Hat bestimmt gedacht, wir wären wegen des Mordes an Lucy Holly gekommen. Bestimmt hat sie das Gefühl, sie muss Holly beschützen.«
    »Kann ich ihr wohl nicht verdenken, nach dem, was passiert ist.«
    Reynolds nickte abermals und seufzte dann. »Zumindest wissen wir jetzt, dass John Took anscheinend allgemein verhasst war – und zwar bei mehr Leuten, als auf seiner Liste stehen. Das sind gute Neuigkeiten für uns. Das heißt, das Ganze sieht immer weniger nach irgendeinem x-beliebigen Psychopathen aus – eher so, als wäre Jess Took aus Rache von irgendjemandem gekidnappt worden.«
    Rice nickte. »Und das bedeutet, wir haben eine gute Chance, sie lebend zurückzukriegen.«
    Reynolds lächelte Rice an, und sie lächelte zurück. Bei einem Fall wie diesem waren solche optimistischen Momente selten, und es galt, sie jedes Mal zu genießen.
    Rice schaltete den Motor an und legte den Gang ein. Reynolds’ Handy klingelte.
    Es war der diensthabende Sergeant in Taunton.
    »Sir«, sagte er, »ich glaube, wir haben noch eine Entführung.«
    6
    Tarr Steps war zu jeder Jahreszeit schön. An einem frühen Maimorgen war es geradezu zauberhaft. Die breiten Steinplatten, die sich hier über den Fluss zogen, sahen aus, als hätte ein Riese aus dem Märchen sie dort hingelegt. In einem Tunnel aus Bäumen ließen die durch die breite dunkle Wasserfläche dringenden Sonnenlichtsprenkel das Kiesbett des Flusses wie farbiges Glas funkeln.
    Die einzigen Geräusche waren der Fluss und der Gesang von tausend Vögeln.
    Und das schwache Jammern von Mrs Knox oben auf dem Parkplatz.
    Sie hatte gejammert, als sie angekommen waren, und jammerte jetzt immer noch, fast eine halbe Stunde später. Von seiner Zeit beim Morddezernat her wusste Reynolds, dass sie vielleicht noch eine ganze Weile weiterjammern würde. Möglicherweise ein Leben lang, immer wieder mal.
    Sehr lästig, wo er doch versuchte nachzudenken.
    PC Colin Walters, der für diese Gegend zuständige Officer, der zuerst vor Ort gewesen war, stand schweigend neben ihm, als warte er auf Anweisungen. Sorgenfalten furchten sein ohnehin schon verwittertes Gesicht.
    Reynolds seufzte und wandte sich vom Fluss ab, und sie trotteten beide den Hügel wieder hinauf, zurück zum Parkplatz, wo der neunjährige Pete Knox aus dem Auto der Familie verschwunden und an seiner Stelle – wie durch einen raffinierten, abartigen Zaubertrick – ein viereckiger gelber Zettel auf dem Lenkrad vorgefunden worden war.
    Ihr liebt ihn nicht.
    »Aber das tun wir doch! Wir lieben ihn doch! Was soll denn das heißen ?«, schluchzte Mrs Knox, deren Mann versuchte, sie in die Arme zu nehmen – versuchte, ihren und seinen Kummer zu ersticken –, während sie abwechselnd zusammensackte und dann wieder wild auffuhr. Plötzlich machte sie sich heftig von ihm los und wirbelte mit gebleckten Zähnen zu ihm herum. »Das ist deine Schuld!«, schrie sie, so dass er vor Schreck zusammenfuhr. »Deine Schuld! Du hast ihn zum Wagen zurückgeschickt! Wie konntest du nur? Er ist neun Jahre alt! Er ist ein kleines Kind! Du dämlicher, dämlicher Scheißkerl!«
    Sie ging auf ihren

Weitere Kostenlose Bücher