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Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Titel: Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Belinda Bauer
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Anschuldigungen zu wiederholen. Auch wenn sie ihn liebte, fiel es ihr schwer, sie zu glauben, und sie gab sie fast entschuldigend an Detective Inspector Reynolds weiter. Sie bemerkte rasch die Blicke, die er mit seiner Kollegin wechselte, während sie sprach, und sie bekam allmählich das Gefühl, dass DI Reynolds ihr vielleicht gesagt hätte, sie solle sich verziehen und die Zeit der Polizei nicht verschwenden, wäre Shane nicht neben ihr und vollkommen außer sich gewesen. Es hatte den Anschein, als mache ein haltlos flennender, panischer Elfjähriger sehr viel mehr Eindruck auf die beiden Polizisten als ihre sorgfältige Schilderung der Ereignisse.
    Als sie geendet hatte, fuhren Reynolds und Rice mit ihnen zum Wald zurück und folgten ihnen erst zu dem ausgebrannten Auto und dann zu der kleinen Birke, wo der gelbe Zettel immer noch lag.
    »Hast du das geschrieben?«, fragte der Detective Inspector Em so scharf, dass sie zusammenfuhr.
    »Natürlich nicht!«, fauchte sie zurück. »Steven dachte, sein Bruder macht sich bloß einen Witz, aber dann hat der Polizist gesagt, das stimmt nicht. Dann hat er uns gesagt, wir sollen hierbleiben, und ist da in den Wald gerannt.«
    Reynolds starrte in die Richtung, in die ihr Finger zeigte.
    Aber er rührte sich nicht. Rannte nicht in den Wald. Warum rannte er denn nicht in den Wald?
    Em hatte Respekt vor der Obrigkeit. Warum sollte sie auch nicht? Die Obrigkeit hatte sie stets respektvoll behandelt. Bis jetzt. Jetzt sah sie nur Misstrauen in DI Reynolds’ scharfen Augen – und wegen dieses Misstrauens ging alles viel zu langsam. Der kleine Zornesblitz, der sie durchzuckte, überraschte sie.
    »Sie glauben, ich lüge!«
    »Das habe ich nicht …«
    »Doch. Sie glauben, ich lüge. Ich lüge nicht. Sie müssen aufhören, hier rumzustehen, und sie suchen gehen!«
    »Na, na«, beschwichtigte Reynolds. »Wir müssen das Ganze korrekt angehen.«
    »Sie müssen das Ganze schnell angehen!«
    »Jetzt hör mal zu, Emma …«
    »Emily.«
    Reynolds schürzte missbilligend die Lippen und warf Rice einen Blick zu, doch Rice tat so, als starre sie wie gebannt in den Wald.
    Und dann starrte sie wirklich wie gebannt in den Wald.
    »Da ist jemand«, sagte sie leise.
    Alle drehten sich um und folgten ihrem Blick. In der angespannten Stille, die nun folgte, hörten sie, wie sich etwas rasch durchs Unterholz bewegte. Die Geräusche wurden lauter.
    »Es kommt auf uns zu«, flüsterte Rice, und ihre gewisperten Worte in dieser Kathedrale aus Bäumen ließen das Leben plötzlich wie ein unheilvolles Märchen erscheinen.
    »Da!«, zischte Em, als ganz kurz etwas Rotes aufblitzte.
    »Davey!«, brüllte Shane.
    Reynolds war zutiefst erleichtert.
    »Siehst du?«, konnte er sich an das Mädchen gewandt nicht verkneifen und musste sich zusammennehmen, um nicht noch »Ich hab’s ja gesagt« hinterherzuschieben.
    Davey Lamb kam zwischen den Bäumen hervorgestolpert, als wäre er nur aus Versehen hier angekommen.
    »Davey!«, sagte Shane noch einmal, diesmal jedoch mit stockenderer Stimme. Reynolds sah, wieso. Der Junge bewegte sich, als sei er betrunken, die Beine abwechselnd steif und wackelig und mit schlaff herabhängenden Armen. Die Ellenbogen zuckten hierhin und dorthin. Beim Klang von Shanes Stimme drehte er zwar den Kopf, aber mit dem kraftlosen Hals und den leeren Augen einer Marionette, deren Fäden durchtrennt worden sind.
    Niemand rührte sich, niemand rannte auf Davey zu und half ihm. Das allein machte die Szene noch beklemmender. Stattdessen drehte der Junge wacklig bei und kam auf sie zu. Rice ging ihm schließlich die letzten paar Schritte entgegen. »Alles okay, Davey?«, fragte sie.
    »Was?«, fragte er und verzog verwirrt das Gesicht. »Was?«
    Drogen. Reynolds hatte so etwas oft genug gesehen, um Bescheid zu wissen. In ländlichen Gemeinden waren Drogen weit verbreitet. In einem Aufwallen des Zorns hätte er den Jungen am liebsten geohrfeigt, weil er ihrer aller Zeit verschwendet hatte. Nur sah er aus der Nähe, dass Davey Lamb außerdem voller schwarzer Schlieren war, die wie Kohlenstaub oder Wagenschmiere aussahen.
    »Wo ist Steven?«, fragte Emily Carver eindringlich.
    »Dahinten.« Davey machte eine vage Geste mit dem Arm. »Der hat versucht, mich umzubringen, aber ich bin abgehauen.«
    »Wer hat versucht, dich umzubringen, Davey?« Rice hatte sich ein wenig gebückt, um auf gleicher Höhe mit dem Jungen zu sein. Sie sprach mit ihrer Opfer-Beruhigungsstimme.
    Davey sah sie an, dann

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