Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Titel: Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Belinda Bauer
Vom Netzwerk:
drehte er sich um und starrte den Wald hinter ihm an. »Ich weiß nicht«, antwortete er. Mit dem letzten Wort übergab er sich; ein klumpiger Kokosnussstrom rann sein T-Shirt hinunter.
    »Krass!«, stieß Shane hervor.
    Reynolds bedachte Rice mit einem sachlichen Blick.
    Davey setzte sich mit gekreuzten Beinen schwer auf den Waldboden. Lange Rotzfäden hingen ihm von der Nase. Er begann zu weinen.
    »Davey, wo ist Steven ?«, drängte das Mädchen beharrlich, doch Davey Lamb konnte nur den Kopf schütteln und schluchzen.

Teil 2
Im vergangenen
Winter

34
    Hufe, Beine, Haut und Kopf.
    Hufe, Beine, Haut und Kopf …
    Komisch, ich mach das nie, ohne dieses alte Lied zu singen. Meistens im Kopf, aber manchmal auch laut, wenn mein Messer ganz leicht durch die Haut rutscht. Das is’ kein Zufall. Der alte Murton war ’n guter Lehrmeister, wenn’s um Messer gegangen is’. Fleisch mag ’ne scharfe Klinge, hat der alte Murton immer gesagt – hat kein’ Sinn, ’n Messer zu wetzen und’s dann nich’ zu benutzen. Ich wetz meine Messer immer, bevor ich sie benutze, verstehn Sie? Bevor ich die Beine am Sprunggelenk abmache, so. Die gehn ganz sauber ab, und ich heb sie auf. Das hier is’ ’n Kalb, da kann man ganz leicht alle vier Beine in einer Hand halten. Ich leg sie zur Seite. Jetzt ’n kleiner Schlitz hier und hier, ein langer Schlitz da und einmal um den Hals rum.
    Und jetzt kommt die Kette um den Kopf, so, um ihn festzuhalten, verstehn Sie? Und der Haken von der Winde kommt in den Nacken, so. Als ich hier angefangen hab, gab’s noch kein’ Strom, da war’s mein Job, die Winde mit der Kurbel zu drehn. Is’ ja schön und gut für ’n Kalb, aber versuchen Sie mal, die Haut von ’nem verfluchten Ackergaul runterzukurbeln! Jetzt is’ das anders. Auf ’n Knopf drücken, und los geht’s. Die Haut kommt glatt runter, mit so ’nem Knistern und ’nem ganz leisen Sssssss , und zurück bleiben saubere rosa Muskeln und Sehnen inner Form von ’nem Kalb.
    Beim Kopfabmachen wird das Messer immer stumpf, aber ich wetz es erst wieder beim nächsten Mal – ob das jetzt in fünf Minuten is’ oder in fünf Tagen. Der alte Murton war ’n guter Lehrmeister. Alt! Jetzt hör sich einer das an, nenn ich den doch glatt alt, dabei war er wahrscheinlich jünger, als ich jetzt bin. Kam mir bloß alt vor, weil, ich war ja noch ’n junger Hüpfer, verstehn Sie? Vierzehn, als ich hier angefangen hab, und ich hab ganz schön geschwitzt, als ich mein erstes Schaf klarmachen musste. Bis zu’n Ellbogen in Blut und Scheiße, und ich hab den Kopf trotzdem nich’ abgekriegt!
    Nich’ so wie jetzt. Eins, zwei, drei, weg is’ er. Das is’ die einzige Stelle, wo’s blutet. Tropft einfach aus’m Hals raus auf’n Beton. Dunkelrot und glänzend, aber nich’ viel. Ich leg den Kopf neben die Beine; die dicke rosa Zunge guckt ganz komisch raus.
    Ich häng das Kalb hinten in die Fleischkammer und sprüh’s blau an, damit’s Menschen nich’ mehr essen können. Hier drin hängen ’n Dutzend Kadaver, aber die kriegen wir schon verputzt, bevor sie schlecht werden. Mit Leichtigkeit. Kalt, ver stehn Sie? Sogar mitten im Sommer is’ es immer kalt in der Fleischkammer, wegen der dicken Mauern und dem Rasendach.
    Dieses Jahr sind’s hauptsächlich Pferde. War ’n schlimmer Winter, und ’n altes Pferd durchzufüttern, dafür gibt man doch kein Geld aus. Da sind auch ’n paar spät geborene Kälber bei, die zu klein warn, um’s zu schaffen, bis der Schnee kommt, und Jack Biggins’ beste Milchkuh Bubbles. Der hat sie selbst hergebracht, jawoll, und hat gesagt, sie fand’s immer schön zuzusehen, wie die Jagd vorbeikam. Der alte Spinner! Aber er wollt nich’, dass sie zu Brown’s geht, verstehn Sie, da behandeln sie sie doch so schlecht. Wahrscheinlich hat die alte Bubbles gedacht, sie kommt zum Melken rein. Die Betonrampe runter, einmal zwischen den Augen kraulen, ’n freundliches Wort. Kein Problem.
    Ich geh wieder in den großen Schuppen und hol die Reste von dem Kalb – Hufe, Beine, Haut und Kopf – und tu sie in den Ofen. Früher haben wir die Häute an die Gerbereien in Porlock oder Swimbridge verkauft, aber jetzt kommt ja alles, was aus Leder is’, zehnmal billiger aus China oder Indien. Wir sind ein Dreck jetzt, England. Alles, was uns bleibt, sind unsere Traditionen, und da gibt’s welche, die hätten’s gern, wenn die auch verschwinden und wir alle so leben wie die Russen.
    Ich spritz den Schuppen mit’m Schlauch

Weitere Kostenlose Bücher