Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)
leer gemacht, die sie im Küchenschrank von Shanes Mutter gefunden hatten. Sie hatten das Zeug runtergeschluckt wie Hustensaft, und dann hatten sie über den Anblick von Shanes Hamster Anakin gelacht, bis ihnen die Tränen kamen, wie der da bibbernd unter seinen Sägespänen hockte.
Das hier war so wie damals, aber ohne den Spaß. Manchmal trieben Daveys Gedanken davon, selbst während seine Beine weiterarbeiteten. Dann kam er mit einem Ruck wieder zu sich und erinnerte sich daran, dass er sich in großer Gefahr befand, und er schrie und schlug um sich und wand sich im Griff des Entführers.
Es war sinnlos.
»Ich schieß dir in den Kopf«, sagte ihm die Stimme ins Ohr, und einen Augenblick lang glaubte Davey ihm und wurde wieder nüchtern und gab sich Mühe, allein zu laufen. Dann vergaß er das mit dem In-den-Kopf-geschossen-Werden wieder und hörte von Neuem auf mitzumachen.
Er wurde mehrere Tage lang durch den Wald geschubst und gezerrt und gestoßen und geschleift. Es fühlte sich an wie mehrere Tage, vielleicht waren es auch Sekunden. Endlich kamen sie zu einem Picknickplatz und einem Auto, und Davey wurde gegen die hintere Tür gelehnt, und ihm wurde schroff befohlen Bleib da, also tat er es natürlich nicht. Sobald der Mann wegging und den Kofferraum aufmachte, lief er wieder los in Richtung Wald.
Der Mann bekam ihn zu fassen, und Davey setzte sich hin und weigerte sich, sich von der Stelle zu rühren. Der Mann packte ihn an den Handgelenken und schleifte ihn auf dem Hintern über die Lichtung zurück zum Auto. Er war verblüffend stark.
Der Mann ließ seine Arme fallen, und Davey rollte sich einfach unter das Auto und zog seinen Knöchel gerade noch rechtzeitig vor der Hand des Mannes weg. Der Mann fluchte laut und kniete sich hin, um nach ihm zu greifen. Davey kicherte und zappelte, kicherte und zappelte, während der Mann stocherte und grabschte und wüste Schimpfwörter grunzte.
»Ach, Sie können mich auch mal kreuzweise!« Davey lachte laut, obwohl ein Teil von ihm sich jedes Mal am liebsten in die Hose gepisst hätte, wenn er den zupackenden Fingern entwischte.
Der Mann stand auf und ging weg.
Jetzt hatte die Angst Zeit, sich auf Daveys Rücken niederzulassen wie eine steife Decke, die bei Frost draußen gelegen hat, und seine Zähne begannen zu klappern. Er sah, wie die Arbeitsstiefel des Mannes zum Heck des Autos gingen. Er hörte, wie er im Kofferraum kramte.
Davey lauschte seinem eigenen Atem, der durch seinen Mund pumpte, dem Geräusch von etwas, das verschoben und angehoben wurde. Nicht zu wissen, was das war, machte ihm am meisten Angst.
Die Stiefel kamen zurück. Als der Kopf des Mannes als Silhouette wieder unter dem Rand der Karosserie erschien, war es nicht seine Hand, die er nach Davey ausstreckte, sondern ein weißer Stock. Und er versuchte auch nicht, Davey hervorzuziehen, sondern er fing an, nach dem Jungen zu stochern und zu schlagen; versuchte, ihn aus seinem schmalen Versteck zu treiben.
Das erste Mal traf der Stock Davey am Knie, und er schrie auf und stieß sich den Kopf am Auspuff. Abwehrend streckte er die Hände vor, und der Stock knallte gegen die Finger seiner linken Hand, als er an ihm vorbeizischte. Dann traf ihn die Spitze hart in die Rippen, und Davey dachte, er würde gleich ohnmächtig werden. Er fühlte sich nicht mehr betrunken. Ihm war schlecht, und er hatte fürchterliche Angst. Er konnte sich nicht bewegen. Alles, was er tun konnte, war daliegen, in Tränen ertrinken, die Hände gegen die Seite drücken und hoffen, dass der Schmerz weggehen würde. Nur das war wichtig. Der Schmerz und die Hilflosigkeit.
Einmal hatte er gesehen, wie Iestyn Lloyd, der Terrier züchter, einen Fuchs ausgegraben hatte, während seine Jack Russells kläfften und scharrten und nach der Erde des Baus schnappten. Jetzt wusste Davey, wie einem Fuchs zumute sein musste.
Mit fest zugekniffenen Augen und noch immer brennender Seite spürte Davey das Zerren hinten an seinem T-Shirt, die Hand am Bund seiner Jeans und den Schotter, der unter seinen Hüften verrutschte, als er unter dem Auto hervorgezerrt wurde.
Er kam aus der Dunkelheit ins Licht und blinzelte durch seine Tränen hindurch. Dabei war ihm vage bewusst, dass plötzlich zwei Gestalten über ihm aufragten.
Und eine davon war Jonas Holly.
33
Niemand glaubte Em. Jedenfalls anfangs nicht. Sie musterten sie misstrauisch und stellten ihr Fragen, die sie unmöglich beantworten konnte. Ganz ehrlich, es war ihr peinlich, Stevens
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