Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition)

Titel: Ihr liebt sie nicht: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Belinda Bauer
Vom Netzwerk:
Em rannte die kleine Steintreppe hinauf, ehe er sie zurückhalten konnte.
    Er hörte, wie sie an die Tür hämmerte und schrie.
    Steven wollte Mr Holly nicht dabeihaben. Der so tat, als wolle er helfen. So tat, als wäre es ihm wichtig. Der die Führung übernahm.
    Und sie von dort wegführte, wo Davey vielleicht war?
    Er wäre allein weitergerannt, doch er konnte Em doch nicht hierlassen. Bei ihm.
    Hin- und hergerissen zwischen seinem Bruder und dem Mädchen, das er liebte, zauderte Steven Lamb auf der schmalen Straße vor dem Hintergrundgeräusch von Shanes vornübergekrümmtem Japsen.
    Em kam die Stufen herunter, gefolgt von Mr Holly in Jeans und T-Shirt und dicken grünen Gartenhandschuhen.
    Steven riss den heftig protestierenden Shane hoch und schickte sich an, ihn den Hügel hinaufzuschubsen.
    Als sie schließlich neben dem ausgebrannten Mazda anhielten, war die schweigende Hitze des Waldes bedrückend.
    »Ich war hier drin«, keuchte Shane. »Er war da drüben.«
    Sie folgten ihm durch den Farn und zwischen den Bäumen hindurch zu der kleinen Birke und dem gelben Zettel.
    Steven hob ihn vom Waldboden auf.
    »Ihr liebt ihn nicht.« Vor Erleichterung wurde ihm ganz flau.
    »Scheiße«, sagte er. »Der verarscht uns bloß! Ich bringe ihn um! Wir hatten Krach, und er …«
    »Nein«, widersprach Jonas Holly scharf. »Das ist kein Witz.«
    Seine Worte ließen sie überrascht verstummen. Jetzt sahen sie alle zu, wie er stirnrunzelnd die Bäume in nördlicher Richtung betrachtete, als versuche er, sich an etwas zu erinnern – oder etwas zu erkennen, was niemand anderes sehen konnte.
    »Wartet hier«, befahl er ruhig. »Wenn ich in zehn Minuten nicht wieder da bin, holt Hilfe.«
    Und damit rannte er in den Wald.
    »Scheiße!« Steven spürte, wie sein kleiner Bruder ihm so rasch und gewiss entglitt, als stürze er in einen Brunnen. Wenn Mr Holly zu wissen glaubte, wo er war, dann musste Steven das auch wissen. Und wenn der Polizist irgendetwas damit zu tun hatte, was zum Teufel dachte er sich dann dabei, ihn einfach abhauen zu lassen?
    Nichts zu tun war keine Option.
    Steven packte Ems Hände. »Ihr beide geht jetzt sofort und holt Hilfe«, wies er sie eindringlich an. »Ich muss ihm nach.«
    »Aber Steven, er hat doch gesagt …«
    »Das ist mir egal, Em! Er hat seine Frau ermordet. Vielleicht hat er auch die Kinder umgebracht. Sag’s der Polizei. Ich muss ihm nach. Ich muss Davey finden!«
    Ems offener Mund enthielt tausend Fragen, doch Steven ließ sie los und rannte hinter Jonas Holly her.
    »Steven!«, schrie sie, doch er schaute sich nicht um und wurde bald von den Bäumen verschluckt.
    Davey Lamb war kein Mädchen, er war nicht neun Jahre alt, und er war auch nicht etwas ganz Besonderes, so wie Charlie Peach. Davey Lamb war fit und kräftig und gab sich alle Mühe, sich genauso heftig zu wehren, wie er es Chantelle Cox gegenüber einmal so prahlerisch behauptet hatte. Zweimal hatte er sich sogar losgerissen und war in den Wald getaumelt – hatte versucht, dem Angreifer davonzulaufen, mit Gummibeinen, die ihm den Dienst versagten und ihn stolpern ließen. Die Bäume drehten sich um ihn, und der Waldboden war kühl und rau an seiner Wange. Und die Arme, die ihn abermals hochzerrten, waren stark und erbarmungslos.
    Davey versuchte, ein Gesicht zu erkennen, doch es entzog sich ihm immer wieder, wie etwas, das man gerade eben so aus den Augenwinkeln sieht. Glatt und ohne Gesichtszüge und immer nur ganz kurz zu sehen. Der Kidnapper schien weder groß noch klein zu sein, weder dick noch dünn. Er trug eine große Jacke, aber abgesehen davon war er einfach nur ein Wesen mit Händen, die zupackten, und Beinen, die sich schneller bewegten, als Daveys es fertigbrachten. Eine finstere Stimme brummelte halblaute Drohungen neben seinem Ohr, und Daveys T-Shirt – knallrot mit einem Finger drauf, der auf den Betrachter zeigte, und den Worten ER WAR’S darüber – rutschte ihm unter den Armen hoch, als er taumelnd durch den Wald geschubst wurde.
    Davey fragte sich, ob Shane wohl noch in dem Mazda saß und darauf wartete, von derselben Person geschnappt zu werden, die ihn jetzt fest am Arm und im Nacken gepackt hielt und beim Gehen gelegentlich mit einem Knie in den Hintern nachhalf.
    Davey lachte bei diesem Gedanken, und sofort wurde ihm übel. Er war betrunken. Er hatte gar nichts getrunken, aber betrunken zu sein fühlte sich definitiv so an wie das hier. Letzten Winter hatten er und Shane mal eine Flasche Advocaat

Weitere Kostenlose Bücher