Ihr Pferd ist tot - Steigen Sie ab
sind?
Haben Sie ein Vorbild? Einen Menschen, der schon lange die Regie über seine Karriere fest in der Hand hält? Was meinen Sie: Was würde dieser Mensch Ihnen heute für Ihre Karriere ans Herz legen?
|110| »1 Prozent Inspiration
und 99 Prozent Transpiration«:
Wer finden will, muss suchen
Prinzen sind gewöhnlich lange unterwegs, bis sie finden, was sie suchen. Prinzessinnen, Königreiche, Schätze und was es auch immer in Märchen zu finden gibt. Dabei haben sie sich mit Widerständen und Widrigkeiten herumzuärgern, was sich aber am Ende natürlich auszahlt, weil die Akteure glücklich bis ans Ende ihrer Tage leben. Mir ist kein Märchen bekannt, in dem der Prinz in seinem Schloss kreuzunglücklich am Pool sitzt und einfach nur wartet – weil er keine Ahnung hat, wonach und wo er suchen könnte: »Sein oder nicht sein? Prinzessinnen soll’s da draußen geben? Mag ja sein. Aber was, wenn nicht? Und wenn ich mich verlaufe? Aber es ist so öde hier, und ich bin ja auch nicht mehr der Jüngste. Und die Drachen? Hab ja ein bisschen Angst vor denen. Mal vor’s Burgtor schauen? Könnte ich tun. Aber bringt das was? Vielleicht kommt mir morgen eine gute Idee. Oder irgendein Zauberer oder sonst jemand schaut vorbei und sagt mir, was ich tun soll. Guter Plan. Mann, ist das öde hier.«
Erinnern Sie sich an meine Unterscheidung zwischen Weg-von-Zielen und Hin-zu-Zielen in den »Acht Schritte auf dem Weg zum neuen Job« (Seite 57)? Bei diesem unglücklichen Prinzen, bei den Reitern von toten Pferden und bei Menschen, denen ihr Job zum Hals heraushängt, ist das Weg-von-Ziel ja sehr klar. So weit waren wir schon. Schauen wir uns jetzt genauer an, womit wir uns das Suchen oft so schwer machen, dass wir gleich wieder damit aufhören – bevor wir auch nur eine Chance hatten, etwas zu finden.
Im Märchen gehören zu der hohen Suche immer auch Prüfungen und jede Menge Arbeit. Auf der Suche nach dem richtigen Job ist es |111| nicht so viel anders. Im Märchen reiten die Prinzen in die weite Welt und vertrauen darauf, dass sich ihnen die richtigen Prüfungen schon stellen werden – das tun aber viele Jobsucher überhaupt nicht. Sie sagen (und glauben) zwar, dass sie auf der Suche sind und alles tun, um fündig zu werden, aber sie sind in Wirklichkeit weit entfernt davon! Ich möchte Ihnen dies anhand einer typischen Szene aus meiner Coachingpraxis erklären:
»Was könnte ich beruflich tun? Was will ich tun?«, sind die zentralen Fragen von Klaus. Als Einstieg und erste Orientierung bitte ich ihn, seine Gedanken, Themen, Ideen, Fragen und Träume dazu aufzuschreiben. Klaus steht erst am Anfang der vierten Phase (der kreativen Suche, siehe Seite 58), und es geht hier ausschließlich darum, sich auf die Suche nach möglichst vielen unterschiedlichen Ideen zu machen – ohne den Anspruch, schon einen konkreten Job zu formulieren.
An der großen, leeren Wandtafel hat er bisher fünf Gedanken sortiert:
mit Menschen arbeiten
Events organisieren
sinnvoll muss es sein!
Reisen
Schulungen oder Seminare geben
Das ist natürlich nur ganz grob und in Kladde gedacht. Aber auf jeden Fall eine Ausgangsbasis. Ich ermutige Klaus, weitere Ideen auf die Tafel zu werfen oder aufzuschreiben, was ihm zu den fünf Begriffen weiter einfällt. Um ihn zu unterstützen, stelle ich Fragen wie:
»Was für ein Bereich könnte es denn sein, in dem Sie mit Menschen arbeiten würden?«
»Welche Events möchten Sie organisieren?«
»Was fällt Ihnen denn ein zu dem Wort ›sinnvoll‹?«
»Welche Assoziationen haben Sie zu dem Begriff ›Reisen‹?«
»Welche Seminarinhalte könnten Sie interessieren?«
Durch solche öffnenden Fragen haben wir die Chance, weiter einzusteigen, Ideen zu vertiefen und neue zu entdecken. Klaus fühlt sich sichtbar unwohl, es
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scheint anstrengend und überhaupt nicht spielerisch für ihn zu sein. Wenn ich auf einen Begriff fokussiere, rutscht er zu einem anderen und bleibt dabei stets negativ und distanziert: »Na, mit Reisen kann man ja kein Geld verdienen. Ich glaube, damit fliehe ich nur. Ich hab neulich eine Reisedokumentation im Fernsehen gesehen. Das wäre natürlich toll! Aber das ist Traumtänzerei …«
Wenn ich einhake und versuche, ihn anzuregen, über solche Dokumentationen nachzudenken, ist er schon wieder weg und bei einem anderen Punkt. So geht es immer weiter – es ist, als wolle man einen Pudding an die Wand nageln. Klaus ist natürlich frustriert und sagt, dass es ihm immer so geht, wenn er
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