Ihr Pferd ist tot - Steigen Sie ab
versucht, sich Gedanken über seine berufliche Zukunft zu machen. Für ihn ist dies ein Beleg dafür, dass er nun einmal keine Ideen und Möglichkeiten hat!
Wenn wir diesen Prozess von außen beobachten, ergibt sich allerdings ein ganz anderes Bild: Bevor der Suchprozess überhaupt beginnen kann, wird er blockiert und überlagert von kritischen Fragen und abwertenden Bemerkungen. So können gute Ideen gar nicht erst entstehen – das Klima ist viel zu eisig! Und das Ergebnis ist vorhersehbar: schlechte Laune, ein negatives Selbstbild und noch eine Runde auf dem toten Pferd.
Ideen sind gar zarte Pflänzchen
Eine kritische Haltung, ob von anderen oder von uns selbst (von unserem inneren Kritiker), bringt uns automatisch in die Defensive und macht uns innerlich eng. Und damit haben neue Ideen, die sehr zarte Pflänzchen sind, keine Chance mehr. Sätze wie in unserem Beispiel – »Damit kann man ja kein Geld verdienen« oder »Das ist doch Traumtänzerei« – beenden die Suche, bevor sie überhaupt begonnen hat.
Man mag jetzt denken, dass eine (selbst-)kritische Haltung doch grundsätzlich wichtig und richtig ist. Das stimmt auch – doch nicht in jeder Situation. Erst einmal muss Material entstehen und Konturen bekommen können, bevor ich es der kritischen Prüfung aussetze! Kritik ist am richtigen Platz, wenn ein Ideenfindungsprozess abgeschlossen |113| ist. Wie viele große Erfindungen wären gar nicht gemacht worden, wenn ihre Entdecker sie sofort als unrealistisch abgetan hätten? So manche gute und erfolgreiche berufliche Idee erscheint uns anfangs als gar nicht machbar. In unserem Modell der acht Schritte der Berufsfindung sind Kritik und die Frage der Umsetzbarkeit erst in der Konkretisierungs- und in der Entscheidungsphase sinnvoll. Auf gar keinen Fall vorher!
Dummerweise halten sich unsere inneren Widerstände gegen Veränderungen nicht an diese Regel. Sie mischen sich sofort und bei jeder Gelegenheit ein und wollen die kreativen Teile des Gehirns am besten gar nicht erst zu Wort kommen lassen, wenn wir versuchen, neue Gedanken zu entwickeln. Deshalb ist es wichtig, dass wir Stellung beziehen und die Regie über unseren Suchprozess übernehmen – und sie auf keinen Fall unseren inneren Bremsern überlassen! Was heißt das konkret? Wenn Sie nicht wissen, was Sie (beruflich) wollen, sollten Sie unbedingt der Suche nach Ideen ausreichend Raum und Zeit geben. Nehmen Sie
jede
Idee, und erscheint sie Ihnen auf den ersten Blick auch noch so verrückt, erst einmal ernst, und denken Sie sie weiter, bis sie Konturen hat. Melden sich dabei Kritik und Ablehnung, nehmen Sie sie zur Kenntnis, halten Sie sie auch gern schriftlich fest – und schicken Sie sie dann vor die Tür. Geben Sie sich die Erlaubnis, auch mal zu spinnen und zu träumen – wer weiß, welche großartigen und durchaus realisierbaren Projekte daraus entstehen werden!
So geben Sie Inspirationen eine Chance
»Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser wird, wenn es anders wird.
Aber so viel kann ich sagen: Es muss anders werden,
wenn es besser werden soll!«
Georg Christoph Lichtenberg, Physiker und Schriftsteller
Es wird oft angenommen, große Ideen kämen einfach so zu uns, ohne Vorbereitung, quasi vom Himmel. Das ist nur zum Teil richtig, denn ganz ohne Vorbereitung und Vorarbeit kann man lange auf sie warten. |114| Newton hat das Gravitationsgesetz nicht entdeckt, weil er sich unter Apfelbäumen ein schönes Leben machte. Er hat sich natürlich lange mit dem Problem beschäftigt, genauso wie andere Entdecker und Erfinder, lange bevor das »Aha-Erlebnis« kam. Bevor es auf neue Ideen kommt, braucht unser Gehirn nämlich erst einmal jede Menge Input und muss Zeit haben, sich mit möglichst vielen Fakten zu beschäftigen. Man spricht dabei von der Inkubationsphase (der »Bebrü tungsphase «) der Ideenfindung. Erst dann ist der Nährboden geschaffen für ganz neue Einfälle, die uns dann auch quasi wie vom heiteren Himmel in den Sinn kommen.
Aber einfach nur darauf zu verweisen, dass die tolle Idee für den neuen Job noch nicht da ist, und weiter nur in der Nase zu bohren, ist einfach eine schlechte Ausrede, um nicht aktiv werden zu müssen! Deshalb halte ich es mit Thomas Alva Edison, der sagte, dass ein erfolgreicher Suchprozess aus »1 Prozent Inspiration und 99 Prozent Transpiration« besteht. Aber was können wir denn tun, wenn wir noch gar nicht wissen, wohin die Reise gehen könnte?
Ein optimaler Nährboden für Ideen ist einerseits
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