Ihr Pferd ist tot - Steigen Sie ab
nicht ernst nehmen zu können, drücken Sie auf Stopp. Fragen Sie sich, woran es liegen könnte, dass Ihnen dies gerade so schwerfällt, und was Sie möglicherweise dafür brauchen. Wenn Sie erkennen, dass dieses Ziel, dieser Schritt oder dieses Anliegen im Moment eine Nummer zu groß ist, um sich darauf festzulegen: Geht es vielleicht eine Nummer kleiner? Oder können Sie sich leichter auf einen Zwischenschritt festlegen?
|144| Arbeiten Sie zweigleisig
Kommen wir noch einmal auf unser Beispielunternehmen zurück: Wenn der Fahrplan für das Entwicklungsprojekt steht – wer sorgt dafür, dass er auch eingehalten wird? Wer prüft, welchen Stand das Projekt hat, und wer schlägt Alarm, wenn etwas aus dem Ruder zu laufen droht? Auch wenn jeder Beteiligte sich engagiert und sein Bestes gibt, es braucht trotzdem Instanzen, die den Prozess beobachten und steuern. In einem Unternehmen ist dies Sache von Projekt- und Qualitätsmanagern, Controllern und Führungskräften auf verschiedenen Ebenen. Man kann also grob von zwei Instanzen sprechen: der Entwicklungsarbeit und der Prozesssteuerung.
Was hat das mit Ihnen zu tun? Da Sie wahrscheinlich der einzige »Mitarbeiter« Ihres eigenen Jobentwicklungsprojekts sind (es sei denn, Sie lassen sich von einem Coach oder einem anderen Helfer begleiten), ist es sehr wichtig, dass Sie ebenfalls zwei Ebenen im Blick haben:
Die eigentliche Arbeit der Neu-Orientierung: Klären Sie Ihre Wünsche und Vorstellungen, erstellen Sie Ihr Fähigkeitenprofil, sammeln Sie Ideen und Möglichkeiten und suchen Sie nach potenziellen Jobs, wie ich es in den acht Schritten beschrieben habe.
Die Arbeit auf der Prozessebene: Achten Sie darauf, ob Ihr Projekt noch unter Dampf ist und in die gewünschte Richtung fährt. Lässt die Motivation zu wünschen übrig? Haben Sie den Eindruck, mental |145| blockiert zu sein? Melden sich innere Widersacher? Stimmen die nächsten Schritte, das große Ziel oder der Zeitplan überhaupt noch?
Vielleicht klingt dies auf den ersten Blick recht theoretisch – Sie werden aber gleich verstehen, warum dieser Punkt in meinen Augen so wichtig ist.
Am Beispiel von Ralf haben wir gesehen, wie jemand zwar einen großen Wunsch nach beruflicher Veränderung hat und auch eine Menge Energie investiert, aber offensichtlich damit nicht weiterkommt. Denn sein Grübeln und Denken finden ausschließlich auf der ersten Ebene statt. Selbst wenn er noch mehr Zeit damit verbringen oder andere Menschen einbeziehen würde, käme er höchstwahrscheinlich nicht voran. Denn sein Problem liegt anscheinend auf der zweiten, der Prozessebene: Er hat nämlich nicht im Blick,
wie
er sucht und
wo
dabei sein Problem liegt. Wenn der Motor stottert, hat es ja auch wenig Sinn, einfach nur mehr Gas zu geben – besser suchen wir unter der Haube nach der Ursache dafür, oder?
Und darin liegt auch die Aufgabe eines Coaches: Anstatt sich auf gute Ratschläge zu beschränken, untersucht er auch auf der Prozessebene, woran es liegen könnte, wenn die Such- und Entwicklungsarbeit blockiert ist oder gar nicht erst in Fahrt kommt. Bei Ralf wurde so schnell deutlich, dass ihm die Werkzeuge für eine produktive Arbeit fehlten – er hatte sich vorher gar nicht gefragt, woran es liegen könnte, dass er aus dem Grübeln nicht herauskam.
Deshalb möchte ich Ihnen ans Herz legen, dass Sie sich selbst auf dem Weg Ihrer beruflichen Neuorientierung ein guter Coach sind! Und das bedeutet, dass Sie grundsätzlich zweigleisig fahren – also immer diese beiden Ebenen im Blick haben. Sie haben den Eindruck, dass Ihr Suchprozess stagniert und Sie nicht weiterbringt? Dann sollten Sie unbedingt eine Pause einlegen und sich mit der zweiten Ebene befassen: Stehen Ihnen vielleicht Ängste, Befürchtungen oder einschränkende Glaubenssätze im Weg? Haben Sie den Eindruck, innerlich blockiert zu sein, weil innere Widersacher auf die Bremse treten? |146| Oder haben Sie den roten Faden verloren und wissen nicht, welcher Schritt der nächste sein könnte?
Ganz wichtig ist es dann, nicht einfach weiterzumachen und gar den Druck zu erhöhen, sondern diese Hindernisse ernst zu nehmen und möglichst aus dem Weg zu räumen. Ein gutes Werkzeug dafür ist die Bedenkenliste (mit weiteren Werkzeugen werden wir uns später beschäftigen):
Die Arbeit mit der Bedenkenliste
Wenn ich Menschen bei Ihrer Such-, Klärungs- oder Entwicklungsarbeit begleite, empfehle ich, während jeder Arbeitsphase immer eine Bedenkenliste parat zu haben. Die
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