Ihr Pferd ist tot - Steigen Sie ab
Gebrauchsanweisung dafür ist ganz einfach:
Hängen Sie ein Blatt Papier mit der Überschrift »Bedenkenliste« gut sichtbar an Ihrem Arbeitsplatz auf. Notieren Sie hier alle auftauchenden Widerstände, Bedenken und Ängste, wie beispielsweise:
Ich bin doch viel zu alt dafür.
Das wird sowieso nichts.
Ich habe Angst zu scheitern.
Ob ich damit genug Geld verdienen werde?
Ich kann mich nicht entscheiden.
Will ich das alles überhaupt?
Versuchen Sie, möglichst genau zu formulieren, welcher Gedanke sich Ihnen gerade in den Weg stellt.
Die Bedenkenliste hat folgende Aufgabe: Normalerweise nehmen wir vielleicht unsere Bedenken und Ängste wahr, empfinden sie aber als Störer und Widersacher und versuchen deshalb, sie zu bekämpfen und mundtot zu machen. Meist ignorieren wir sie ganz einfach oder ärgern uns über unsere eigenen negativen Gedanken. Aber davon werden sie bestimmt nicht kleiner – ganz im Gegenteil! Und dann mischen sie sich in unsere Denkprozesse ein, wo wir sie wirklich nicht gebrauchen können, weil jede Kritik unsere Ideenfindung stört und stoppt.
|147| Deshalb empfehle ich Ihnen, psychologisch klüger vorzugehen. Indem Sie nämlich Ihre inneren Widerstände ernst nehmen und ihnen Raum geben, werden sie oft schon ein wenig leiser. Mit dem Aufschreiben sollten Sie Ihren Bedenken unbedingt mitteilen: »Ich werde mich mit euch beschäftigen – aber nicht jetzt.« Auf diese Weise können Sie schnell wieder zu Ihren produktiveren Gedanken zurückkehren. Und die Prozessarbeit auf der zweiten Ebene kann zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden.
|148| Erfolgsfaktor Kreativität
»Ihre Kreativität ist verkümmert, also ganz normal.«
Vera F. Birkenbihl
Ich habe schon an einigen Stellen von kreativem Arbeiten und kreativen Prozessen gesprochen – und hier widme ich diesem Thema jetzt ein ganzes Kapitel. Vielleicht fragen Sie sich, was denn Kreativität mit der Jobsuche zu tun haben soll? Ist etwa das Ziel dieses Buches, aus seinen Lesern lauter Künstler, Maler, Musiker, Designer oder Werbetexter zu machen? Natürlich nicht. Ich möchte Sie aber gern davon überzeugen, Ihre Kreativität zu stärken und sie für Ihre Neuorientierung einzusetzen – denn auf diese Weise werden Ihre Erfolgschancen deutlich steigen!
Allerdings weiß ich auch, dass ich damit nicht bei jedem von Ihnen auf Begeisterung und offene Ohren stoße. Denn häufig, wenn ich das K-Wort in den Mund nehme, erlebe ich die Reaktion: »Ich bin doch überhaupt nicht kreativ!« Geht so ein Satz auch Ihnen gerade durch den Kopf? Dann möchte ich Sie trotzdem bitten, sich mit diesem Kapitel zu beschäftigen – ich verspreche Ihnen, dass Sie und Ihr Projekt davon profitieren werden.
Erst einmal sollten wir uns von der Idee verabschieden, dass die Kreativität eine ganz besondere Fähigkeit ist, die ausschließlich Künstlern und vielleicht noch einigen »kreativen Berufen« vorbehalten ist. Das ist nämlich Unsinn! Die Fähigkeit, sich etwas Neues zu er-denken (das lateinische Wort
creatio
bedeutet »Schöpfung«), ist Teil der Grundausstattung unseres Gehirns. Das bedeutet, dass
jeder
von uns – genau, auch
Sie
! – kreativ ist. Gibt es nicht an jedem Tag kleine und große Probleme, für die Sie neue Lösungen finden müssen? Egal ob wir ein Kuchenrezept variieren, Kreuzworträtsel lösen, unseren nächsten |149| Urlaub planen, eine Präsentation vorbereiten oder eine E-Mail schreiben – ohne die kreative Leistung des Gehirns wären unsere Ergebnisse alles andere als zufriedenstellend.
Wie weit wir uns dabei allerdings von Gewohnheiten und Vorgaben lösen und etwas Neues schaffen oder aber eingeschliffene Denkstrategien nur leicht abwandeln, ist individuell sehr unterschiedlich. Während der eine grundsätzlich sehr ähnliche Präsentationen hält und jeweils nur minimal variiert, versucht der andere jedes Mal, etwas ganz Neues zu entwickeln. Der eine backt nie den gleichen Kuchen, während der andere seine Fotos von verschiedenen Reisen gar nicht voneinander unterscheiden kann, weil sein Urlaub fast immer gleich abläuft. Wir sind also alle kreativ – nur wie intensiv wir diese Fähigkeit einsetzen, ist sehr, sehr unterschiedlich!
So wie wir eine Sprache verlernen, die wir nicht mehr sprechen, oder unser Gedächtnis nachlässt, wenn wir es nicht trainieren, verkümmert eben leider auch unsere Kreativität, wenn wir sie nicht nutzen. Wie ein Muskel abgebaut wird, den wir nicht gebrauchen, lassen auch ungenutzte Fertigkeiten unserer
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