Ihr Pferd ist tot - Steigen Sie ab
an dem sie in zwanzig Jahren arbeiten würde: Sie beschrieb mir ihre Praxistür, was auf dem Schild stand, wie ihre Arbeitsräume aussahen, welche Farben und Atmosphäre sie sah, die Kunden und Mitarbeiter und so weiter.
Hinterher war sie begeistert über das, was sie erlebt und gesehen hatte – dabei war nichts davon ihr wirklich neu gewesen. Sie hatte sich nur zum ersten Mal auf ihre Vision eingelassen! In den folgenden Wochen arbeitete sie an einer Collage: Sie malte Bilder, suchte nach Fotos und Symbolen und trug immer neue Details zusammen. Natürlich ging es jetzt nicht darum, ihre Ideen sofort in die Tat umzusetzen – schließlich war sie noch Anfängerin und die erträumte Praxis ziemlich groß. Aber Sabine war klar, wohin ihre Reise gehen sollte, und es fiel ihr leicht, die ersten Schritte dorthin zu gehen. Heute hat sie einen Raum für Einzelarbeit in einer Heilpraktiker-Praxis und gibt Yogaunterricht an der VHS. Sie schaut aber schon nach Räumen für ihre erste eigene Praxis.
Sabines Beispiel zeigt, welchen Nutzen die Visionsarbeit haben kann: Ohne eine Vision laufen wir Gefahr, zu klein zu denken und uns zu sehr auf Lösungen für unsere heutigen Probleme zu konzentrieren. Dann hangeln wir uns von Problem zu Problem, ohne die »große« Richtung im Blick zu haben.
Indem wir unsere Fantasie aktivieren, erlauben wir unserem Gehirn, Beschränkungen unserer heutigen Wirklichkeit auszublenden und uns vom kleinlichen Detaildenken zu lösen. Wir nutzen dann die Kraft unserer sinnlichen Vorstellungen und gewinnen Abstand zum |167| Heute mit seinen Ängsten und Blockaden – als würden wir einige Schritte zurückgehen, um ein großes Gemälde in seiner Gesamtheit zu betrachten. Auf diese Weise bekommen wir ein Bild von unserem Lebensentwurf.
»Aber wer weiß, ob ich in zwanzig Jahren diese Vorstellung überhaupt noch umsetzen möchte oder kann? Vielleicht denke ich dann völlig anders. Und es ist doch wichtiger, wie ich heute leben möchte.« Diesen Einwand höre ich manchmal, wenn ich von dem Wert einer Vision spreche. Er beruht auf einem Missverständnis: Natürlich geht es darum,
heute
etwas Positives für mein Leben zu erreichen! Ich entwickle meine Vision nicht, um diesen tollen Plan erst in zwanzig Jahren umzusetzen. Und selbstverständlich kann es sein, dass dann etwas überhaupt nicht mehr erstrebenswert sein wird, was mir heute als das Nonplusultra erscheint. Meine heutige Vision ist immer eine Momentaufnahme meiner Gegenwart. Aber sie nutzt mir auf zweierlei Weise:
Sie macht mir deutlich, welche Wünsche und Werte mir wirklich wichtig sind, indem sie meinen Lebensentwurf als Ganzes betrachtet.
Sie zeichnet mir ein Zukunftsbild, das ich heute schon ansteuern kann, weil es mir die richtige Richtung weist.
So arbeiten Sie mit Ihrer Vision
»Fantasie ist alles. Es ist die Vorschau
auf die kommenden Ereignisse des Lebens.«
Albert Einstein
Konnte ich Sie neugierig machen? Egal ob Sie sich schon mit Visionen befasst haben, Ihnen beim Lesen vielleicht einige Ideen kamen oder Sie noch eher im Dunkeln tappen, ich möchte Ihnen jetzt zeigen, wie Sie sich ganz praktisch einer Vision nähern können. Bevor Sie sich an die Arbeit machen, möchte ich Ihnen aber noch die folgenden Punkte ans Herz legen:
|168| Wenn wir uns mit Visionen beschäftigen, (ge-)brauchen wir dafür hauptsächlich unsere Fantasie. Eine kritische und logisch-rationale Haltung erschwert diesen Prozess sehr. Daher schieben Sie bitte alle aufkommenden Einwände, die Ihre Gedanken unvernünftig oder unlogisch finden, sanft beiseite, und ermutigen Sie Ihre Fantasie immer wieder. Visionsarbeit ähnelt der kreativen Arbeit und braucht den gleichen inneren Freiraum – nur geht es hier nicht um möglichst viele, bunte Ideen, sondern um Wünsche und Träume, die tief in Ihnen verwurzelt sind. Wir brauchen auch hier eine Menge Mut, um uns auf ungewohnte und vielleicht manchmal verrückt scheinende Eingebungen einzulassen. Ich weiß, dass es vielen Menschen schwerfällt, sich mit etwas so »Irrationalem« wie einer Vision zu beschäftigen. Und viele sind fest davon überzeugt, so etwas gar nicht zu haben. Selbst wenn es Ihnen so geht: Was haben Sie zu verlieren?
Bitte erwarten Sie nicht von sich, sofort ein detailliertes Bild Ihrer beruflichen Zukunft zu haben. Ihre Vision ist keine Powerpointpräsentation, die Sie nach Belieben einschalten können. Einige Menschen haben sehr schnell viele und klare Bilder und Eindrücke. Andere erleben erst
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