Ihr Pferd ist tot - Steigen Sie ab
Weg-von-Ziele, die uns sagen, dass es Zeit ist, unser totes Pferd zu verlassen. Dann fragen wir uns logischerweise, welche Hin-zu-Ziele wir anpeilen wollen. Wir können dabei in verschiedenen Zeithorizonten denken: Das Nahziel ist wahrscheinlich der nächste Job, den wir am liebsten schon in den nächsten Monaten antreten wollen. Dabei werden wir uns hauptsächlich an dem orientieren, was wir
heute
können, wollen und zur Verfügung haben. Wenn wir kurzfristig einen Neustart planen, brauchen wir natürlich heute schon die nötigen Ressourcen und Fähigkeiten. Mittelfristig, im Abstand von mehreren Jahren, sieht die Sache schon anders aus: In fünf Jahren hat sich meine Lebenssituation womöglich verändert, ich kann in dieser Zeit finanzielle Rücklagen anlegen, mich fortbilden und damit ein Jobprojekt vorbereiten, das heute noch nicht umsetzbar ist.
Egal ob meine Ziele kurz- oder mittelfristig angelegt sind, ich werde sie immer ausgehend von meiner jetzigen Situation denken, planen und bewerten. Das Ergebnis wird ein klar definiertes Projekt sein, das auch meinen Bedenken standhalten muss. In der Umsetzungsplanung verlangen Ziele immer eine logisch durchdachte Herangehensweise und ein möglichst lückenloses Konzept.
Eine Vision ist nicht dazu da, auf so eine Weise umgesetzt zu werden. Wenn wir von ihr sofortige Umsetzbarkeit verlangen, überfordern wir sie. Ihre Aufgabe ist vielmehr, uns die richtige Richtung zu zeigen, da sie sich immer auf das Wesentliche konzentriert. Unsere Vision verrät, worum es uns im Kern geht. Deshalb muss unsere berufliche Vision immer auch Teil unserer Lebensvision sein. Ein »Visi onsfilm « spielt meistens in der eher fernen Zukunft. Er ist keine detaillierte |165| Dokumentation, die genau aufzeigt, wie es einmal sein wird. Vielmehr arbeitet er mit Puzzleteilen von Bildern, Eindrücken, Atmosphären, Gefühlen, die nicht unbedingt zusammenpassen, sich auch widersprechen und lückenhaft sein können. Daraus lässt er eine Collage entstehen, die vor allem sinnliche Qualitäten hat. Das Besondere an meinem Visionsfilm ist: Er ist unglaublich attraktiv! Er macht mir deutlich, welche Themen mein Leben ausmachen (sollen) und motiviert mich, ihn eines Tages in die Wirklichkeit umzusetzen.
Menschen mit sehr detaillierten und interessanten Visionen sind meistens überdurchschnittlich erfolgreich – Christian gehört mit Sicherheit zu ihnen. Viele Menschen haben allerdings nur sehr verschwommene Vorstellungen, wohin ihr Leben gehen soll. Und die Mehrheit hat sich wahrscheinlich noch nie Gedanken über ihre berufliche oder private Vision gemacht.
Was geht Ihnen gerade durch den Sinn? Machen Sie sich manchmal Gedanken über Ihre berufliche und private Vision? Und wenn ja: Was wissen Sie schon darüber?
Oder verstehen Sie gerade nur Bahnhof? »Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen«, hat Helmut Schmidt einmal über Willy Brandt gesagt. Denken Sie vielleicht, dass dieses Thema mit
Ihrer
beruflichen Entwicklung nun wirklich gar nichts zu tun hat?
Eine gute Vision ist unwiderstehlich
»Jedes starke Bild wird Wirklichkeit.«
Antoine de Saint-Exupéry
Sabine kam zu mir, weil sie auf ihre Arbeit als Flugbegleiterin keine Lust mehr hatte. Lange Zeit war dies ihr Traumberuf gewesen, die Arbeitsbedingungen verschlechterten sich allerdings immer mehr, und sie wollte jetzt eine Arbeit »vor Ort« mit regelmäßigen Arbeitszeiten, um die Möglichkeit zu haben, eine Familie zu gründen. Da ihr Mann sehr gut verdiente, brauchte ihr neuer Job nicht unbedingt lukrativ zu sein.
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Im Coaching entstand bald die Idee, ihr langjähriges Hobby zum Beruf zu machen und eine eigene Praxis für Yoga und Entspannungstechniken zu gründen. Obwohl diese Idee offensichtlich eine Herzensangelegenheit für sie war, blieb Sabine unentschlossen. Was wollte sie auf welche Weise anbieten? Wer sollte ihre Zielgruppe sein? Wie würde sie überhaupt Kunden gewinnen? Auf keine dieser Fragen hatte sie eine Antwort und war viel zu verunsichert, um an die Realisierung ihrer Idee zu denken. Also erforschten wir ihre Vision: Als »Profi« fiel es Sabine leicht, sich erst einmal zu entspannen. Dann bat ich sie, in ihrer Fantasie zwanzig Jahre in die Zukunft zu reisen und zu schauen, was ihr hier begegnet. Sie möge alles berichten, was ihr in den Sinn käme – egal ob es »vernünftig« schien oder zu unserem Thema passte. Je länger sie erzählte, desto mehr Details fielen ihr ein. Natürlich besuchte sie auch den Ort,
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