Ihr Pferd ist tot - Steigen Sie ab
die Arbeit erst, wenn Sie wirklich den Eindruck haben, dass der Prozess (vorerst) abgeschlossen ist.
Bedenkenliste Halten Sie bei jeder kreativen Arbeit eine Bedenkenliste bereit, um innere Widerstände oder kritische Argumente sofort notieren und damit – auf sanfte Weise – zum Schweigen bringen zu können.
Aufmerksamkeit Damit das Gehirn Output leisten kann, braucht es ja erst einmal Input – deshalb ist es wichtig, die eigene Aufmerksamkeit konsequent zu nutzen und zu trainieren: Interessante Informationen gibt es überall! Die Frage ist nur, ob Sie sie wahrnehmen. Ich empfehle meinen Klienten, ganz bewusst mit offenen Augen durch ihren Alltag zu gehen. Verzichten Sie im Bus, in der Bahn, im Flugzeug oder im Café auf Lektüre und iPod, und sehen sich lieber um. Schauen Sie auf Schilder, Werbung oder in Schaufenster mit der |160| Frage im Hinterkopf: »Wo entdecke ich Informationen für mein berufliches Projekt?« Selbst wenn Sie fernsehen oder ein Magazin durchblättern, können Sie darauf achten. Ich meine damit aber nicht, dass Sie sofort Hinweise für konkrete Jobs suchen sollen – denken Sie daran, dass Ihr Gehirn »Futter« für die Inkubationsphase braucht. Programmieren Sie Ihre Aufmerksamkeit daher lieber auf die Frage, was Sie anspricht, interessiert und Ihnen gefällt. Welche Bilder und Ideen erzeugen bei Ihnen gute Gefühle?
Medienfasten Um unsere Aufmerksamkeit zu unterstützen, ist es sinnvoll, Informationsquellen abzuschalten, mit denen wir sonst unseren »Prozessor« permanent am Laufen halten, ohne dass wir wirklich Wichtiges erfahren: Verringern Sie Ihren Konsum an TV, Kino, Büchern, Zeitungen und Musik für eine Weile, und verzichten Sie mal für eine Woche ganz darauf. Lesen Sie nur, was unerlässlich ist. Ich habe natürlich generell nichts gegen den Medienkonsum – wir verwenden diesen Input allerdings oft, um uns vom Nach-Denken und Nach-Fühlen abzulenken. Klar, Entspannung ist etwas Schönes, aber wenn Sie Ihre Kreativität trainieren wollen, sollten Sie einmal eine Woche »Medienfasten« ausprobieren. Es ist ungewohnt und manchmal unbequem – öffnet aber Ihre »Kanäle« und bringt Sie auf neue Gedanken.
Verrücktheiten Last but not least: Sie dürfen sich im kreativen Prozess ruhig ein bisschen verrückt fühlen und verhalten! Kreative Arbeit ist immer spielerisch und auf der Suche nach ungewohnten Blickwinkeln und Erfahrungen. Hinterfragen Sie Ihren gewohnten Blick auf Ihren Alltag. Erlauben Sie sich, mal auf etwas andere Gedanken zu kommen und die Welt auf ungewohnte Weise zu betrachten.
|161| So zäumen Sie das Pferd von vorne auf: Ihre berufliche Vision
»›Einfach lächerlich, dass so ein Mädchen Sängerin werden will‹, befand die Gesangslehrerin Elvira de Hidalgo, als ihr eine pummelige und bebrillte Fünfzehnjährige in Athen zum ersten Mal gegenüberstand«, schreibt Susanne Gretter in ihrem Buch
Berühmte Frauen
(zi tiert nach www.fembio.org ). Dieses Mädchen wollte aber unbedingt eine Karriere als Sängerin machen – und sie hieß Maria Callas. John F. Kennedy versprach, Menschen auf den Mond zu schicken – während das amerikanische Weltraumprogramm gerade von einem Misserfolg zum nächsten stolperte. Der Wissenschaftler Wernher von Braun war überzeugt davon, diese Aufgabe bewältigen zu können. Theodor Herzl entwarf schon Ende des neunzehnten Jahrhunderts seine Idee eines jüdischen Staates und schaffte damit eine wichtige Voraussetzung für dessen Entstehen fünfzig Jahre später.
Was diese Menschen neben ihrer großen Entschlossenheit mitbrachten, war eine starke Vision. So wichtig Talent und Engagement auch sind – ohne eine Vorstellung von dem, was einmal sein soll, ist es schwer, sich selbst und andere Menschen zu begeistern und zu motivieren.
Um
Ihre
Vision soll es in diesem Kapitel gehen. Keine Sorge, ich werde jetzt nicht doch noch mit der »Du-kannst-alles-erreichen-Du-musst-es-nur-wollen«-Leier kommen. Mir geht es überhaupt nicht darum, mit bloßer Willenskraft die Welt aus den Angeln zu heben. Wenn Menschen große Ziele haben, ist das sicherlich toll – eine Vision kann aber auch für uns Normalsterbliche eine wichtige Motivationsquelle sein. Und die sollten wir unbedingt nutzen! Sie haben aber gar keine Vision? Schauen wir mal.
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Christian wusste schon in der Mittelstufe, vielleicht sogar schon als Kind, dass er eines Tages Koch sein würde. Als ich ihn kennen lernte, war er bereits Ende vierzig. Seine Biografie hat mich
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