Ihr Pferd ist tot - Steigen Sie ab
uns mögen. In diesem Moment fehlt uns die innere Stärke und Sicherheit des Erwachsenen.
Nehmen wir als Beispiel den Ich-Anteil, den Michael seinen »Inne ren Beamten« nannte: Dieser Teil hat Angst vor der Ungewissheit, die Veränderungen mit sich bringen könnten. Er glaubt, dass die Welt an sich gefährlich ist, und dass man deshalb besser bei dem bleibt, was man kennt und hat. Am besten, das Leben läuft jeden Tag auf die gleiche Weise ab – dann kann nichts passieren. Solche inneren Beamten kennen die meisten von uns. Was wir selten wahrnehmen ist, wie viel Angst in ihnen steckt und wie kindlich ihre Psyche eigentlich ist! So kritisch und entwertend sie auch oft sind – sie sehen die Welt durch die Augen eines Kindes.
Wenn wir meinen, unser Leben und unseren Job verändern zu müssen, gerät so ein Ich-Anteil natürlich in Bedrängnis! An Michaels Sprache war sogar zu erkennen, wie jung sein Beamter war, wenn er |200| Sätze sagte wie: »Das kann ich doch nicht machen. Dann sind doch alle böse auf mich. Und meinem Arbeitgeber brauche ich damit nicht unter die Augen zu treten.« Hören Sie das Kind?
Alles, was uns in so einer Situation oft einfällt, ist dann, uns selbst Druck zu machen und uns zu kritisieren. Stellen Sie sich vor, wie ein verängstigtes Kind darauf reagieren muss – dass es nicht den Fuß von der Bremse nimmt und noch starrer wird, ist doch verständlich, oder?
Bitte denken Sie nicht, dass kindliche Ich-Anteile ungesund oder neurotisch sind. Sie sind einfach ein Teil unserer Psyche, und das bedeutet überhaupt nicht, dass wir als Persönlichkeit durch sie weniger erwachsen sind. Wenn wir ihr Wesen anerkennen, haben wir die beste Chance, unsere inneren Blockaden zu lösen. Wir müssen dafür allerdings unseren Blick auf uns selbst ein wenig verändern: So wie es keine generell »schlechten« Kinder gibt, gibt es auch keine schlechten Ich-Anteile. Auch wenn sie uns nerven und unseren Plänen im Wege stehen: Wir sollten sie unbedingt ernst nehmen und uns mit ihren Ängsten und Sichtweisen auseinandersetzen.
Indem Michael verstand, dass sein innerer Beamter kein schlechter Kerl ist, und seine Ängste berücksichtigte, gelang es ihm, seine Blockade zu lösen und handlungs- und entscheidungsfähig zu werden.
Unsere Ich-Bühne
Wir können unser Ich mit einer Bühne vergleichen, auf der verschiedene Spieler – je nach Szene und Stück – positioniert sind. Einige stehen ganz vorn im Scheinwerferlicht, andere fast unsichtbar im Hintergrund. Und es gibt einen Spielleiter – ich nenne ihn unseren Ich-Manager –, der dafür zuständig ist, dass die Zusammenarbeit funktioniert und das Ergebnis stimmt. Wenn Sie gerade über Ihre Ich-Anteile nachdenken, nehmen Sie damit die Funktion des Ich-Managers an und sind Moderator Ihrer Anteile. Sie entscheiden schließlich, wie Sie sich in Ihrer inneren Vielstimmigkeit verhalten wollen.
|201| Läuft es gut, ziehen alle an einem Strang und arbeiten zusammen. Sind wir aber innerlich blockiert, verhält sich jeder als Solist und arbeitet vor allem
gegen
seine Mitspieler. Völlig aus dem Ruder läuft die Aufführung, wenn der Ich-Manager parteiisch ist und sich mit einigen des Ensembles identifiziert und andere am liebsten feuern würde. Und genau das geschieht, wenn wir unsere Persönlichkeit in Licht- und Schattenseiten aufteilen und meinen, dass wir die konstruktiven Teile »sind« und die anderen nur genügend unterdrücken müssen, um ein guter und erfolgreicher Mensch zu sein!
Die Darsteller
Welche Darsteller auf unserer Ich-Bühne spielen, ist individuell unterschiedlich, aber es gibt einige klassische Rollen, die häufig auftauchen, wenn es um berufliche Veränderungen geht:
Mindestens ein Anteil wünscht sich Veränderung – Sie hätten dieses Buch nicht in der Hand, wenn nicht ein Teil von Ihnen etwas Neues wollte. Vielleicht ist da ein »Abenteurer«, der neue Erfahrungen sucht, ein »Entwicklungsbeauftragter«, der lernen und sich erweitern will, oder ein »Spaßsucher«, dem es Freude macht, wenn er sich mit neuen Situationen beschäftigen darf
Viele von uns haben einen pflichtbewussten Anteil, der nur die Parole kennt: »Was muss, das muss.«
Was wären wir ohne unseren inneren »Leistungsträger«, der vor allem zeigen will, was er kann?
Sein Mitspieler mag der »Perfektionist« sein, dem egal ist,
was
er tut – die Hauptsache ist, er macht es perfekt.
Ganz wichtig – wenn auch leider oft nur in einer Nebenrolle – ist der
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