Ihr Pferd ist tot - Steigen Sie ab
Selbstverständliches aufzuschreiben. Wichtig ist auch hier, dass Sie dies regelmäßig tun – also möglichst jeden Abend.
|195| Endlich raus aus der mentalen Blockade!
»Ja, jetzt sehe ich ein, dass ich schon viel zu lange auf meinem toten Pferd gesessen habe. Und ich weiß jetzt: Mein Pferd IST tot und wird nicht mehr aufstehen. Ich werde sofort damit beginnen, mir ein neues, gesundes und richtig gutes Pferd zu suchen. Wow. Ich bin frei! Ich werde meine Kreativität nutzen und viele tolle Ideen haben. Angst war gestern. Ich bin schließlich der Regisseur meines Lebens! Ich habe eine Menge Fähigkeiten und Interessen, und meine Vision werde ich auch noch finden. Wer könnte mich jetzt noch aufhalten?!
Okay, dann fang ich mal an.
Oder vielleicht koche ich mir doch erst einen Kaffee? Aber dann geht’s so richtig los. Na ja, die Steuererklärung ist überfällig. Mache ich besser gleich.
Aber morgen hält mich nichts mehr. Ganz bestimmt.«
Wer Sie jetzt noch aufhalten kann? Vielleicht Sie selbst?
Wir nähern uns langsam dem Ende dieses Buches. Haben Sie vielleicht schon begonnen und arbeiten bereits an Ideen für Ihren neuen Job? Ist in Ihnen die Überzeugung gewachsen, der Käpt’n auf Ihrer Brücke zu sein? Spüren Sie Elan und Energie? Oder haben Sie das Gefühl, dass Sie noch irgendwie festhängen? Glauben Sie, dass Sie im Prinzip den nächsten Schritt tun
könnten
, aber wahrscheinlich doch nicht tun
werden
– vielleicht weil es bisher immer so war? Sind Sie skeptisch und trauen sich eher doch nicht zu, eine berufliche Veränderung anzupacken?
|196| Time to say good bye: Abschied von Ihrem toten Pferd
»Estragon: Komm, wir gehen!
Wladimir: Wir können nicht.
Estragon: Warum nicht?
Wladimir: Wir warten auf Godot.
Estragon: Ach ja.«
Samuel Beckett, Warten auf Godot
Es könnte alles so schön sein. Wir könnten uns doch so leichtfüßig in berufliches Neuland aufmachen – wenn da nicht unsere »andere« Seite wäre, die uns immer wieder ausbremst. Wir haben gesehen, dass sie uns auf verschiedene Weisen und in verschiedenen Phasen des Neuorientierungsprozesses stoppen kann. Manchmal tut sie dies schon gleich zu Beginn und sorgt dafür, dass wir gar nicht erst auf neue Gedanken kommen. Wenn wir es aber trotzdem schaffen und schon mögliche Auswege erkennen, stellen uns unsere inneren Widersacher auch gern noch auf der Zielgeraden ein Bein!
Dann wissen wir, was wir jetzt eigentlich tun wollen und könnten – lassen aber doch lieber alles beim Alten. Der entscheidende Impuls scheint uns zu fehlen. Vielleicht fangen wir wieder an, »gute Gründe« für unser Nichthandeln zu finden. Wir fühlen uns energielos und resigniert. Geht es Ihnen vielleicht auch so? Haben Sie sich vorgenommen, endlich aktiv zu werden, oder haben Sie sogar schon mit der Arbeit begonnen? Und droht jetzt die Gefahr, dass Sie dieses Buch zu den anderen Ratgebern ins Regal stellen und sich vornehmen »Wenn ich mal Zeit habe, werde ich mich damit beschäftigen«? Oder denken Sie gar »Das kann mir ja doch nicht helfen«?
Also doch lieber zurück auf’s tote Pferd?
Wenn Sie sich jetzt blockiert fühlen, werfen sich Ihre inneren Widersacher wahrscheinlich so richtig ins Zeug, damit diese Lektüre möglichst wenige Konsequenzen auf Ihr Handeln und Denken hat. Es wäre sehr schade, wenn die sich damit durchsetzten! Lassen Sie uns lieber schauen, wie Sie psychologisch klug mit einer inneren Blockade umgehen können.
|197| Michael war in einer Kulturbehörde zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit. Ihm machte seine Arbeit Spaß, aber die Belastung war sehr hoch. Ins Coaching kam er, weil er befürchtete, ihr auf Dauer nicht gewachsen zu sein. Er erzählte mir, dass er schon seit vielen Jahren davon träumte, sich eine Auszeit zu nehmen und für ein Jahr durch Asien zu reisen. Aber das ginge natürlich nicht, weil es mit seinem Job unvereinbar wäre und seine Freundin und die Familie ihn dabei auf keinen Fall unterstützen würden. Deshalb sei dieser Plan ein Ego-Trip und völlig unrealistisch. Okay.
Während er aber davon sprach, leuchteten seine Augen, und es war nicht zu übersehen, dass diese Reise ein echter Herzenswunsch war. Ich hakte nach und erfuhr, dass er noch keinem Menschen gesagt hatte, wie sehr er sich dieses Projekt wünschte – und über Auszeitregelungen hatte er sich bei seinem Arbeitgeber überhaupt noch nicht informiert. Für Michael stand trotzdem fest, dass seine Freundin zutiefst gekränkt und er an seinem
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