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Ihr schafft mich

Ihr schafft mich

Titel: Ihr schafft mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolaus Nuetzel
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Kraut gewachsen?
    Um ein Bild der Gesellschaft zu entwerfen, in der Menschen leben sollen, braucht man also erst einmal ein Menschenbild – eine Anthropologie (vom Griechischen ánthropos – der Mensch und lógos – die Lehre).
    Die Evolution als Erklärungs-Joker
    Auf die Frage »Was ist der Mensch?« haben früher Religionswissenschaftler oder Philosophen Antworten gegeben. Von den Religionen konnte man beispielsweise hören, der Mensch sei als Sünder geboren. Und daher baut er halt immer wieder Mist. Schon unter den ersten Menschen habe es Mord und Totschlag gegeben, heißt es in der Bibel: Kain erschlug Abel.
    Etwas aktuellere Antworten auf die Frage »Was ist der Mensch?« versuchen inzwischen Naturwissenschaftler zu geben. So führen Forscher die Aggression, die augenscheinlich zum Wesen des Menschen gehört, gern auf die Vorgeschichte der Menschheit zurück. Auf die Zeit also, als der Mensch noch nicht so recht ein Mensch war, sondern eher ein Tier. Die Frühmenschen hätten irgendwann erkannt, dass Fleisch nahrhafter ist als Wurzeln und Früchte, lauten solche Erklärungen. Deswegen hätten sie irgendwann nicht nur das Aas toter Tiere gegessen, sondern Tiere gejagt. Doch um ein Tier mit einem Faustkeil oder einem Beil zu töten, muss man zunächst mal einer gewissen Aggression freien Lauf lassen. Wer kein Blut sehen kann, wird kein guter Jäger, so lassen sich viele der naturwissenschaftlichen Erklärungen für die Herkunft der menschlichen Aggression verkürzt auf den Punkt bringen. Wer sanft ist, kommt nicht weiter.
    Und die Naturwissenschaft bietet noch weit mehr Erklärungen über das Wesen des Menschen an. Seit Charles Darwin im Jahr 1859 sein Buch Ȇber die Entstehung der Arten« veröffentlicht hat, gibt es (vermeintlich) eine Erklärung für alles, was sich in der Welt der Pflanzen, Tiere und auch Menschen verändert: die Evolution. Darwins Gedanken werden oft auf den Satz verkürzt: »Was dazu beiträgt, dass eine Art im Überlebenskampf Erfolg hat, setzt sich durch.« Auch das Verhalten der Menschen wird gern so erklärt, dass es dazu beitragen soll, die jeweils eigenen Erbanlagen möglichst weit zu verbreiten.
    Warum Männer Frauen mit großen Brüsten mögen?
    Wenn jemand die Frage beantwortet haben möchte, warum viele Männer Frauen mit großer Oberweite attraktiv finden und Frauen mit flachen Brüsten nicht ganz so sehr, dann lautet eine Erklärung in dieser Lesart der Darwin’schen Lehre: weil Frauen mit ordentlicher Oberweite gemeinsamen Nachwuchs besonders gut mit Muttermilch versorgen können. Und warum finden Männer Frauen mit langen Beinen attraktiv? Weil die vor gefährlichen Raubtieren schneller weglaufen – und dabei den gemeinsamen Nachwuchs retten können. Warum stehen Männer auf Frauen mit schönem, glänzendem Haar? Weil das ein Zeichen von Gesundheit ist, und wer sich mit einer gesunden Frau fortpflanzt, bekommt gesunde Nachkommen.
    Auch auf die Frage, warum Frauen im Gegenzug oft nicht ganz so viel Wert aufs Äußere ihrer Paarungspartner legen, sondern mehr auf innere Werte, gibt dieses Erklärungsmuster eine Antwort. Wer neun Monate Schwangerschaft und viele Jahre Kinderbetreuung auf sich nimmt, der sucht sich jemanden, der auch hinterher noch als verantwortungsvoller Familienvater für ein gutes Leben sorgt. Also muss der Mann, mit dem eine Frau freiwillig ins Bett geht, nicht immer superbreite Schultern haben – woraus man schließen könnte, dass er gut gegen wilde Tiere kämpfen kann. Oft genügt es auch, dass er nett ist.
    Warum Männer einander die Köpfe blutig hauen?
    Für die Frage, warum sich die Menschen seit Ewigkeiten immer wieder zu Hunderten und Tausenden gegenseitig die Köpfe einschlagen, bietet diese Form des Darwinismus ebenfalls eine Erklärung. In früheren Zeiten, wenn Jagdgründe, Weidegründe oder Wasser knapp wurden, sei Aggressivität hilfreich gewesen, um der eigenen Sippe das Überleben zu sichern. Wer bereit ist, die Nachbarn mit Gewalt aus ihren Jagdgründen zu vertreiben, tut etwas für die eigenen Leute.
    Zusätzlichen Stoff für Konflikte haben sich die Menschen außerdem verschafft, als sie das Eigentum erfanden. Irgendwann sagte ein Mensch erstmals zu einem andern: »Das ist meins und nicht deins.« Ziemlich bald darauf gab der eine dem andern eins

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