Ihr stolzer Sklave
Schnitzerei zu beenden, benötigte er sie nicht. Wenn er in ihrer Nähe war, schien er ein anderer Mann zu werden. Dann leiteten ihn seine Instinkte und nicht seine Ehre.
Bleib ihr fern, ermahnte er sich.
Nachdem sie das Fleisch zerteilt und in Körbe zerlegt hatten, tauchte er seine Hände in eine Viehtränke, um das Blut abzuspülen. Einiges von den Stücken würde eingesalzen und geräuchert werden, um es haltbar zu machen. Aber Kieran nahm an, dass Davin etwas von dem frischen Wildbret für sein heutiges Nachtmahl haben wollte.
„Ich glaube, wir können für heute die Arbeit beenden“, sagte Orin und steckte sein Messer an seinen Gürtel. „Iss mit uns“, bot er ihm an. „Mein Pflegevater, Davins Vater, will die Geschichte von der Jagd hören.“ Kieran schüttelte den Kopf. „Ich bin ein Sklave, ich bin keiner von euch.
Mein Platz ist nicht in deiner Nähe.“
„Davin wird es nicht übel nehmen“, beharrte der Bursche. „Er bat mich, dich einzuladen.“
„Bat er dich oder befahl er es dir?“ Kieran säuberte seine Klinge und steckte sie in die Scheide.
Orin lächelte schwach. „Gibt es da einen Unterschied? Komm, Davin wird uns schon erwarten.“
„Aber ich bin noch nicht mit dem Fleisch fertig.“ Es war sein letztes Argument. Man konnte es nicht hier draußen lassen, es würde verderben.
„Bring es runter in die Vorratshöhlen. Dort ist der Boden teilweise noch gefroren, und es wird sich bis morgen halten. Ich zeige es dir.“ Orin hob zwei der Körbe vom Boden auf, während der Sklave die beiden übrigen nahm. Der junge Mann führte ihn zu einer kleinen Hütte, und Kieran stieg die Leiter hinunter in einen Vorratskeller. Nacheinander reichte Orin ihm die Körbe. Dann kletterte auch er nach unten, um Kieran zu zeigen, wo er das Fleisch abzulegen hatte.
Die Luft war sehr kühl, und die steinernen Wände verstärkten die Kälte noch. Kieran setzte die Körbe an der gezeigten Stelle ab, und Orin brachte ein Stück Leder, in das er mehrere Pfund Wildbret einwickelte. „Das hier bringen wir meinem Pflegevater.“
Kieran blieb keine andere Wahl, als dem jungen Mann zu folgen. Eine Verbindung zwischen Davin und Orin hatte er nicht vermutet. Das hieß, dass der Bursche jünger war, als er angenommen hatte. Die meisten jungen Männer beendeten ihre Zeit bei den Pflegeeltern im Alter von siebzehn.
Als sie an seiner winzigen Hütte vorbeikamen, wünschte er sich, er müsste jetzt nicht seine Zeit mit Davin verbringen. Er zog es vor, allein zu sein und mit niemandem zu sprechen. Noch wollte er, dass irgendjemand aus lauter Neugier in seiner Vergangenheit herumschnüffelte.
Er ging hinter Orin her und tat so, als bemerkte er nicht die Augen der Dorfbewohner, die sie beide interessiert beobachteten. Kierans Widerstand erwachte, und er ballte die Hände zu Fäusten. Es war, als würde ihn eine unsichtbare Kette am Hals reißen und ihn hin zu seinem ungewollten Herrn zerren.
Allzu bald standen er und der junge Mann vor dem Eingang von Davins Unterkunft. Der junge Bursche öffnete die Tür und bedeutete ihm einzutreten.
„Ich habe Kieran mitgebracht, damit er an unserem Nachtmahl teilnimmt, Neasa“, erklärte Orin und übergab ihr das in Leder eingewickelte Fleisch.
Neasa, eine große Frau mit dunklen Haaren, trug ein feines cremefarbenes léine mit einem violetten Oberkleid. Ihre Augen blickten voll Widerwillen, als sie den Unfreien sah.
„Sklaven teilen nicht das Mahl mit den flaiths “, tadelte ihn Neasa. „Aber er mag uns heute Abend bei Tisch bedienen.“ Sie nickte Kieran zu und schickte ihn mit einer Handbewegung zu den anderen Sklaven. „Bereite zusammen mit den anderen das Essen vor, und kümmere dich um die Gäste.“
Kieran ließ sich keine Regung anmerken. Er hatte so etwas erwartet.
Wieso Orin angenommen hatte, es würde anders sein, wusste er nicht. Für eine Frau eines Stammesführers war der Rang das Wichtigste.
Angespannt hielt er nach einer Möglichkeit Ausschau, wie er von hier wieder fortkommen konnte. Alles, was er tun musste, war, einem anderen Mann, der draußen arbeitete, zu folgen. Seine Augen suchten die Hütte nach einer solchen Chance ab.
„Kieran ist mein Gast“, widersprach Orin. „Wäre er nicht gewesen, hätten wir überhaupt kein Fleisch.“
Neasa warf ihm einen mitleidigen Blick zu. „Der Mann kennt seinen Platz, auch wenn du es nicht tust. Jetzt geh und hilf deinem
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