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Ihr stolzer Sklave

Ihr stolzer Sklave

Titel: Ihr stolzer Sklave Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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Iseult. Ihm gab die schroffe Schönheit des Landes ein Gefühl von Frieden.
      Und den hatte sie letzte Nacht doch gesucht, oder nicht? Als sie durch die Dunkelheit wanderte, fort von allen anderen. Der Schmerz in ihrem Gesicht hatte ihn erschreckt. Was quälte sie nur so sehr?
      Darauf bedacht, Abstand zu wahren, war er ihr gefolgt. Er hatte über sie wachen wollen, hatte sie beschützen wollen vor dem, was immer sie bekümmerte.
      Sie mochte ihn nicht, aber er war auch nicht sehr freundlich zu ihr gewesen. Die Wahrheit war, dass ihn Iseults Nähe verwirrte. Sie war die Art Frau, bei der jeder Mann davon träumte, mit ihr zusammen zu sein. Sie besaß
      eine
      natürliche,
      außergewöhnliche
      Schönheit,
      die
      keiner
      Anstrengungen bedurfte.
      Kieran hatte gelernt, solchen Frauen zu misstrauen. Nie meinten sie, was sie sagten. Mit wenigen Worten konnten sie die Willenskraft eines Mannes zu Staub werden lassen.
      Heute Abend würde sie wieder zu ihm kommen, während er ihr Bildnis in Holz schnitzte. Er schwor bei Egans Leben, sie nicht anzurühren, es nicht zuzulassen, dass sich sein Körper oder sein Geist mit verbotenem Verlangen beschäftigte. Er mochte alles verloren haben, aber er besaß immer noch seine Ehre.
      Als die Sonne höher stieg, ging Kieran zurück zum Bach, um nach seinen Schlingen zu sehen, und er fand zwei Kaninchen darin. Mit Davins Messer nahm er sie aus, zog sie aber nicht ab, und band sie zusammen. Er steckte sie in einen Beutel an seinem Gürtel, bevor er zu den Pferden zurückkehrte. Er streichelte den Rücken des Wallachs und sprach leise mit dem Tier.
      Die Männer kehrten mit leeren Händen zurück. Obwohl Davin die Kaninchen bemerkte, die Kieran gefangen hatte, verlangte er nicht von ihm, sie ihnen für ihr Mittagsmahl zu übergeben. Stattdessen aßen die Jäger getrocknetes Fleisch und Brot, bevor sie weiter nach Westen zogen.
     
      Am späten Nachmittag erreichten sie einen tiefen Wald, der etliche Meilen vom Ringwall entfernt lag. Sie ließen die Pferde am Waldrand und banden sie mit den Zügeln zusammen, damit sie sich nicht entfernten. Dieses Mal winkte Davin dem Sklaven, ihnen zu folgen. Eichen und Kiefern wuchsen dicht beieinander, und ein Teppich aus Farnen und dunkelgrünem Moos bedeckte den Boden. Blasses Sonnenlicht fiel durch das Blätterdach, und die Erde roch nach dem Regen, der zuvor gefallen war. Kieran merkte sich die verschiedenen Bäume, die hier wuchsen, Birke und Haselnuss, Esche und Pappeln. Es mochte eine Zeit kommen, in denen er sie brauchen würde.
      „Nimm dich in Acht, Sklave.“ Direkt hinter Davin hatte sich Cearul befunden, der nun mit gezogenem Messer vor ihn trat. Das Sonnenlicht schimmerte auf seinem rasierten Schädel, und seine Augen blickten wachsam. Kieran machte sich nichts vor. Er glaubte nicht, dass die Waffe allein zur Jagd bestimmt war. Der rotbärtige Mann wollte ihm seine Überlegenheit demonstrieren.
      Die anderen unterhielten sich miteinander, als ob Kieran gar nicht da wäre, und sahen zu Davin, damit der sie anführte. Für Kieran war es ein seltsames Gefühl, wenn auch nicht völlig unwillkommen. So viele Male hatte er bei seinem eigenen Stamm die Verantwortung übernommen. Und es gab so viele Entscheidung, die er jetzt gern zurückgenommen hätte.
      Einer der Männer war jünger als die anderen. Wenn er sich nicht täuschte, hatte der Bursche kaum achtzehn Sommer gesehen. Er wartete, bis alle an ihm vorbeigezogen waren, und ging dann hinter dem jungen Mann her. Orin nannten ihn die anderen. Sein dunkelblondes Haar lag fransig um seinen Hals, als hätte er es mit einem Dolch abgesäbelt, anstatt es wachsen zu lassen. Ein dünner Bart bedeckte seine Wangen. Der Junge lief voller Eifer mit, gerade so, als hätte man ihm zum ersten Mal erlaubt, die Männer zu begleiten.
      Orins Benehmen ließ Kieran daran denken, wie Egan sich wohl betragen hätte, hätte er das Mannsein noch erleben dürfen. Er senkte den Kopf und sprach ein leises Gebet für die Seele seines Bruders, bevor er seine Gedanken zwang, sich wieder mit der Jagd zu beschäftigen.
      Er kniete nieder und untersuchte den Boden nach Fährten von Tieren.
      Während er prüfend die Luft einsog, erstarrte er.
      Dort, nur wenige Yards von ihnen entfernt, erspähte er, wo nach sie suchten. Er kroch vor und tippte Orin auf den Rücken. Mit einer Geste hieß er ihn, leise zu sein. Er deutete zur Lichtung hinüber, wo ein Hirschkalb den Kopf

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